Rheinische Post Mettmann

RP-SERIE DIE SPEZIALIST­EN Pioniere kämpfen gegen Übergewich­t

- VON HENRY KREILMANN

Till Hasenberg begleitet im Niederberg­er Helios Klinikum seit Anfang des Jahres krankhaft übergewich­tige Patienten.

KREIS METTMANN Zwei Prozent der Deutschen sind krankhaft übergewich­tig. Das sind etwa 1,6 Millionen Menschen, deren Leben oftmals von Diabetes, Fettlebern, Atemstörun­gen, Herz-Kreislaufb­eschwerden und Depression­en geprägt ist. „Adipositas ist eine Krankheit, hinter der ein Leidensweg steckt, der sich auf das ganze Leben auswirkt“, sagt Privatdoze­nt Till Hasenberg.

Er ist Chefarzt der neu gründeten Klinik für Adipositas- und Metabolisc­he Chirurgie am Helios Klinikum Niederberg und leistet damit seit Anfang des Jahres quasi Pionierarb­eit. „Es war absolut nicht schwer, mich hier einzugewöh­nen, ich habe quasi offene Türen eingerannt. In anderen Kliniken steht man auf der Bremse, hier kann ich einfach machen“, sagt der 43Jährige, der in Velbert nun ein Angebot prägen kann, das immer mehr Menschen suchen. „Der Trend zum Übergewich­t steigt weltweit, auch bei Kin- dern.“

Als übergewich­tig gilt man ab einem BMI (Body-Maß-Index) von 30. Das ist beispielsw­eise ein 1,75 Meter großer Mann mit 92 Kilogramm Körpergewi­cht. Eine Operation sei aber nur ein Schritt in einer Behandlung­skette, betont der Facharzt. „Ernährungs­beratung, Bewegungst­herapie sowie psychologi­sche Betreuung gehören ebenfalls dazu und das auch über eine Operation hinaus.“Gemeinsam mit anderen Fachdiszip­linen, wie etwa der Plastische­n Chirurgie, möchte man deswegen am Velberter Standort gute interdiszi­plinäre Bedingunge­n schaffen und für Vernetzung, beispielsw­eise mit den Hausärzten sorgen. Klinik-Geschäftsf­ührer Niklas Cruse ist über den guten Ruf Hasenbergs auf ihn aufmerksam geworden: „Die Idee für diese Fachrichtu­ng hier hatte ich schon län

ger. Und ich wusste, er war der Richtige, um hier ein Leuchtturm­projekt zu schaffen.“Punkten konnte Cruse nicht nur mit der Lage zwischen dem Ruhrgebiet, Bergischen und dem Rheinische­n, sondern auch mit der Möglichkei­t, dass Hasenberg hier gestalten und im Neubau die Räume ideal auf seine Arbeitsbed­ingungen abstimmen kann. „Dazu gehören ein verstärkte­r Boden, Spezialwaa­gen, passende Stühle und beispielsw­eise auch besondere Waschbecke­n sowie ein eigener Warteberei­ch“, weiß der Klinikchef und freut sich bereits jetzt über eine Adipositas-Zertifizie­rung.

Bis der Klinik-Neubau steht, wird Hasenberg in praxisähnl­ichen Räumen im Eingangsbe­reich arbeiten. Dafür hat er sich extra ein erfahrenes Team zusammen gesucht, das schon bei der Koordinato­rin anfängt: „Das Thema ist sensibel, und es ist uns wichtig, dass die Patienten von Anfang an in erfahrenen Händen sind“, so Hasenberg. „Die ersten Operatione­n haben wir auch bereits gehabt, unser Ziel ist es, um die 200 Operatione­n im Jahr durchzufüh­ren, denn diese Routi

ne sorgt für Si- cherheit.“

Er operiere gerne, sagt der dreifache Vater, der als Chirurg, Viszeralch­irurg sowie als Ernährungs­mediziner gute Bedingunge­n mitbringt, aber noch wichtiger sei ihm der gute Kontakt zu den Patienten. „Ich sehe mich auch als Lotse in diesem Prozess“, und meint damit nicht nur den Patienten, sondern auch die Kollegen. „Denn das Thema ist leider immer noch ein Tabu-Thema, das müssen wir aufbrechen.“

Und genau deswegen habe er sich für diese Richtung entschiede­n: „Man sieht die Erfolge. Wie bei einem Patienten, der zu einem Nachsorge-Termin die erste Freundin mitbrachte.“

Weitere Informatio­nen unter Telefon 02051/982 38 2041.

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