Calexico: Wilder Ritt zum nächsten Scheunen-Schwof
KÖLN Das beste Rezept gegen Frühjahrsfrust: ein Abend mit Calexico. Nicht nur, weil die Band aus Tucson (Arizona) im Kölner E-Werk extrem entspannt aufspielt. Sondern auch, weil ihr karibisch grundierter TexMex-Gitarrensound genau die Wärme liefert, die der Frühling bisher vermissen lässt. Wobei die Gruppe um Frontsänger Joey Burns und Schlagzeuger John Convertino auf dem neuen Album „The Thread That Keeps Us“auch deutlich krachigere, blues- und jazzgetränkte Töne anschlägt. So heizt die Truppe mit dem treibenden Swamp-BluesSong „Dead In The Water“von der aktuellen Platte sofort die Stimmung an und hält das Tempo bis zum Ende.
Calexico sind bekannt für ihre breitflächigen, von Latino-Folklore geprägten Klanglandschaften, die sofort ein Kopfkino in Gang setzen und Bilder in Cinemascope heraufbeschwören – von Western-Panoramen in der Wüste des Südwestens, endlosen Highways und schummrigen Cantinas. Mit acht Musikern setzt die Band diesen Sound auf der Bühne um, darunter die großartigen Mariachi-Trompeter Jacob Valenzuela und Martin Wenk sowie Camilo Lara von der Vorband Mexican Institute of Sound. Für stille Momente bleibt in Köln kaum Platz, es ist meist ein wilder Ritt zum nächsten Scheunen-Schwof, in dem Klassiker wie „Across The Wire“und das durch Trumps Mauer-Politik bemerkenswert aktuelle „Crystal Frontier“über die Grenze in den Köpfen genauso Platz finden wie aktuelles Material, „Voices In The Field“etwa oder „Girl In The Forest“.
Fast mühelos gleitet die Band mittlerweile durch ihr reiches Repertoire, vereint harmonisch WahWah- und Pedal-Steel-Gitarre – ein Kunststück. Er würde gerne im Sommer wiederkommen, kündigte Joey Burns am Ende eines furiosen, schweißtreibenden Abends an. Dabei ist der Sommer doch immer dort, wo Calexico sind.