Zverev legt vor, Nadal kontert
Zum Auftakt des Davis-Cup-Viertelfinals zwischen Deutschland und Spanien hatten die Favoriten keine große Mühe.
DÜSSELDORF/VALENCIA (sid) Eigentlich hatte Alexander Zverev keinen guten Start in den gestrigen Tag. Das ATP-Turnier in Miami, bei dem er sich vor ein paar Tagen bis in Finale gespielt hatte, steckte dem Topspieler des deutschen Davis-Cup-Teams noch in den Knochen. Im Hotel in Valencia sei er kaum aus dem Bett gekommen, berichtete der 20-Jährige. Es bedurfte der Familie, seines Mannschaftskameraden, des Teamkapitäns und tierischem Beistand, um ihn zu wecken: „Meine Mutter kam ins Zimmer, die habe ich wieder weggeschickt. Dann kam Tim Pütz, dann Michael Kohlmann und dann mein Hund Löwik – und dann war ich wach“, sagte er.
Auf dem Sandplatz in der Stierkampfarena von Valencia präsentierte sich Zverev aber trotz Jetlags hellwach. Zum Auftakt des DavisCup-Viertelfinales zwischen Deutschland und Spanien besiegte er David Ferrer klar mit 6:4, 6:2, 6:2. Spaniens Superstar Rafael Nadal aber konterte sogleich – und glich durch ein müheloses 6:2, 6:2, 6:3 gegen Philipp Kohlschreiber aus. So steht es nach zwei Favoritensiegen am ersten Tag 1:1. Das Duell ist so eng, wie auch Tennis-Experte Patrik Kühnen (52) zuvor vermutet hatte.
Im Gespräch mit unserer Redaktion lobte Kühnen (52), ehemaliger Teamkapitän und dreifacher Gewinner des Davis Cups, Alex Zverev für das Erreichen des Endspiels in Miami, „dort hat er das nötige Selbstvertrauen getankt“, sagte Kühnen und fügte an: „Deutschland ist aufgrund der Teilnahme von Nadal in der Außenseiterrolle, hat aber auch ein sehr starkes Team.“
So mühsam das Aufstehen, so ausgeschlafen wirkte Zverev dann auf dem Platz. Zverev, der mit Deutschland um den ersten Halbfinal-Einzug seit 2007 kämpft, hatte einen furiosen Start hingelegt. Der Weltranglistenvierte trieb den aus Valencia stammenden David Ferrer nach Belieben vor sich her und dosierte Netzangriffe und Stopps klug. Gelegentliche Schwächen beim eigenen Service kaschierte der Hamburger, indem er Ferrer gleich achtmal in Folge den Aufschlag abnahm. Wann immer die spanischen Fans Morgenluft witterten, gab der Deutsche den Stimmungskiller. Vom Flair der mit rund 10.000 Zuschauern ausverkauften „Plaza de Toros“schwärmte er dennoch: „Die Atmosphäre war genial – genau so, wie Davis Cup sein muss.“Er sei selbst „ein bisschen überrascht“gewesen, wie dominant er bei seiner Saisonpremiere auf Sand agiert habe, bekannte der Weltranglistenvierte.
Deutlich lauter wurde es jedoch beim Match von Superstar Rafael Nadal, der bereits in den Tagen zuvor in Valencia bei jedem öffentlichen Auftritt frenetisch gefeiert worden war. Bei seinem Comeback nach über zweimonatiger Verletzungspause unterliefen dem Weltranglistenersten zwar auch einige Fehler, er präsentierte sich aber nervenstark. So zwang Kohlschreiber dem Sandplatzkönig einige lange Ballwechsel auf, hatte aber fast immer das schlechtere Ende für sich. Nadals Davis-Cup-Bilanz bleibt damit fast makellos: Von 24 Einzeln gewann Nadal 23. „Er war einfach zu stark, der viel bessere Spieler heute“, sagte Kohlschreiber. Kapitän Kohlmann zog trotzdem eine positive Zwischenbilanz: „Wenn wir jeden Tag einen Punkt holen, wird es ein schönes Davis-Cup-Wochenende.“
Durch das 1:1 nun ist klar, dass es im Duell der beiden Spitzenspieler Zverev und Nadal (Sonntag, 11 Uhr) um den Sieg gehen wird. Wer dabei die Chance zum Matchgewinn hat, entscheidet sich im Doppel heute (14 Uhr/DAZN). Das deutsche Duo Jan-Lennard Struff (Warstein) und Tim Pütz (Frankfurt) tritt ab 12.30 Uhr gegen Doppel-Olympiasieger Marc Lopez und Feliciano Lopez an.