Christentum
Zu „Mit Eva kam auch die Sünde in unsere Welt“(RP vom 29. März): Die Geschichte der biblischen Personen Adam und Eva ist nicht „die spannende Geschichte unserer Weltentstehung“. Der Autor ignoriert die historisch-kritische Methode der Bibelinterpretation. Die Texte der Bibel machen theologische Aussagen, die erst verstanden werden können, wenn sie aus ihrem historischen Kontext in unsere Zeit übersetzt werden. Die beiden Schöpfungsberichte des Buches Genesis sind in verschiedenen Jahrhunderten entstanden, wurden von einer Endredaktion in die heutige Form gebracht und kanonisiert. Selbst Widersprüche ließ diese Endredaktion stehen. Im ersten Schöpfungsbericht ist die Erschaffung des Men- schen am sechsten Tag der als sehr gut bezeichnete Gipfel der Schöpfung durch Gottes Wort: Als Mann und Frau erschuf er sie (Gen 1,27). Am Beginn des zweiten Schöpfungsberichtes formt Gott Adam aus Erde (Gen 2,7) und bemerkt, dass sein Werk nicht ganz gelungen ist: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist (Gen 2,18). Ihr Autor publiziert ein überholtes theologisches Verständnis der Schöpfungsberichte, wenn er Adam und Eva tatsächlich für die ersten Menschen hält. Wie sollte die Menschheit über ihre Söhne Kain und Abel denn entstanden sein? Und wo steht im zweiten Schöpfungsbericht, dass diese „erste“Frau Eva die Erbsünde in die Welt gebracht hat? Der Erzähler dieser Geschichte, der Jahwist, wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass die Menschheit in einem auch vom menschlichen Versagen geprägten geschichtlichen Verantwor- tungs-Zusammenhang steht, in den jeder Mensch hineingeboren wird. Harald Keldenich Kaarst