Bürger-Interesse am Asylheim ist groß
Viele Anwohner der Kastanienallee brachten ihre Sorgen zum Ausdruck. Stadtverwaltung und Polizei versuchten, Befürchtungen als unbegründet auszuräumen.
WÜLFRATH Das ehemalige Gemeindezentrum Süd wird zu einem Wohnheim für Flüchtlinge umgebaut. Die Stadt hat die Immobilie an der Kastanienallee erworben und mit den Planungsarbeiten begonnen. Zunächst sollen kommende Woche neun Personen von der Wilhelmstraße in die ehemalige Küsterwohnung umziehen. Dabei handelt es sich um zwei Paare und eine fünfköpfige Familie. Bis Pfingsten soll die ehemalige Pfarrerwohnung bezugsfertig, Ende des Jahres dann die Umbauarbeiten abgeschlossen sein und der Komplex bezogen werden. Maximal könnten dann 90 Personen dort vorübergehend leben.
Um die Nachbarn des Gemeindezentrums mitzunehmen und eventuelle Ängste auszuräumen, hatte die Stadtverwaltung am Donnerstag zu einem Infoabend eingeladen. Sozialamtsleiter Mike Flohr, Dezernentin Michaele Berster, Hochbauamtsleiter Martin Groppe und Flüchtlingsberater Reiner Schmidt standen den Anwohnern für Fragen zur Verfügung. Das Interesse war so groß, dass die aufgestellten Stühle bei weitem nicht ausreichten – mehr als 50 Bürger wollten wissen, was da auf sie zukommt. Die Menschen, die in das neue Wohnheim einziehen werden, sind zum Teil Flüchtlinge, die bereits in anderen Unterkünften in der Stadt gelebt haben – zum anderen Teil Neuankömmlinge, die den Städten von der Bezirksregierung zugewiesen werden. Die Stadt hofft auf viele Familien mit Kindern, aber auch alleinreisende junge Männer können nicht ausgeschlossen werden. Sie würden dann aber von den Familien getrennt untergebracht, mit separatem Eingang.
Die Stadt will die Verteilung der Flüchtlinge auf die 25 Unterkünfte im Stadtgebiet so steuern, dass die Menschen angenehm wohnen können und keine Nationalitäten in einem Raum vermischt werden. Auf je 100 Quadratmetern können bis zu zehn Personen untergebracht werden. „Wir spielen kein Tetris mit den Menschen“, sagte Mike Flohr. Deshalb würde die Zahl von 90 Personen an der Kastanienallee auch niemals erreicht werden. Pro Flüchtling und Jahr erhält die Stadt eine Pauschale von 10.000 Euro aus Landesmitteln, doch sobald sie anerkannt sind, wechseln sie ins SGB II. Das Ziel ist es, Menschen mit Bleibeperspektive schnell in reguläre Wohnungen umzusiedeln und ihnen Integrationskurse anzubieten. Die Wohnsitzauflage gilt für drei Jahre.
Die Anwohner wollten wissen, in wie weit die Geflüchteten in der Unterkunft betreut werden. „Da steigen sofort die Sozialarbeiter ein“, erklärte Michaele Berster, aber es werde keine 24-Stunden-Betreuung geben. Der Umbau werde rund 700.000 Euro kosten, was einen Bürger veranlasste zu fragen, warum der Kindergarten im Gemeindezentrum aufgegeben werde, wenn dafür an der Schulstraße neu gebaut werden müsse. Doch das hänge unter anderem mit geänderten Raumvorgaben des Kita-Gesetzes zusammen. Viele Anwohnerinnen und Eltern von Töchtern machten sich Sorgen um die Sicherheit. Dazu erklärte Polizeihauptkommissar Heinrich Röhr, dass die Kriminalität im Kreis Mettmann in keinster Weise durch Flüchtlinge gestiegen sei. Sollte es doch zu verbalen Angriffen kommen, wie sie einige Frauen bereits erlebt haben wollten, sollten die Betroffenen direkt die Polizei ansprechen. „Beleidigung ist auch ein Delikt. Sprechen Sie mit uns, wir sind 24 Stunden am Tag unter der 110 erreichbar“, appellierte Röhr.