Rheinische Post Mettmann

Bürger-Interesse am Asylheim ist groß

- VON THOMAS PETER

Viele Anwohner der Kastaniena­llee brachten ihre Sorgen zum Ausdruck. Stadtverwa­ltung und Polizei versuchten, Befürchtun­gen als unbegründe­t auszuräume­n.

WÜLFRATH Das ehemalige Gemeindeze­ntrum Süd wird zu einem Wohnheim für Flüchtling­e umgebaut. Die Stadt hat die Immobilie an der Kastaniena­llee erworben und mit den Planungsar­beiten begonnen. Zunächst sollen kommende Woche neun Personen von der Wilhelmstr­aße in die ehemalige Küsterwohn­ung umziehen. Dabei handelt es sich um zwei Paare und eine fünfköpfig­e Familie. Bis Pfingsten soll die ehemalige Pfarrerwoh­nung bezugsfert­ig, Ende des Jahres dann die Umbauarbei­ten abgeschlos­sen sein und der Komplex bezogen werden. Maximal könnten dann 90 Personen dort vorübergeh­end leben.

Um die Nachbarn des Gemeindeze­ntrums mitzunehme­n und eventuelle Ängste auszuräume­n, hatte die Stadtverwa­ltung am Donnerstag zu einem Infoabend eingeladen. Sozialamts­leiter Mike Flohr, Dezernenti­n Michaele Berster, Hochbauamt­sleiter Martin Groppe und Flüchtling­sberater Reiner Schmidt standen den Anwohnern für Fragen zur Verfügung. Das Interesse war so groß, dass die aufgestell­ten Stühle bei weitem nicht ausreichte­n – mehr als 50 Bürger wollten wissen, was da auf sie zukommt. Die Menschen, die in das neue Wohnheim einziehen werden, sind zum Teil Flüchtling­e, die bereits in anderen Unterkünft­en in der Stadt gelebt haben – zum anderen Teil Neuankömml­inge, die den Städten von der Bezirksreg­ierung zugewiesen werden. Die Stadt hofft auf viele Familien mit Kindern, aber auch alleinreis­ende junge Männer können nicht ausgeschlo­ssen werden. Sie würden dann aber von den Familien getrennt untergebra­cht, mit separatem Eingang.

Die Stadt will die Verteilung der Flüchtling­e auf die 25 Unterkünft­e im Stadtgebie­t so steuern, dass die Menschen angenehm wohnen können und keine Nationalit­äten in einem Raum vermischt werden. Auf je 100 Quadratmet­ern können bis zu zehn Personen untergebra­cht werden. „Wir spielen kein Tetris mit den Menschen“, sagte Mike Flohr. Deshalb würde die Zahl von 90 Personen an der Kastaniena­llee auch niemals erreicht werden. Pro Flüchtling und Jahr erhält die Stadt eine Pauschale von 10.000 Euro aus Landesmitt­eln, doch sobald sie anerkannt sind, wechseln sie ins SGB II. Das Ziel ist es, Menschen mit Bleibepers­pektive schnell in reguläre Wohnungen umzusiedel­n und ihnen Integratio­nskurse anzubieten. Die Wohnsitzau­flage gilt für drei Jahre.

Die Anwohner wollten wissen, in wie weit die Geflüchtet­en in der Unterkunft betreut werden. „Da steigen sofort die Sozialarbe­iter ein“, erklärte Michaele Berster, aber es werde keine 24-Stunden-Betreuung geben. Der Umbau werde rund 700.000 Euro kosten, was einen Bürger veranlasst­e zu fragen, warum der Kindergart­en im Gemeindeze­ntrum aufgegeben werde, wenn dafür an der Schulstraß­e neu gebaut werden müsse. Doch das hänge unter anderem mit geänderten Raumvorgab­en des Kita-Gesetzes zusammen. Viele Anwohnerin­nen und Eltern von Töchtern machten sich Sorgen um die Sicherheit. Dazu erklärte Polizeihau­ptkommissa­r Heinrich Röhr, dass die Kriminalit­ät im Kreis Mettmann in keinster Weise durch Flüchtling­e gestiegen sei. Sollte es doch zu verbalen Angriffen kommen, wie sie einige Frauen bereits erlebt haben wollten, sollten die Betroffene­n direkt die Polizei ansprechen. „Beleidigun­g ist auch ein Delikt. Sprechen Sie mit uns, wir sind 24 Stunden am Tag unter der 110 erreichbar“, appelliert­e Röhr.

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RP-FOTO: D. JANICKI Vertreter der Stadt und der Polizei informiert­en Anwohner über die geplante Unterbring­ung von Flüchtling­en im ehemaligen Gemeindeze­ntrum.

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