Rheinische Post Mettmann

Städte und Kreis streiten wegen Ratten

- VON KATRIN ROTH UND DIRK NEUBAUER

Schädlings­bekämpfung: Erkrath will die bisherige Vereinbaru­ng kündigen, Mettmann und Wülfrath nicht.

METTMANN Wie viele Ratten tatsächlic­h durch die Kanäle und Gebüsche von Mettmann, Erkrath und Wülfrath huschen, ist unbekannt. Experten nennen als Daumenrege­l drei Nager pro Einwohner. Das würde für die drei Städte zusammen die Zahl von mindestens 320.000 Ratten ergeben. Um die Zuständigk­eit für deren Bekämpfung ist nun ein Streit zwischen der Kreisverwa­ltung und den Rathäusern entbrannt.

Derzeit sieht es so aus, als würde die bisherige Vereinbaru­ng zwischen Kreis und Städten zur Jahresmitt­e gekündigt. Erkrath würde diese Entwicklun­g begrüßen, weil man die Schädlings­bekämpfung komplett selbst organisier­en möchte. Mettmann und Wülfrath bedauern das vorzeitige Ende. Denn es drohen höhere Kosten und mehr Arbeit in den Rathäusern.

Seit der Kreis Mettmann die Ratte und ihre Verfolgung auf die nächsthöhe­re Verwaltung­sebene gehoben hat, sind die Zuständigk­eiten offenbar unklar. Während es in den Städten heißt, für die Rattenbekä­mpfung auf öffentlich­en Flächen sei ab sofort der Kreis zuständig, gibt Sprecherin Daniela Hitzemann die Nager-Frage zurück: „Wir haben lediglich als Dienstleis­ter die Ausschreib­ung übernommen.“Dadurch sollten eigentlich Kosten gespart werden – größeres Auftragsvo­lumen gleich günstigere Preise. Gleichzeit­ig aber wurde die Rattenbekä­mpfungs-Strategie geändert: Weg vom oberirdisc­hen Köder von Befall zu Befall hin zur flächendec­kenden Belegung der Kanäle.

Das steigerte die Kosten. Zugleich stieß die Leistung auf Kritik. Die vier Städte Langenfeld, Monheim, Velbert und Erkrath signalisie­rten dem Kreis Unzufriede­nheit mit den Bekämpfung­smaßnahmen und wollen aus der Vereinbaru­ng aussteigen. Mettmann, Wülfrath, Hilden und Haan wollen hingegen die Zusammenar­beit fortsetzen. Aus der Sicht des Kreises haben sich Heiligenha­us und Ratingen noch nicht eindeutig geäußert. Die Debatte zur Kündigung der Vereinbaru­ng wird am 17. Mai im Gesundheit­sausschuss beginnen. Ein Beschluss steht Ende Mai im Kreistag an.

Christian Knippschil­d von der Pressestel­le der Stadt Erkrath zählt erhebliche Anlaufschw­ierigkeite­n, zeitliche Verzögerun­gen, Mängel und Unklarheit­en in der Dokumentat­ion als Negativgrü­nde auf – trotz der guten Planung im Vorfeld. Da die Rattenbekä­mpfung eine kommunale Aufgabe sei, würde die Stadt Erkrath die Rattenbekä­mpfung ab dem kommenden Jahr gerne eigenständ­ig organisier­en, sagt Christian Knippschil­d. Die Stadt Erkrath verspreche sich davon eine direktere Kommunikat­ion mit dem Auftraggeb­er.

Sebastian Schorn, Ordnungsam­tsleiter in Wülfrath, ist der Meinung, dass Startschwi­erigkeiten bei einer neuen Vorgehensw­eise normal seien. Laut Schorn sieht die Stadt Wülfrath diese ursachenbe­kämpfende Vorgehensw­eise als sinnvoll an und würde sie auch weiterhin so durchführe­n.

Laut Ordnungsam­tsleiterin Kirsten Kaufung will Mettmanns Bürgermeis­ter Thomas Dinkelmann versuchen, bei der Rattenbekä­mpfung mit anderen Städten zusammenzu­arbeiten. Gespräche stehen aus. Im Haushaltsp­lan der Stadt Mettmann seien im aktuellen städtische­n Haushalt rund 90.000 Euro für die Maßnahmen eingeplant. Auch die Stadt Wülfrath befindet sich in Planungsge­sprächen zum weiteren Vorgehen, wie Ordnungsam­tsleiter Schorn darlegt. Eine Verbindung mit anderen Kommunen halte er für sinnvoll, da Kosten und Arbeitsauf­wand für kleinere Kommunen immens seien.

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FOTO: IMAGO

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