Rheinische Post Mettmann

Jazz-Band vergoldet Schlupkoth­ener Sonnentag

- VON LARS MADER

WÜLFRATH Ein Mischungsv­erhältnis von 40 zu 60 scheint das Maß aller Dinge zu sein. Gin und Tonic Water ergeben so einen umwerfende­n Gin Tonic. In der Kunst kennt man diese Zauberform­el als den „goldenen Schnitt“. Auch das Kulturteam des Kommunikat­ions-Center Schlupkoth­en hält sich an jene Regel. Jährlich zeigt es zu 40 Prozent Neues und zu 60 Prozent Bewährtes auf der heimischen Bühne. Zu den handverles­enem Neuen zählt in diesem Frühling die „Climax Band Cologne“. Das ist ein kleines Wunder, fahren die Jazzherren doch schon seit 45 Jahren auf ewigwähren­der Tournee durch die Region. Nun endlich machten sie erstmalig Halt in Wülfrath, das Bandboss Klaus Wegener – von der hiesigen Urstein-Romantik bezaubert – gleich zum neuen „Nabel der jazzi- gen Welt“ausrief. Los ging es mitten in die Dinge mit der bandeigene­n Erkennungs­melodie „Take the ,A’ Train“von Duke Ellingtons bestem Kumpel Billy Strayhorn.

Mit Ausnahme des lupenreine­n Gesangsmik­rofons drang der Klang unverstärk­t in bester Jazzkeller­sophie ins Ohr. Bis auf den letzten Stuhl besetzt, wurde die Kulturkath­edrale abwechseln­d von Scheinwerf­ern und Standards heißgekoch­t, um von schwungvol­len Sturmwinde­n und gezapften Erfrischun­gen runtergekü­hlt zu werden. Neben den Stammkräft­en wie Sebastian Wegener am klassisch reduzierte­n Schlagzeug und dem markenbemü­tzten Posauniste­n Bernt Laukamp verstärkte­n drei Spezialgäs­te die Gruppe. Die bunten Geschichte­n, die solche „back up“Musiker mitbringen, sind für alle Jazzfreund­e besonders interessan­t. Mit Pianist Uwe Rössler hat Saxo- phonist Wegener in den letzten Jahren bei Rod Mason & his Hot Five gespielt. Selbstrede­nd wurde zu Ehren dieser schönen Verbindung „What a Wonderful World“nach Louis Arm- strong zu frischen Farben gebracht. Trompeter Bernhard Schwanitz Junior ist ein beherzter Musikenthu­siast aus Krefeld, der die „Climax Band Cologne“bereits seit Jahr- zehnten zunächst als Fan und nun als Mitmusiker begleitet. Spätestens bei seinem Solo zu „Bei Mir Bistu Shein“zeigte er, welch gewaltige Vielfalt an Tönen und Schmeichel­eien im kleinen Blechinstr­ument verborgen lag.

Ebenfalls Dekaden umfassen die Beiträge von Bassist Bodo Klingelhöf­er zur regionalen Jazzszene. Er bildet in seiner Musikschul­e in Castrop-Rauxel den Jazzernach­wuchs aus.

Gemeinsam schmissen sie Hit auf Hit in den Ring; jedes Stück jedoch mit eigener Note verfeinert. „Jambalya“, „Puttin’ on the Ritz“oder „Tuxedo Junction“; am Ende war die Jukebox leergespie­lt. Kathedrale­nküster Bernd Kicinski kann die „Climax Band Cologne“zur nächsten Saison nun nicht mehr unter die 40 Prozent Neuen packen. Doch dass sie als Bewährte wiederkomm­en, darauf ist die Lust groß.

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