Mo Salah und sein Aufstieg zum Welttorjäger
Afrikas Fußballer des Jahres ist derzeit ein gefeierter Star. Für den Durchbruch hat er viel investiert.
LIVERPOOL (areh/sid) Mohamed, genannt Mo Salah ist genauso gut wie der argentinische Fußballstar Lionel Messi. Das finden zumindest die Macher des Videospiels Fifa 18, die den Ägypter nach dessen Auszeichnung zum Premier-LeagueSpieler der Saison von 93 auf 98 Gesamtpunkte hochstuften. Gleichauf mit Messi, nur ganz knapp hinter Cristiano Ronaldo (99). Und: Gemessen an seiner phänomenalen Saison spielt der 25-Jährige tatsächlich in einer Liga mit den ganz Großen des Weltfußballs.
Beim 5:2-Halbfinalsieg des FC Liverpool gegen seinen Ex-Klub AS Rom in der Champions League war Salah der überragende Mann. Liverpools Teammanager Jürgen Klopp verpflichtete den Spieler im Sommer für 42 Millionen Euro vom AS Rom – viel Geld für einen, der zuvor beim FC Chelsea den Durchbruch nicht geschafft hatte.
„Meine Scouting-Abteilung lag mir in den Ohren: Come on, come on, Salah ist die Lösung“, sagt Klopp, „sie drängten, das Ding schnell über die Bühne zu bringen, damit ja niemand mehr dazwischenfunkte.“Es funkte niemand, und Klopp hatte eine Idee, seine vermutlich beste bei den „Reds“: Er positionierte Salah, der zuvor vor allem als Flankenläufer aufgefallen war, deutlich dichter ans Sturmzentrum. Die Folge: 43 Tore in 47 Pflichtspielen. Salahs Aufstieg zum ägyptischen „King of the Kop“an der Anfield Road kommt überraschend. Nun trifft er mit rechts, links, per Kopf und Abstauber. „Das Toreschießen galt immer als der schwierigste Teil dieses Spiels“, sagte Liverpool-Legende Michael Owen, „aber Mo Salah lässt mich das hinterfragen.“
Gegen Rom brachte er Liverpool mit einem herrlichen Schuss ins lange Eck in Führung. Beim 2:0 überwand er den herausstürmenden Torwart Alisson Becker mit einem Heber. Für den besten Torjäger der Premier League waren es im lau- fenden Wettbewerb die Treffer neun und zehn. Nur durch zwei späte Tore wahrte Rom für das Rückspiel noch etwas Hoffnung. Bezeichnend: Das Aufbäumen kam erst nach Salahs Auswechslung.
Für den Durchbruch hat Afrikas Fußballer des Jahres hart gekämpft. Aufgewachsen in Basyoun fuhr er als Teenager jeden Tag acht Stunden mit dem Bus nach Kairo, nur um dort bei Arab Constructors SC zu trainieren. Vor 22 Uhr war der junge Mo nie zu Hause. Nach seinem Profidebüt wurde der Spielbetrieb in der ägyptischen Liga vorüberge- hend eingestellt, weil bei Fankrawallen 74 Menschen ums Leben kamen. Salah hielt sich im U23-Nationalteam fit, und nach einem Testspiel gegen den FC Basel nahmen die Schweizer ihn unter Vertrag. Schon die Basel-Fans hat Salah begeistert, doch in seiner Heimat wird er wie ein König verehrt. Auch, weil er Ägypten nach 28 Jahren wieder zur WM geschossen hat.
Nach einem Bericht der britischen Zeitung „The Economist“erhielt er bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen über eine Million Stimmen und damit mehr als einer der beiden offiziellen Kandidaten. Salah stand nicht zur Wahl, aber die Menschen hatten seinen Namen auf den Wahlzettel geschrieben und ein Kreuz gemacht. Salah ist so beliebt, weil er auch neben dem Platz ein Vorbild ist. Der Muslim ist frei von Allüren, spendete Millionen Euro für Krankenhäuser, Schulen und Fußballplätze in Ägypten. „Mo ist ein fantastischer Junge“, sagt Klopp.