DÜSSELDORF
Gibt es das? Ein Baustellen-Management?
Bisweilen erlebt man auf Düsseldorfs Straßen Szenen, von denen man bisher dachte, sie seien entweder Kulisse für „Verstehen Sie Spaß?“oder Teil eines Monty-Python-Films, also von allerschrägstem, bösem Humor. Ein Beispiel: Neulich war der NikolausKnopp-Platz Richtung Oberkassel gesperrt, der Verkehr wurde über die dortige Linksabbiegerspur umgeleitet und sollte sich wohl über die Schießstraße und schließlich Hansaallee neue Wege suchen. Diese Spur jedoch ist eher für ein geringes Verkehrsaufkommen konzipiert, denn die meisten Fahrzeuge rollen normalerweise geradeaus. Daher sind die beiden Ampeln entsprechend geschaltet – die für geradeaus hat eine lange Grünphase, die nach links eine kurze, um den Gegenverkehr nicht allzu lange aufzuhalten. Gut so, jedenfalls in baustellenlosen Zeiten. Nun jedoch war die Hauptspur geschlossen, alles musste nach links. In einem vernünftig tickenden Hirn käme nun gewiss die Idee auf, die Ampelschaltung den neuen Bedürfnissen anzupassen. Aber, wer auch immer zuständig war, er hatte offenbar eine andere Denke in seinem Oberstübchen, womöglich auch gar keine – denn die Ampel für den nunmehr massenhaft anfallenden Linksverkehr schaltete brav wie immer: ausführlich Rot, kurz Grün. Und die für den – allerdings gerade nicht stattfindenden – Geradeausverkehr leuchtete brav meistens grün, manchmal rot. Da staunt der Autofahrer, schielt nach verborgenen Kameras und hofft, dass gleich Guido Cantz um die Ecke kommt, um das grausame Spiel aufzulösen. Tut er aber nicht. Wir sind mitten drin in der Düsseldorfer Realität. Muss ich beschreiben, wie lange der Stau davor binnen kurzer Zeit war? Und wie man sich fühlt, wenn man da steht?
Ähnlich (noch ein linksrheinisches Beispiel) derzeit auf der Kreuzung Hansaallee/Löricker Straße/ Schießstraße. Dort baut die Rheinbahn neue Hochbahnsteige und blockiert eine Fahrspur. Diese Stelle ist eh schon eng, die Verkehrsführung kompliziert und dies auf beiden Seiten, aber nun wird sie erst recht zum Nadelöhr. Selbst das Abschalten der Ampeln wäre die bessere Lösung, und wir wollen hier gar nicht nach dem guten alten Schupo rufen, der früher auf solchen Kreuzungen den Verkehr regelte und das nach eigener Einschätzung der aktuellen Lage tat, und zwar meistens gut.
Was genau hinter dieser Ignoranz steckt – wir wissen es nicht. Kann sein, dass es zu aufwändig ist, das ganz sicher zentral gesteuerte Ampelsystem kurzfristig umzustellen. Aber der Schaden dadurch ist enorm. Dass dies auch auf entscheidenden Zufahrtstraßen so planlos abläuft, war die letzten Wochen im Bereich Corneliusstraße/Mecumstraße täglich erlebbar – Verengung wegen mehrere Baustellen, aber eine angepasste Ampelschaltung? Fehlanzeige.
Natürlich könnte es sein, dass diese Art der Baustellenregelung ein Teil des Konzeptes für die Verkehrsberuhigung ist. Die basiert in Düsseldorf schon seit geraumer Zeit auf dem Gedanken der Abschreckung, wie es scheint – die Autofahrer so lange nerven, bis sie aufgeben und ihr Auto daheim lassen. Was ja okay wäre, wenn es eine akzeptable Alternative gäbe. Gibt es aber nicht. Jedenfalls funktioniert das Konzept, das eine Beruhigung des Verkehrs zum Ziel hat – auf vielen Straßen stehen die Autos Stoßstange an Stoßstange.
In Zeiten vernetzter Fahrzeuge und schnell austauschbarer Verkehrsinfos ein Armutszeugnis für diese Stadt, sie sich gerne feiert, wenn sie in irgendwelchen Rankings mal wieder ganz vorn steht. Würde man sie danach beurteilen, wie sie mit ihren Pendlern und dem gesamten Verkehr umgeht, hätte sie da vorne ganz sicher nichts zu suchen.