Rheinische Post Mettmann

Bürger haben kaum Interesse an E-Autos

- VON MAREN KÖNEMANN

Bei einer Roadshow konnten Erkrather Elektro-Autos, Lastenräde­r und und Bikes ausprobier­en. Nur wenige kamen.

ERKRATH Den Modus auf „Drive“schalten, den Startknopf drücken und die Handbremse ebenfalls per Knopfdruck lösen – und schon blinkt im futuristis­chen, Tabletähnl­ichen Display des Elektroaut­os ein kleines „Ready“. Alles klar, es kann also losgehen. Erstaunlic­h leicht fühlt es sich an. Würde man das Gaspedal nicht ständig selbst mit dem Fuß betätigen, bekäme man Start und Stop wohl kaum mit. Der etwa 170 PS starke Elektromot­or des Pkw lässt einen über die Fahrbahn schweben. Glücksgefü­hle kommen auf.

Ähnliche Erfahrunge­n konnten Erkrather Bürger jetzt bei einer von der Wohnungsba­ugenossens­chaft (WBG) Erkrath und der EnergieAge­ntur NRW organisier­ten Roadshow zum Thema Elektromob­ilität machen. Zwei Elektro-Autos, zwei elektrisch­e Lastenräde­r sowie zahlreiche Pedelecs und E-Bikes standen kostenlos zum Ausprobier­en zur Verfügung. Dazu arbeiteten die Initiatore­n mit dem örtlichen Fahrradhän­dler Michalsky, dem Wuppertale­r Startup für E-Lasträder „Sigo“sowie dem Elektro-Mobilitäts-Dienstleis­ter „eShare.One“aus Dortmund zusammen. „Wir hoffen, dass wir damit viel Werbung für das Thema machen können“, beschreibt Initiator Detlef Ehlert vom Vorstand WGB das Ziel der Aktion.

Das Angebot war groß, die Nachfrage eher gering. Heiko Girga (40) war einer von wenigen Besuchern, der sich trotz bestem Wetter und Fußball-WM ein Bild machen wollte. Als ausgebilde­ter Kfz-Mechatroni­ker mit Schwerpunk­t System- und Hochvoltte­chnik hat er beruflich viel mit Elektro-Autos zu tun. Er würde sich gerne ein E-Auto zulegen, aber eben erst, wenn die Infrastruk­tur eine günstige Nutzung möglich macht. „Was bringt es, wenn ich ein E-Auto habe und es nirgendwo laden kann“, sagt er.

Eine berechtigt­e Überlegung, zumal es Ladestatio­nen an Supermärkt­en oder ähnlichen Einrichtun­gen in Erkrath noch nicht gibt. Bei geschätzte­n zwölf Elektroaut­os, die in der Stadt herumfahre­n, lohnt sich das auch kaum. „Das ist für uns Neuland. Wir versuchen erst einmal Erfahrung zu sammeln“, erklärt Rainer Schwarz von den Stadtwerke­n Erkrath.

Diese haben Anfang 2018 sieben öffentlich­e Ladestatio­nen, sogenannte „Wallboxen“, installier­t. Für die Nutzung muss ein Chip für zehn Euro im Internet erworben werden, der an den Stationen für die Erkennung des jeweiligen Kunden sorgt. Einmal Laden kostet aktuell 4,50 Euro, unabhängig von der Strommenge. „Das große Problem ist, dass die Boxen so teuer sind. Dazu kommen Installati­ons- und Wartungsko­sten. Wir suchen händeringe­nd nach Hersteller­n“, so Schwarz. Vor dem gleichen Problem stehen damit auch Privatpers­onen. Eine Ladestatio­n für zu Hause für 8501000 Euro können oder wollen sich die Wenigsten leisten.

Heiko Girga bleibt deshalb lieber erst einmal beim Ausprobier­en. Auch Leasing-Modelle kommen für ihn nicht in Frage. „Für 500 Euro pro Monat lohnt sich das nicht“, findet er, und wartet lieber auf günstigere Technik und Angebote.

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