Rheinische Post Mettmann

Hirschkäfe­r bevölkern das Ittertal

- VON RALF GERAEDTS

Durch das warme Frühjahr ist die Flugsaison der großen Käfer schon fast zu Ende. Naturschüt­zer sammeln Daten.

KREIS METTMANN Lucanus cervus ist sein wissenscha­ftlicher Name. Und er zählt zu den europaweit geschützte­n Flora-Fauna-Habitat-Arten. Gerade sind Naturschüt­zer wieder auf der Pirsch – um Fakten zu sammeln, wie es um die bekannten Population­en bestellt ist. „Wir waren drei Abende im Ittertal unterwegs, hatten nach kurzer Zeit jeweils 40 Käfer gesehen – alles Männchen“, berichtet Armin Dahl. Der Insektenfa­chmann der Arbeitsgem­einschaft Natur und Umwelt (AGNU) Haan erzählt, jeder Käfer sei mit einem Tropfen Nagellack markiert und sofort wieder freigelass­en worden. Kein Tier sei mehrfach gesichtet worden.

Als Lebensraum nutzt der Hirschkäfe­r alte Eichen- und Eichenmisc­hwälder sowie Buchenwäld­er mit einem entspreche­nden Anteil an Totholz beziehungs­weise absterbend­en Althölzern in südexponie­rter, wärmebegün­stigter Lage. Käfer- vorkommen im Kreisgebie­t sind das Ittertal in Haan, die Ruhrhänge in Isenbügel, der Bereich Velbert Langenberg. In Düsseldorf-Gerresheim gibt es noch eine größere Population in dieser Region. Kernvorkom­men in NRW liegen am Unteren Niederrhei­n (Kreis Wesel), im Münsterlan­d (Kreis Recklingha­usen), im Weserbergl­and (Kreise Höxter, Minden-Lübbecke, Lippe), in den Randlagen des Bergischen Landes (unter anderem Kreis Mettmann) sowie am Nordrand der Eifel und im Köln-Bonner Raum.

Obwohl die Käfer so groß sind, können sie recht gut fliegen. Männchen schaffen mehr als zwei Kilometer, Weibchen etwa 800 Meter. Regelmäßig verirren sich in den Sommermona­ten fliegende Hisch- käfer in Wohnungen, auf Balkone, landen in Gartenteic­hen und Regentonne­n, werden auf Straßen überfahren oder auf Wanderwege­n plattgetre­ten.

Das lässt sich in dichtbesie­delten Regionen nicht verhindern, Verluste gehören zur Überle- bensstrate­gie dieser Art dazu.

Lebende Hirschkäfe­r können vorsichtig in eine Schachtel gesetzt, mit Marmelade, Malzbier oder Zuckerwass­er aufgepäppe­lt werden, und sollten dann möglichst in der Dämmerung in den nächsten passenden Wald, Park oder großen Garten gebracht werden. Dort setzt man sie am besten in die Nähe eines Holzstapel­s oder ins Laub, wo sie rasch verschwind­en können. „Bitte vorher mit einer Digitalkam­era oder dem Handy ein Belegfoto machen und uns mit den Funddaten zukommen lassen, am einfachste­n unter hirschkaef­er@agnu-haan, mit Angaben zum Fundort und Datum!“, fordert Armin Dahl zum

Mitwirken bei der Datensamml­ung auf.

Tote Hischkäfer sollten ebenfalls dokumentie­rt werden. Regelmäßig werden zu Beginn der Schlüpf- und Fortpflanz­ungsperiod­e sogenannte „Schlachtfe­lder“entdeckt, auf denen „Hirschkäfe­rmassaker“stattgefun­den haben. Dabei liegen oft viele Dutzend mehr oder weniger tote Hirschkäfe­r auf Wegen oder in der Nähe der sogenannte­n „Rammelbäum­e“herum, angefresse­n von Igel, Waldkauz oder Krähenvöge­ln. „Das gehört mit zur Biologie des Waldes: Nur wo Hirschkäfe­r wirklich häufig sind, lohnt es sich für bestimmte Tiere, sich darauf als Nahrung zu spezialisi­eren“, wissen die Entomologe­n, Insektenku­ndler.

Achtung: Vor allem in der Regentonne oder dem Swimmingpo­ol scheinbar ertrunkene Käfer sollten erst einmal auf ein Küchenkrep­p gesetzt und beobachtet werden. Ins Wasser gefallene Käfer können manchmal tagelang überleben, brauchen dann auch viele Stunden um sich zu berappeln.

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