Juncker ohne Mandat
Die Börsen feiern, Jean-Claude Juncker freut sich: Unlängst hatte sich der Kommissions-Präsident mit einem vermeintlichen Ischias-Anfall zum Gespött gemacht. Nun lässt er sich als Mann feiern, der Trump einen Deal abhandelte, woran Merkel und Macron gescheitert waren. Gewiss ist es ein Fortschritt, dass Europa und die USA an denVerhandlungstisch zurückkehren. Doch von einem belastbaren Deal ist man weit entfernt. Denn Juncker hat Zusagen gemacht, für die er kein Mandat hat: Er kann weder ein EU-Land noch eine Firma zwingen, Soja und Flüssiggas aus den USA zu kaufen. Zugleich macht er einseitig Politik für die deutsche Autoindustrie. Frankreichs Bauern halten nichts von einer Soja-Schwemme, Gas-Importeure wie Uniper nichts von US-Flüssiggas. Paris ist noch lange nicht überzeugt.
Zudem weiß dieWelt nach eineinhalb Jahren Trump, was von seinen Zusagen zu halten ist. Jetzt spricht er von „großer Wärme“, vor zehn Tagen hatte er die EU noch Gegner genannt. Der Handelskrieg ist nicht gebannt, Juncker hat nur Stimmung gemacht. Die eigentliche Arbeit fängt erst an.
Neuanfang ohne Grindel
Seit Wochen blamiert sich der deutsche Fußball bis auf die Knochen. Zuvorderst DFB-Präsident Reinhard Grindel. Als Volksvertreter im Bundestag für die CDU war er ein stramm konservativer Hinterbänkler. An der Spitze des größten Sportfachverbands der Welt stolpert der 56-Jährige von einer Peinlichkeit in die nächste. Durch seine Sprachlosigkeit im Umgang mit Mesut Özil hat er seine Planlosigkeit offenbart. Es mangelt Grindel an Themen und Glaubwürdigkeit. Es ist seine Aufgabe, allen Mitgliedern im DFB das Gefühl von Heimat zu bieten: egal, ob sie Michael, Murat oder Melanie heißen.
Grindel steuert den DFB immer mehr in die internationale Isolation. Er wird auf großer Bühne bei der Uefa schlicht nicht mehr ernst genommen. Der DFB droht bei der Vergabe des EM-Turniers 2024 der Türkei zu unterliegen. Und diese Entwicklung hat zum überwiegenden Teil Grindel zu verantworten. Um das Schlimmste abzuwenden, ist es mehr als überfällig, dass er die Konsequenzen aus seinem Missmanagement zieht und zurücktritt. Für Grindel ist der Job beim DFB mindestens eine Nummer zu groß.