Spannender Blick hinter die Werkszäune
Rund 200 Chemiewerke, Unternehmen und Hochschulen präsentieren sich beim 9. bundesweiten Tag der offenen Tür am 22. September. Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema des Aktionstages. Die Branche nutzt die Aufmerksamkeit aber auch dazu, in der Öffentlichk
Dass Chemie weit mehr ist als dröge Formeln aus dem Schulunterricht oder komplizierte Materie in wissenschaftlichen Seminaren, beweist einmal mehr der bundesweite Tag der offenen Tür des VCI am 22. September. Der Verband der Chemischen Industrie lädt zum nunmehr neunten Mal ein, hinter die Kulissen der chemisch-pharmazeutischen Industrie zu blicken. Rund 200 Chemiewerke, Unternehmen und Hochschulen werden sich an der Veranstaltung beteiligen. Erwartet werden rund 300.000 Besucher. Sie können sich persönlich davon überzeugen, welchen Nutzen die Chemie für die Alltags- und Arbeitswelt hat und woran die Unternehmen und Institute gerade arbeiten und forschen.
„Beim Tag der offenen Tür möchte die chemisch-pharmazeutische Industrie zeigen, dass sie eine offene, dialogorientierte und innovative Branche ist. Sie sucht den Austausch mit Nachbarn und al-
(Seite 2). len, die im Umfeld von Unternehmensstandorten neugierig sind, wie hinter den Werkstoren gearbeitet wird“, erklärt VCI-Hauptgeschäftsführer Dr. Utz Tillmann. „Und natürlich möchte sie den Besucherinnen und Besuchern den Nutzen der Branchenprodukte im Alltag zeigen.“Der VCI koordiniert den bundesweiten Aktionstag und unterstützt die teilnehmenden Firmen und Institute mit Leitfäden, Broschüren und Beratung.
Mit der Veranstaltung folgt die chemisch-pharmazeutische Industrie den Leitlinien der Nachhaltigkeitsinitiative „Chemie3“, indem sie den Dialog mit ihren Nachbarn und der Öffentlichkeit pflegt. Damit will die Branche Vertrauen und Transparenz schaffen und die Beziehung zu ihrem gesellschaftlichen Umfeld stärken, betont der Verband. Nachhaltigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle: zum Beispiel in Form einer Spendenaktion für die Organisation „Joblinge“, eines attraktiven Gewinnspiels, einer kleinen Broschüre zur Nachhaltigkeit in der Chemie
(Seite 3). und eines passenden Giveaways.
Der Verband zieht ein positives Fazit: Die Möglichkeit, einen Blick hinter die Werkszäune zu werfen und Chemie zum Anfassen zu erleben, haben seit dem ersten bundesweiten Aktionstag der Branche 1990 rund 3,2 Millionen Besucher genutzt. „Es zeigt uns, dass Chemie Neugier weckt, an spannenden Themen arbeitet und attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze bietet“, so ein Sprecher des VCI.
Beide Seiten profitieren von diesem Tag. Die Besucher können sich informieren, wie die moderne Arbeitswelt der chemischen Industrie aussieht. Und die Unternehmen können demonstrieren, welche Rolle die Leistungen der Branche für das tägliche Leben und für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft spielen. „Chemie ist im Alltag unverzichtbar, aber zumeist nicht sichtbar. Ein großer Teil der Produkte der chemischen Industrie geht in andere Branchen – zum Beispiel in die Automobil- oder Bauindustrie. Da ist es eine Daueraufgabe, den Menschen zu erläutern, welchen Nutzen die Produkte der Branche haben“, so der VCI.
Mit dem Tag der offenen Tür will die Branche natürlich auch Nachwuchssicherung betreiben. Für natur- und ingenieurwissenschaftlich qualifizierte Hochschulabgänger und Fach- kräfte seien die Berufschancen in der Branche weiter positiv, heißt es von Seiten des Verbands. Wegen der nach wie vor hohen Absolventenzahlen bleibe allerdings der Wettbewerb unter den Absolventen intensiv. Gefragt seien vor allem die Fachrichtungen Verfahrens- und Chemietechnik, Chemieingenieurwesen und Biotechnologie. Gute Chancen hätten auch Chemiker mit fachlichem Hintergrund in Elektrochemie, in Materialwis- senschaften und Grenzflächenwissenschaften sowie Biochemie.
Einbezogen werden übrigens auch die sozialen Netzwerke, etwa bei der Spendenaktion für die Initiative „Joblinge“, die mit einem Gewinnspiel verknüpft ist. Die Besucher machen ein Selfie vor Ort und posten dieses unter dem Hashtag #MeineChemie auf Instagram, Twitter oder Facebook. Zudem erscheinen die Posts in einer Bildergalerie auf www.ihre-chemie.de/tag-deroffenen-tuer.
Die Initiative Joblinge unterstützt junge Menschen mit schwierigen Startbedingungen beim Aufbruch ins Arbeitsleben. Getragen wird Joblinge von Wirtschaft, Staat und Privatpersonen. Das Ziel des Engagements ist es, die Teilnehmer nachhaltig in Ausbildung und Arbeit zu vermitteln. Mit Erfolg: Über 70 Prozent der Jugendlichen schaffen den Sprung ins Berufsleben.
Der Branche geht es bei Veranstaltungen wie solchen Tagen der offenen Tür und in der Öffentlichkeitsarbeit auch da-
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In Sorge ist die Branche, weil sich gerade hier die Rahmenbedingungen häufig ändern. „Mit der Umsetzung der Energiewende und den damit verbundenen zahlreichen Gesetzesnovellen – beispielsweise im Erneuerbare-Energien-Ge-
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Die eingesetzten Brennstoffe nutzt man so sehr effizient aus. „Das ist somit auch im Sinne der Energiewende“, sagt Friedrich und ergänzt: „Wenn wir diese Technologie langfristig erhalten und für die Zukunft sogar flexibilisieren wollen, brauchen wir unter anderem planbare und stabile Entlastungen für Eigenstromerzeugungen von der Umlage aus dem Erneuerbare-EnergienGesetz.“
„Chemie arbeitet an spannenden Themen und bietet
attraktive Arbeitsplätze“
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