Scheidungen können heilsam sein
Zusammenschlüsse und Trennungen liegen in der Unternehmenswirtschaft häufig nah beieinander. Sie sind Teil des normalen Wirtschaftsgeschehens und kein Anlass für Panik.
Der Krupp-Konzern aus Essen war über lange Jahre das wichtigste Unternehmen Deutschlands. Heute zählt nicht einmal der mit Thyssen fusionierte Konzern zur absoluten Elite. Das Unternehmen gilt als zu schwerfällig, die Teile passen nicht richtig zusammen, milliardenschwere Fehlinvestitionen führten den Konzern an den Rand der Pleite. Nun soll er in zwei Teile gespalten werden. Die Aufregung ist groß, denn in den Statuten der Krupp-Stiftung, die den größten Teil von Thyssenkrupp hält, steht die Einheit des Unternehmens als überragender Stiftungszweck. Doch die wirtschaftliche Wirklichkeit schert sich nicht um hehre Ziele. Die Teilung des Konzerns scheint das Überleben vieler Arbeitsplätze besser zu sichern als gemeinsames Siechtum. Große Zusammenschlüsse und Aufteilungen von Unternehmen bewegen die Öffentlichkeit. Viele vermuten, dass Investoren schnell Kasse machen wollen – auf Kosten der weniger informierten Anleger oder der Arbeitnehmer. Das ist aber in der Re- gel nicht so. Kapitalanleger suchen ökonomisch vorteilhafte Konstruktionen, um ihr Vermögen langfristig zu vermehren. Da kann ein riesiger Konzern die Größenvorteile (economies of scale) oder die Verbundvorteile (economies of scope) besser ausnützen als viele kleine Unternehmen. Umgekehrt können Risiken in unterschiedlichen Geschäftsfeldern eines Konzerns so stark sein, dass Anleger eine Trennung für vorteilhaft halten.
Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren bringt diese Ergebnisse hervor. Der Staat als Wettbewerbshüter sollte nur eingreifen, wenn durch einen Zusammenschluss die Konkurrenz eingeschränkt wird. Ansonsten ist Aufregung über solche Aktionen eher fehl am Platz.
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