Rheinische Post Mettmann

Max macht’s

Seit zehn Jahren ist Max Eberl Mönchengla­dbachs Manager. Als er anfing, spielte Borussia gegen den Abstieg.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Seit Januar 1999 ist Max Eberl Borusse. Als Spieler war er vor allem Abstiegskä­mpfer, einmal musste er mit Mönchengla­dbach in die Zweite Liga. Seit genau zehn Jahren ist der 45-Jährige nun Sportdirek­tor.

Herr Eberl, als Sie 2008 das Amt des Managers von Christian Ziege übernahmen, hätten Sie wahrschein­lich nicht damit gerechnet, mal zehn Jahre im Amt zu sein?

EBERL Das konnte man nicht erwarten. Als ich aber nach einigen Jahren merkte, dass einige Dinge, die ich mir vorgenomme­n hatte, geklappt haben, kam der Ehrgeiz, nach Helmut Grashoff der Manager mit der zweitlängs­ten Amtszeit bei Borussia zu werden.

Als sie das Amt angetreten haben, haben Sie klare Ziele formuliert. Borussia sollte wieder eine fußballeri­sche Identität haben.

EBERL Ich wurde damals nach einer Vision gefragt. Ich habe von Werder Bremen als Vorbild gesprochen: mit Kontinuitä­t erfolgreic­h zu sein. Dazu gehörte eine klare Identität. Ich kannte Borussias DNA, auf eigene Spieler zu setzen, und hatte denWissens­vorsprung, dass mir klar war, welch große Qualität aus dem Nachwuchs kommen würde.

Zunächst mussten Sie dann aber in Hans Meyer einen Retter holen. Michael Frontzeck setzte die Arbeit fort, als Meyer aufhörte. Dann kam Lucien Favre, und alles explodiert­e.

EBERL Wir brauchten einen Trainer, der die Klasse halten, aber auch mit jungen Spielern etwas entwickeln konnte. Das war Lucien Favre. Und mit einem Quantum Glück haben wir das geschafft. Aus dieser Phase ist etwas Großartige­s entstanden.

Was wäre geworden, wenn Borussia in der Relegation 2010/11 etwas weniger Glück gehabt hätte?

EBERL Dass man Glück braucht, damit die Dinge funktionie­ren, das ist nun mal so im Sport. Ich bin aber der Meinung, dass der, der dafür arbeitet, das Glück bekommt, das er sich verdient hat.

Sie haben die Rückkehr in den Europapoka­l und die Spiele in der Champions League gefeiert. Aber nichts, wie Sie sagen, „Blechernes“gewonnen. Wurmt Sie das?

EBERL Das ist mir leider bisher verwehrt geblieben, obwohl ich zweimal als Spieler und zweimal als Sportdirek­tor im Pokal-Halbfinale stand. Es ist meine Ambition, es mit Borussia zu schaffen. Auch wenn es viele nicht so sehen: Ich will den größtmögli­chen Erfolg.

Ärgert es Sie, dass Borussia nachgesagt wird, unambition­iert zu sein?

EBERL Ja, weil es eine totale Fehleinsch­ätzung ist. Wir sagen, dass wir jedes Spiel gewinnen wollen – eine größere Ambition kann man im Sport nicht haben.

Was haben zehn Jahre Sportdirek­tor-Dasein aus dem Menschen Max Eberl gemacht?

EBERL Als ich angefangen habe, habe ich einigen Leuten, die mir nahe stehen, gesagt, dass Sie mir auf den Hinterkopf schlagen sollen, wenn es in eine falsche Rich-

tung geht. Ich darf in einer sehr exponierte­n Position arbeiten, das Wichtigste ist für mich, dass man trotzdem Mensch bleibt – und ich glaube, dass ich der geblieben bin, der ich immer war.

Wie geht es mit dem Fußball weiter – wie sehr kann er sich auf das Wesentlich­e konzentrie­ren? Borussia hat gerade ein Büro in China

eröffnet.

EBERL Der Ansatz, dass der Fußball dasWesentl­iche bleibt, muss immer realistisc­h bleiben. Für einen Klub wie Borussia geht es darum, neue Einnahmequ­ellen zu eröffnen, die dann dem Sport zugutekomm­en. Darum muss man sich zumindest mit anderen Märkten beschäftig­en. Allerdings müssen wir tatsächlic­h allgemein aufpassen, dass wir das Spiel an sich nicht aus den Augen verlieren.

Wo sind für Borussia die Grenzen?

EBERL Selbst ein Verein wie Borussia Dortmund, der ganz andere Möglichkei­ten hat als wir, ist nicht in der Lage, seine Topspieler ohne Wenn und Aber zu halten. Wenn die Topvereine Europas kommen, sind die Spieler weg. Wir haben unsere Voraussetz­ungen, die klar formuliert sind: Haben wir sportliche­n Erfolg, dann können wir investiere­n. Das ist für mich als Sportdirek­tor eine klare Vorgabe.Wenn wir sportlich Geld erwirtscha­ften, können wir es eins zu eins in den Kader stecken.

Borussia ist ein Ausbildung­sverein?

EBERL Nein, gegen den Ausdruck wehre ich mich. Wir sind ein ambitionie­rter Verein, der Spieler für den eigenen Erfolg entwickelt. Wir sind eher ein Karriereve­rein.

Wird es das 15- oder 20-jährige Jubiläum des Gladbach-Managers Max Eberl geben?

EBERL Das liegt ja nicht ausschließ­lich an mir. Ich will einfach einen guten Job machen, authentisc­h, ehrlich und klar meine Arbeit verrichten – und das mit Erfolg. Wenn das so ist, dann können es auch 15 oder 20 Jahre werden.

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FOTO: DPA Borussia Mönchengla­dbachs Dirigent im Hintergrun­d: Manager Max Eberl.

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