Lufthansa senkt Zahl der Billigtickets
Die Lufthansa kündigt höhere Ticketpreise an. So sollen steigende Spritpreise kompensiert werden. In Düsseldorf soll Eurowings wachsen.
FRANKFURT Die Lufthansa will spätestens 2019 die Ticketpreise gezielt erhöhen. Das kündigte Vorstandschef Carsten Spohr bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen in Frankfurt an. Er will bewusst die Kapazitäten langsamer als bisher geplant steigern, um das Preisniveau anheben zu können. Im Winter rechnet die Fluggesellschaft damit, dass das Ticketangebot branchenweit in Europa um zehn Prozent steigt. Der Konzern selbst will das Angebot aber nur um acht Prozent erhöhen.
Im Sommer des nächsten Jahres will Lufthansa die Kapazität nur um 3,8 Prozent steigern. Das wäre halbso viel wie im Sommer 2018. Spohr hofft, dass auch andere Airlines helfen, ein weiteres Überangebot zu verhindern: Die Lufthansa wolle „mit Kapazitätsdisziplin die Profitabilität unserer Airlines sichern“, sagte der Manager.
Die Kunden sollen die neue Taktik vorrangig dadurch spüren,, dass es weniger Discount-Tickets bei Lufthansa und dem Ableger Eurowings geben soll. „Es geht uns um das untere Ende der Preisspanne“, so Spohr,„es gibt Flüge nach Mallorca oder zu anderen Zielen, da kostet der Flug weniger als das Taxi zum Airport. Das hat keine Zukunft.“Er räumte aber ein, dass die Preise im Wettbewerb festgelegt würden. Und gerade in NRW sind sehr günstige Flüge nach Mallorca und nach Berlin zu verzeichnen.
Die höheren Tarife sollen vorran- gig steigende Kerosinkosten ausgleichen. Lufthansa warnte, dass steigende Spritpreise den Konzern 2019 mit rund 900 Millionen Euro belasten könnten, obwohl zwei Drittel der Kerosineinkäufe gegen zu starke Preiserhöhungen abgesichert wurden. Die Reaktion auf die Kostenschätzung: Die Aktie rutschte zeitweise um fast neun Prozent ab. Gegenüber Februar ist das Papier um 40 Prozent abgestürzt. Der Ölpreis ist von 30 Dollar pro Fass auf 80 Dollar pro Fass gestiegen. Drunter leiden alle alle Airlines.
Die Kapazitäten begrenzen will Spohr aber auch, weil er eine weitere Verstopfung des Luftraumes fürchtet. In Europa sei die Zahl der Passagiere in den vergangenen fünf Jahren um rund 50 Prozent auf 780 Millionen im Jahr gestiegen. Viele Flughäfen arbeiteten an den Grenzen ihrer Belastbarkeit. Lufthansa habe in diesem Jahr rund 18.000 Flüge streichen müssen, wovon 1,7 Millionen Passagiere betroffen gewesen seien. Etwa 250 Millionen Euro musste Lufthansa für Passagierentschädigungen und andere Folgekosten der Flugausfälle zahlen, das soll sich nicht wiederholen. Spohr: „Wir müssen vorsichtiger wachsen.“
Trotz solcher Belastungen legte Europas größte Airline gute Zahlen für die abgelaufenen neun Monate vor: Das operative Ergebnis war mit 2,4 Milliarden Euro so hoch wie nur einmal zuvor in der Konzerngeschichte, wie Finanzvorstand Ulrik Svensson sagte. Der Umsatz legte um sechs Prozent auf 26,9 Milliarden Euro zu. Durchwachsene Zahlen meldet Eurowings. Es gilt zwar als Erfolg von Eurowings-Chef Thorsten Dirks, dass die Kapazität stark erhöht wurde, indem er 77 Jets von Air Berlin integrierte. Dirks erhöhte die Belegschaft von Eurowings um 3000 auf 10.000 Beschäftigte und steigerte die Zahl der Fluggäste von 24 Millionen auf fast 30 Millionen. Doch wegen hoher Integrationskosten wurden rote Zahlen geschrieben. Spohr nimmt das hin: „Wir haben die Chance zur Konsolidierung nach dem Ende von Air Berlin ergriffen. Jetzt ist Eurowings die Nummer Eins an vielen Flughäfen in Deutschland.“Gerade in Düsseldorf als ihrem Hauptflughafen werde Eurowings expandieren, so Spohr.