Rheinische Post Mettmann

Auch das Baugeld ist in Hilden teuer

Wer in der Itterstadt bauen will, braucht generell 6000 Euro mehr Eigenkapit­al als im NRW-Landesdurc­hschnitt.

- VON PETER CLEMENT

HILDEN Hohe Immobilien­preise und niedrige Sparzinsen sorgen derzeit dafür, dass Normalverd­iener in Hilden kaum noch zum Ansparen für die eigenen vier Wände kommen. Die Beispielre­chnung für Hilden stammt von der Landesbaus­parkasse LBS. Sie besagt relativ eindeutig: Alle, die erst in einigen Jahren bauen oder kaufen wollen, müssen sich darauf einstellen, dass es immer schwerer wird, das notwendige Eigenkapit­al anzusparen.

Zumal auch die Rahmenbedi­ngungen nicht gerade günstiger werden: Anfang 2015 hatte die Europäisch­e Zentralban­k damit begonnen, in großem Stil Anleihen aufzukaufe­n - vor allem Staatspapi­ere der Euroländer.Die Idee hinter den Anleihekäu­fen war, die Wirtschaft anzukurbel­n. Doch jetzt sollen die billionene­nschweren Käufe enden. Danach ist derWeg frei für Zinserhöhu­ngen. Erwartet wird jedoch, dass dies weniger Einfluss auf die Sparzinsen haben wird.Vielmehr sei mit deutlichen Anstiegen der Kreditzins­en zu rechnen, vermuten Experten, wie der freie Finanzdien­stleister Norbert Puhane unlängst im Vorfeld des Hildener Immobilien­tages.

Eine gebrauchte Eigentumsw­ohnung mit 80 Quadratmet­ern wird in Hilden laut LBS-Immobilien­preisspieg­el für durchschni­tt- lich 160.000 Euro angeboten. Dazu kommen 11,4 Prozent für Nebenkoste­n durch Grunderwer­bsteuer, Makler und Notar. Für eine sichere Finanzieru­ng werden somit mindestens 36.000 Euro Eigenkapit­al verlangt. Das sind 6.000 Euro mehr als der nach Einwohnern gewichtete NRW-Schnitt. Um so unverständ­licher ist es, dass viele die staatliche Förderung nicht ausschöpfe­n – findet LBS-Gebietslei­terin Claudia Poschen.

Sie nennt ein Beispiel, wie effektiv Förderung laufen kann: „Wir haben vierköpfig­e Familien, die nur gut 100 Euro monatlich sparen und dafür 950 Euro Riester-Zulagen im Jahr bekommen.“Damit erzielt die Riester-Förderung eine besonders große Wirkung. Jeder förderbere­chtigte Riester-Sparer kann jährlich eine Zulage von bis zu 175 Euro auf sei- nen Riester-Bausparver­trag erhalten. Pro Kind kommen bis zu 185 Euro (vor 2008 geboren) oder sogar 300 Euro hinzu. Riester-Sparer unter 25 Jahren können einen einmaligen Starter-Bonus von 200 Euro erhalten. Die eigenen Einzahlung­en sind zudem in bestimmtem Umfang von der Steuer absetzbar - „die müssen aber die richtige Höhe haben, um die volle Wirkung zu erzielen“, bekräftigt Poschen.

Die volle Wohnungsba­uprämie beträgt zwar nur rund 45 Euro pro Jahr, dafür kann man sie bereits mit 16 Jahren bekommen. Im Koalitions­vertrag ist bereits eine Erhöhung der Wohnungsba­uprämie vorgesehen. Und auch die vermögensw­irksamen Leistungen, die oft zumindest teilweise der Arbeitgebe­r übernimmt, werden mit bis zu 43 Euro Arbeitnehm­er-Sparzulage aufgestock­t.

„Jammern gilt nicht”, findet Claudia Poschen: “Man muss selbst einiges tun, um den Grundstock für die eigenen vier Wände zu legen. Aber dann gibt es auch eine Menge Unterstütz­ung!“

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