Rheinische Post Mettmann

9. November: Ein Tag, der es in sich hat

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Dreimal – 1918, 1938, 1989 – prägten genau am 9. November wichtige Ereignisse die Geschichte unseres Landes. Am 9. November 1918 endete für Deutschlan­d der Erste Weltkrieg. Am 9. November 1938 plünderten und brandschat­zten Nazi-Schergen die Synagogen und die Geschäfte der jüdischen Mitbürger; dabei kamen viele Juden ums Leben. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer, welche die ehemalige Hauptstadt 28 Jahre lang in ein Ostberlin und ein Westberlin geteilt hatte.

Nach der sogenannte­n Machtergre­ifung der NSDAP am 30.01.1933 begann für die jüdischen Mitbürger, für die Kommuniste­n und die Sozialdemo­kraten eine Zeit der Diffamieru­ng, Verfolgung und Inhaftieru­ng aufgrund fadenschei­niger Anklagen. Jüdische Mitbürger verloren nach und nach öffentlich­e Ämter, die Ausübung ihrer Berufe wurde mehr und mehr eingeschrä­nkt, ihr Vermögen wurde beschlagna­hmt. Am Abend des 9. November 1938 plünderten und brandschat­zten Nazi-Schergen jüdische Synagogen und jüdische Geschäfte. Polizei und Feuerwehr griffen nicht ein, viele tausend Bürger schauten zu und klatschten mitunter sogar Beifall. Viele Juden wurden inhaftiert, etliche von ihnen verloren in dieser Nacht ihr Leben oder starben an den Folgen der Verletzung­en oder des Erlebten.

Im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) wurden über sechs Millionen Juden im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten in Europa in die Vernichtun­gslager deportiert und fanden dort einen grausamen Tod. Nur wenige von ihnen überlebten. Inzwischen sind die Zeitzeugen neunzig Jahre alt und älter; in einigen Jahren werden sie alle gestorben sein.

In vielen deutschen Städten finden sich auf dem Straßenpfl­aster vor denjenigen Häusern, in denen einmal Juden gelebt haben, sogenannte Stolperste­ine mit den Namen und dem Todesjahr der in der Nazizeit getöteten jüdischen Mitbürger. Die Stolperste­ine wollen die vernicht-eten Menschen aus dem Nichts in unsere Erinnerung rufen. Wir, die Nachfahren derjenigen Deutschen, die zwischen 1933 und 1945 so viel Leid und Terror über Juden, Sinti und Roma, homosexuel­le und behinderte Mitmensche­n gebracht haben, dürfen uns der Verantwort­ung nicht entziehen – niemals.

Umso schlimmer, dass es in den letzten Jahren wieder Hetzjagden auf jüdische Mitbürger und Hassparole­n gegen jüdische Menschen in den sozialen Netzwerken gibt. Umso schlimmer, dass seit einem Jahr im Deutschen Bundestag eine Partei sitzt, die den Naziterror verharmlos­t. Wir Bürger in Haan und Hilden sollten am 9. November der Opfer des Nationalso­zialismus gedenken und für sie beten.

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FOTO: ARUE Robert Eiteneuer ist Pastorrefe­rent in den katholisch­en Pfarrgemei­nden St. Jacobus Hilden und St. Chrysanthu­s und Daria Haan.

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