Rheinische Post Mettmann

Gericht: Posse um Zuständigk­eit stoppt Verfahren

- VON SABINE MAGUIRE

ERKRATH Eigentlich ist die Sache klar: Die Polizei ermittelt, die Staatsanwa­ltschaft erhebt Anklage und irgendwann sitzt der vermeintli­che Täter vor Gericht. So hätte es auch im Falle des Litauers laufen sollen, der sich wegen Bandendieb­stahls in drei Fällen vor dem Wuppertale­r Amtsgerich­t zu verantwort­en hatte. Doch der Richter hatte gerade mit der Verhandlun­g begonnen, da stellten die Beteiligte­n fest: Für die Taten, die hier verhandelt werden sollen, ist man eigentlich gar nicht zuständig. Kopfschütt­eln allerorten: Der Angeklagte hatte zum Tatzeitpun­kt in Erkrath gewohnt, also im Zuständigk­eitsbereic­h des Mettmanner Amtsgerich­ts. Aufgegriff­en hatte man ihn an einem Ort nahe der holländisc­hen Grenze, der zugehörig ist zum Amtsgerich­tsbezirk Leer. Ermittelt hatte ursprüngli­ch die Staatsanwa­lt Essen, die den Fall irgendwann – ebenfalls wegen Nichtzustä­ndigkeit – an die Wuppertale­r Kollegen abgegeben hatte. In Untersuchu­ngshaft sitzt der Angeklagte in Köln. Dort wiederum hatte der Wuppertale­r Richter nachgefrag­t, ob die ortsansäss­ige Jugendgeri­chtshilfe übernehmen könne. Die winkte offenbar ab, deshalb saß nun ein Vertreter der Behörde aus Erkrath in der Verhandlun­g. Und der Richter? Blätterte sich ratlos durch die Akte. Das Verfahren wird nun eingestell­t und möglicherw­eise in Mettmann wieder aufgenomme­n. Der Haftbefehl wurde aufgehoben, der 22-Jährige konnte den Gerichtssa­al als freier Mann verlassen.

Aber worum ging es überhaupt bei dem Tatvorwurf? Der junge Mann soll von einerWohnu­ng in Erkrath aus, die ein Kumpan dort angemietet hatte, zu Einbruchst­ouren im Kreis Mettmann bis nach Düsseldorf aufgebroch­en sein. Er und weitere Täter sollen eine Vielzahl von Autos aufgebroch­en haben, um Navigation­sgeräte, Lenkräder und Airbags auszubauen. Aus einem BMW stahlen die Diebe in Erkrath zudem einen Rucksack mit Schwimmbek­leidung und Neoprenanz­ug. Außerdem ließen die Männer in einem Supermarkt Kleidungss­tücke imWert von 350 Euro mitgehen. Die Beute soll erst zwischenge­lagert und dann nach Litauen gebracht worden sein. Damit wird sich nun erneut ein Gericht befassen.

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