Rheinische Post Mettmann

Beschützt und getragen

- PASTOR MARTIN SCHARNOWSK­I, TREFFPUNKT LEBEN GEMEINDE ERKRATH

Heute morgen hat mir mein Spiegel viele Fragen gestellt: „Wie siehst du denn wieder aus? Kaum wieder zu erkennen! So kannst du nicht unter die Leute gehen! Wie willst du die Haare auf deinem Kopf nur wieder in Ordnung bringen? Am besten ist, du bleibst heute zu Hause!“Jetzt – rund eine Stunde später am Schreibtis­ch – habe ich an meinem Äußeren einiges repariert, kaschiert und frisiert. Das innere Gefühl aber bleibt: Du bist in die Jahre gekommen, gealtert, bist abgeblätte­rt, langsam geworden – eben schon lange nicht mehr der Jüngste. Von links und rechts überholt, bald nicht mehr gebraucht, vom Austausch bedroht.

„Ich habe eine Karte mit einem Spruch aufgestell­t: Du bist beson

ders!“

Solche und ähnliche Gedanken können mich direkt in die Novemberde­pression führen – vorausgese­tzt, ich schenke ihnen Gehör und glaube ihnen. Tue ich nicht! Ich habe mir eine Karte mit einem guten Spruch auf meinen Schreibtis­ch gestellt: „Du bist besonders! Wenn ich dir etwas geben könnte, dann würde ich dir die Fähigkeit geben, sich selber so zu sehen, wie andere dich sehen – damit du erkennen kannst, was für ein besonderer Mensch du bist!“(Barbara A. Billings)

Fühlt sich viel besser an, so zu denken! Innerlich öffnet sich ein Fenster, Licht bricht sich Bahn: Ich bin etwas Besonderes – ich bin einzigarti­g – ich bin wertvoll. Und mein Alter? Mein Gehäuse? Das Grau auf meinem Haupt? Da vertraue ich meinem Gott, wenn er verspricht: Ich will euer ganzes Leben lang euer Gott sein – ich werde euch tragen, bis euer Haar vom Alter ergraut. Ich habe es getan und ich werde euch weiterhin tragen. (Jes. 46,4) Passt! Ich bin nicht nur etwas Besonderes, ich werde beschützt, begleitet, zur Not getragen. So gehe ich in den neuen Tag – draußen wird es hell.

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