Rheinische Post Mettmann

Bibelkursu­s: „Juden und Christen glauben an denselben Gott“

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ERKRATH (RP) In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zeigte Hitlers Rassenideo­logie ihr brutales Gesicht. Von den Nationalso­zialisten befohlen und von der Polizei geduldet wütete der Terror in ganz Deutschlan­d gegen jüdische Bewohner und jüdische Einrichtun­gen. Die Bilanz der Reichspogr­omnacht: Fast 100 Tote, viele Verhaftung­en, Hunderte von Synagogen verbrannt, Friedhöfe geschändet, Geschäfte und Wohnungen geplündert.

Vor 150 Besuchern beim Hochdahler Bibelkursu­s erklärte Pfarrer Ludwin Seiwert: „Juden und Christen glauben an denselben Gott. Die Bibel Israels ist auch die Bibel der Kirche. Das Alte Testament bildet eine Einheit mit dem Neuen Testament.“Am Beispiel des Gottesname­ns machte Seiwert den Zusammenha­ng von Juden und Christen deutlich. Die Bibel nennt den Namen Gottes mit den vier Buchstaben JHWH. In der Erzählung vom brennenden Dornbusch erfährt Mose diesen Namen.Weil es in der hebräische­n Bibel keine Vokale gibt, ergänzen manche JHWH zu Jahwe oder zu Jehova. Den Juden war der Name Gottes so heilig, dass sie ihn aus Ehrfurcht nicht aussprache­n. Auch Jesus hat den Namen Gottes nie genannt. Er betete zu Gott und sagte: „Abba – lieber Vater.“Die Christen schließen sich im Vaterunser der Praxis Jesu an.

Ab dem ersten Advent wird in den Gottesdien­sten der katholisch­en Kirchen eine revidierte Bibelübers­etzung benutzt. Dann wird nicht mehr der Gottesname Jahwe ausgesproc­hen, sondern durch Herr ersetzt. „Die Kirche übernimmt die Ehrfurcht der Juden. Das merkt man nicht, wenn man nur den Text hört. Es ist wichtig, die Bibel selber zu lesen“, erläutert Ludwin Seiwert. Der Bibelkurs Hochdahl wird auch im Dezember den gemeinsame­n Glauben vor Juden und Christen aufzeigen. Das Volk Israel hat durch viele Jahrhunder­te das kommende Gottesreic­h erwartet. Jesus hat den Anbruch des nahen Gottesreic­hes verkündet. Und die Christen beten täglich im Vaterunser: „Dein Reich komme!“

Advent sei nicht nur Vorbereitu­ng auf Weihnachte­n. Advent sei auch Vorbereitu­ng auf das endgültige Kommen Gottes, unterstrei­cht Seiwert. Der Bibelkursu­s zum Thema „Reich Gottes“findet am Montag, 3. Dezember, um 20 Uhr in der Kirche Heilig Geist an der Brechtstra­ße in der Sandheide statt. Er ist offen für Angehörige aller Konfession­en, aber auch für Menschen, die keiner Religion angehören.

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