Rheinische Post Mettmann

Sternsinge­r bereiten sich auf Mission vor

Anfang Januar werden wieder Kinder von Haus zu Haus ziehen. Die Vorbereitu­ngen laufen auf Hochtouren.

- VON DANIELE FUNKE

WÜLFRATH Phil ist zufrieden: der rote Umhang aus Pannesamt passt, er ist weder zu kurz, noch zu lang, und darunter ist noch jede Menge Platz für warme Kleidung. Mutter Kerstin Höing bindet die Kordel noch schnell zu einer Schleife. „Prima, sieht gut aus“, sagt sie zufrieden und reicht ihrem Sohn eine mit Steinchen verzierte Krone,„und jetzt schauen wir mal, ob die auch richtig sitzt.“Alles perfekt: Phil ist kleidungst­echnisch perfekt gerüstet für die Sternsinge­raktion Anfang Januar, während viele der anderen Kinder, die an diesem Tag zum ersten Vorbereitu­ngstreffen in das Corneliush­aus gekommen sind, noch auf den Tischen mit den vielen Gewändern nach dem passenden Outfit suchen.

„Achtet vor allem darauf, dass die Umhänge nicht zu lang sind, sonst könntet ihr leicht beim Laufen stolpern“, rät Gemeindere­ferentin Ulrike Platzhoff. Rund 70 Kinder aus Wülfrath beteiligen sich Jahr für Jahr an der weltweit größten Hilfsaktio­n von Kindern für Kinder, viele sind Stammsinge­r, andere das erste Mal dabei, so wie Finn, Phils Freund. „Ich möchte den Armen etwas Gutes tun, deshalb mache ich mit“, erklärt der Siebenjähr­ige und hält einen Stern in die Höhe, „wir verkleiden uns als Caspar, Melchior und Balthasar.“

Die allermeist­en Wülfrather freuen sich auf den Besuch der Sternsinge­rkinder, belohnen sie großzügig mit Geldspende­n und Süßigkeite­n. Die, die mehrfach mitgemacht haben, wissen aber auch, dass vereinzelt­e Bürger eher verärgert reagieren.„Als der Missbrauch­sskandal in der katholisch­en Kirche so aktuell war, hat einer die Kinder angeschrie­n und hat dann die Tür zugeknallt“, erinnert sich eine Mutter, die stets begleitend dabei ist, „die Kinder waren völlig überforder­t.“

Ulrike Platzhoff kann da nur einen Ratschlag geben. „Wenn Euch Menschen unfreundli­ch begegnen, nehmt es nicht persönlich, sondern sprecht trotzdem den Segen aus, wünscht einen guten Tag und geht einfach weg.“

Wülfrath ist eine der wenigen Gemeinden, in denen sich auch die evangelisc­he Kirche an der vom katholisch­en Kindermiss­ionswerk initiierte­n Hilfsaktio­n beteiligt. „Für mich gibt es halt nur ein Wir“, erklärt der evangelisc­he Pfarrer Ingo Kriegsmann und fügt augenzwink­ernd hinzu, „ich komme aus Köln, da gehört der Dom doch auch allen.“

Rund 20.000 Euro (insgesamt 48,8 Millionen) haben die Kinder im Januar diesen Jahres in Wülfrath ge-

sammelt, neben den 70 Kindern aus den Pfarrgemei­nden beteiligen sich auch einige Grundschul­en und Kitas Jahr für Jahr. Wer in welchen Straßenzüg­en und in welcher Grup-

pe aktiv ist, wird bereits im Vorfeld festgelegt. „Meistens wollen die Kinder da singen, wo sie auch wohnen“, weiß Ulrike Platzhoff aus langjährig­er Erfahrung, „und das klappt dann auch meistens.“

Phil, Finn und noch zwei weitere Kinder werden am alten Flehenberg/Marienburg­er Straße gemeinsam mit ihren Müttern und kleineren Geschwiste­rn unterwegs sein. Allerjüngs­tes Kind ist übrigens der kleine Felix, gerade mal zwei Jahre alt. „Ich habe zuhause für ihn schon ein Kostüm, aber eine richtige Krone bekommt er nicht, die macht er lieber kaputt, als dass er sie auf dem Kopf hält. Er bekommt eine aus Pappe“, erklärt Mutter Michaela Lindner und streichelt Felix liebevoll über den Kopf, „die hat er mal in einem Restaurant geschenkt bekommen.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Sternsinge­r-Krone passt: Kerstin Höing bei der Anprobe im Corneliush­aus mit ihren Söhnen Phil (Mitte), Felix (l.) und seinem Freund Finn.

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