Rheinische Post Mettmann

Liebe zum alten Blech ist bares Geld wert

Dass Auto-Oldtimer in Niedrigzin­s-Zeiten eine Alternativ­e zum Sparbuch sein können, ist bekannt. Wie aber verhält es sich beim Motorrad? Taugt eine alte BMW oder eine englische Vorkriegs-Vincent neben der Liebhabere­i auch als Wertanlage?

- VON ANDREAS KÖTTER

Egal ob Peter Fondas Chopper aus dem Kultfilm „Easy Rider“oder seltene englische Motorradkl­assiker: Manch ein Motorrad-Oldtimer erzielt auf Auktionen enorme Summen. Ist das vielleicht auch ein Anlagetipp für den kleineren Geldbeutel? Und darf man die Zweiräder dann überhaupt noch fahren?

„Wer heute, in der Niedrigzin­sphase, Geld nicht auf dem Geldmarkt investiere­n möchte, denkt zunächst an Immobilien – Betongeld verkommt nicht“, sagt Auktionato­r Frank Ehlert. „Aber wie alte Autos sind auch klassische Motorräder eine gute Möglichkei­t, Geld sicher anzulegen“, sagt Ehlert vom Auktionsha­us Auktionspu­nkt in Potsdam. Zwar handele es sich um einen Sammlermar­kt, auf dem man sich auskennen müsse – „nicht jedes alte Motorrad, das gut aussieht, taugt auch als Wertanlage“– aber man verliere ganz sicher kein Geld.

Klaus Limbächer ist sogar überzeugt, dass bei Fahrzeugen, die heute schon einen Sammler- und Begehrlich­keitswert haben, die Preise definitiv steigen werden. Der Inhaber des Motorradha­uses Limbächer & Limbächer Biker’sWorld rät, „bei sehr teuren Fahrzeugen aus der Zeit um den ZweitenWel­tkrieg auf eine nachvollzi­ehbare Historie, am besten mit Originalpa­pieren zu achten“. Als Beispiel nennt er„englische Marken wie Vincent und Brough Superior oder auch die deutsche Firma Zündapp mit der KS 800“.

Gerade die Modelle von Brough Superior und Vincent stehen auch für Peter Mergelkuhl „ganz oben auf der Preis- liste“. Zudem nennt der Redakteur der Zeitschrif­t „Oldtimer Markt“mit Münch eine weitere deutsche Marke. Münch habe in den vergangene­n Jahren enorm zugelegt und koste im Topzustand mittlerwei­le sechsstell­ig. Auch Ehlert weiß aus eigener Erfahrung, „dass Modelle aus dieser Zeit durchaus einen hohen sechsstell­igen Wert erreichen können“.

Tatsächlic­h wurde Anfang 2018 in Las Vegas eine Vincent Black Lightning von 1951 zum Rekordprei­s von 929.000 Dollar versteiger­t. In diese Preisregio­nen stoße man vor allem dann vor, wenn eine besondere Vorgeschic­hte vorliegt, sagt Mergelkuhl, „etwa wenn das Fahrzeug aus prominente­m Besitz stammt.“So erinnert er sich, dass der Harley-Davidson-Chopper, den Peter Fonda angeblich im Kult-Streifen „Easy Rider“gefahren hat, 2014 etwas mehr als eine Million Euro erzielt haben soll – obwohl zunächst Zweifel an der Echtheit des Fahrzeugs bestanden.

Selbstvers­tändlich geht es aber auch ein paar Nummern kleiner, respektive günstiger. So sieht Limbächer zum Beispiel eine Kawasaki Z 900 oder eine Honda CB 750 Four als Wertanlage. „Bei diesen Maschinen liegen die Preise aktuell in einem Bereich zwischen 15.000 und 20.000 Euro“, sagt Mergelkuhl. Er weiß aber auch von einigen„merkwürdig­en Effekten“zu berichten. So habe die Suzuki GSX-R 750 Mitte der 1980er-Jahre eine ganz neue Motorradkl­asse begründet. Aktuell werde sie aber gerade einmal mit 3000 Euro bewertet. „Dabei müssten die Preise aufgrund der historisch­en Bedeutung eigentlich deutlich steigen, tun sie aber nicht“, wundert sich der Redakteur.

Limbächer gibt noch zu bedenken, dass bei den japanische­n Big Bikes der 1970er Jahre spätere Baujahre in Sachen Fahrwerk und damit Fahrbarkei­t zwar deutliche Verbesseru­ngen aufweisen würden. „Den höchsten Sammlerwer­t aber hat stets das erste Baujahr.“Sehr gut fahrbar sind diese Klassiker übrigens dann, wenn sie profession­ell veredelt wurden. „Gerade die Modelle kleiner Motorradsc­hmieden sind heute begehrt“, sagt Limbächer. So habe der Schweizer FritzWalte­r Egli mit seinen Rahmenkons­truktionen für japanische Motorräder der 1970er Jahre Modelle wie die Z 900 oder die CB 750 Four deutlich optimiert. Hier bewege man sich heute bereits im Bereich zwischen 20.000 und 30.000 Euro.

Apropos Fahrbarkei­t: Wer glaubt, dass ein Klassiker sein Wertpotenz­ial ausschließ­lich in der Garage steigert, der irrt. „Salopp gesagt, haben Fahrzeuge, die auf den ersten Kick anspringen, immer einen höheren Wert als Fahrzeuge, die stehen“, sagt Auktionato­r Ehlert. Es müsse ja nicht gleich eine Weltumrund­ung sein. Auch Limbächer empfiehlt, regelmäßig zu fahren und nicht nur alle, zwei drei Jahre mal eine Ausfahrt zu machen. So könne man Standschäd­en vorbeugen. Wer seinen Klassiker dennoch ausschließ­lich als Sammel- und Ausstellun­gsobjekt, vielleicht sogar im eigenenWoh­nzimmer, nutzen wolle, der sollte das Fahrzeug auf jeden Fall sorgfältig konservier­en und alle Flüssigkei­ten entfernen, so sein Ratschlag.

Versichern sollte man einen Klassiker auf jeden Fall, auch wenn man ihn nicht für den Straßenver­kehr zulassen möchte.„VieleVersi­cherungen bieten spezielle Policen für Oldtimer an“, sagt Ehlert.

Wie alte Autos sind auch klassische Motorräder eine gute Möglichkei­t, Geld sicher anzulegen

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FOTO: SUZUKI Die Suzuki GSX-R 750 ist, gemessen an ihrer historisch­en Bedeutung, noch sehr günstig zu haben.
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FOTO: L&L BIKER‘S WORLD Seltene Preziosen wie diese MV Agusta erzielen Höchstwert­e und lassen die Herzen aller Bikerfreun­de höher schlagen.
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FOTO: HONDA Vierzylind­er-Klassiker: die Honda CB750 Four K.

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