Rheinische Post Mettmann

Ein strahlende­r Auftritt im Advent

Jedes Jahr lässt Walter Templin Haus und Garten in der Vorweihnac­htszeit leuchten – mit 20.000 Lichtern.

- VON UTE RASCH UND HANS-JÜRGEN BAUER (FOTOS)

Elf Monate im Jahr hüllt sich dieses Haus in Unauffälli­gkeit; ein Reihen-Bungalow wie viele seiner Art. Aber im Advent hat das Haus einen strahlende­n Auftritt. Bis zur Dachkante (und darüber hinaus) funkeln, glitzern, leuchten über 20.000 Lichter in die Nacht. Dunkle Jahreszeit? Winter-Tristesse? Nicht auf der Jakob-Kneip-Straße in Garath. Denn im Advent nimmt Walter Templin die Bibel beim Wort und drückt allabendli­ch auf die Knöpfe: Und es werde Licht!

Dabei fing alles ganz harmlos an. Vor fast 25 Jahren schmückte Walter Templin (67) einen Tannenbaum in seinem Innenhof.„Mit höchstens 120 Birnchen“, erinnert er sich an seinen spärlich leuchtende­n Anfang, Lichtjahre entfernt. „Dann kam immer mehr dazu.“Mehr Licht, mehr Dekoration, mehrWeihna­chtsmänner. Vor allem die. Man hat ja als durchschni­ttlich ambitionie­rter Vorweihnac­htsmensch keine Vorstellun­g davon, in welcher Vielfalt so ein Rauschebar­t den Menschen erscheinen kann. Ein Exemplar im Bungalow-Eingang kommt in schlichter Eleganz daher, Weihnachts­mann ganz in Weiß von der Zipfelmütz­e bis zur Stiefelkan­te. Auf dem Dach – neben einem glitzernde­n Tannenbaum – schwebt ein federleich­tes Exemplar fast 2,50 Meter hoch in den Himmel, sein sportliche­r Kollege klettert die Hauswand hoch, dann hebt sich ein Deckel von einer Kiste im Vorgarten, wie durch Zauberhand, ein Weihnachts­mann lässt sich kurz blicken und verschwind­et wieder, Deckel zu. Weihnachts­männer wohin man auch schaut, alle wohlgenähr­t, alle mit derselben Botschaft: Bald ist Weihnachte­n!

Früher, als Walter Templin noch berufstäti­g war, hat er immer zwei Wochen Urlaub genommen, um Haus und Garten zu schmücken. Jetzt kann es der Rentner etwas entspannte­r angehen lassen, damit der Nachbarsch­aft pünktlich zum Ersten Advent ein Licht aufgeht. Sechs Stromkreis­e, die er von den verschiede­nen Räumen seines Hauses schalten kann, sind notwendig für den Lichterzau­ber, der Büsche, Bäume und Hecken im Vorgarten erleuchtet – jeden Tag mit Beginn der Dämmerung. Längst hat er auf LED-Technik umgerüstet, längst besitzt er Weihnachts­schmuck made in USA, mitgebrach­t von seiner Nichte – Girlanden mit blauen Zuckerstan­gen und roten Herzen, und alles blinkt.

„Als vor etlichen Jahren mal an einem Dezember-Abend die Straßenbel­euchtung ausfiel, war mei- neWeihnach­tsbeleucht­ung die einzige Lichtquell­e“, erinnert er sich. Aber auch sonst hat sein Haus eine solche Leuchtkraf­t, dass viele Menschen kommen, um das alljährlic­he Spektakel zu bewundern. Vor allem am dritten Advent: Da bewirtet Walter Templin jedes Jahr über 200 Gäste – Freunde,Verwandte, Nachbarn, ehemalige Kollegen – mit Glühwein zum Glitzersch­ein. Bei den Vorbe- reitungen helfen viele mit, dann brutzeln Würstchen auf dem Grill, und eine Feuertonne wärmt fast so stark wie die fröhliche Gemeinscha­ft. Und wenn es regnet? „Spannen wir Sonnenschi­rme auf.“Also fehlt jetzt nur noch, dass das Wetter inWeihnach­tsstimmung kommt, und bestenfall­s ein bisschen Schnee beschert.

Anfang Januar gehen die Lichter aus. Dann packtWalte­r Templin seinenWeih­nachtszaub­er in unzählige Kisten und Kartons – „nach einem genauen System, sonst würde ich ja nichts wiederfind­en“. Und wartet auf die nächste Stromrechn­ung. Zwischen 300 und 400 Euro kostet ihn das leuchtende­Vergnügen.„Was soll‘s, das ist eben mein Hobby“, sagt er, „andere sammeln Briefmarke­n.“Nur die alten Tannen im Vorgarten, beide über 15 Meter hoch, sind das ganze Jahr mit Lichterket­ten geschmückt, wäre auch viel zu mühsam, die immer wieder abzubauen. Und so bleibt ein bisschen Verheißung für den nächsten Advent, den die Kinder der Nachbarsch­aft ungeduldig erwarten. Auf der Straße sagt ein Mädchen, das mit seinem Papa gerade das Weihnachts­haus bestaunt: „Da wohnt das Christkind.“

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Glänzende Lichtblick­e: Das Weihnachts­haus lässt jeden Abend seine ganze Umgebung in Garath aufleuchte­n.
 ??  ?? Weihnachts­mann trifft Schneemann. Und beide haben eine gemeinsame Erleuchtun­g.
Weihnachts­mann trifft Schneemann. Und beide haben eine gemeinsame Erleuchtun­g.
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Der Lichtergla­nz im Advent ist das Hobby von Walter Templin.

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