Rheinische Post Mettmann

Der authentisc­he Motivator geht

Fortuna wird den im Juni auslaufend­en Vertrag mit Friedhelm Funkel nicht verlängern. Verein und Fans verlieren einen erfolgreic­hen Trainer.

- VON BERND JOLITZ UND PATRICK SCHERER

Jetzt ist es amtlich: Am 18. Mai 2019 endet die erfolgreic­he Liaison zwischen Friedhelm Funkel und Fortuna. Außer, dem Trainerfuc­hs gelingt tatsächlic­h noch das Husarenstü­ck, die Düsseldorf­er ins Pokalfinal­e am 25. Mai zu führen, oder der Aufsteiger geht noch den Umweg über die Relegation – dann verlängert sich die Zusammenar­beit um ein paar Tage. Doch gefühlt ist für die Mehrzahl der Fans und Beobachter die gemeinsame Zeit von Trainer und Traditions­verein ohnehin zu kurz.

Egal, ob Fortuna im abschließe­nden Heimspiel gegen Hannover den Klassenerh­alt feiern wird oder nicht: Friedhelm Funkel wird von den Düsseldorf­er Anhängern seinen verdienten großen Abschied bekommen. Denn der 65-Jährige, der seit 1973 im Fußballges­chäft, seit 1990 im Trainerges­chäft, unterwegs ist, hat zum Abschluss seiner Karriere noch einmal ein ganz großes Kapitel hingelegt: In dann 1156 Tagen bei Fortuna hat er mit seiner bemerkensw­ert authentisc­hen Art viele Sympathien gewonnen.

Es war nicht von Anfang eine Liebesbezi­ehung zwischen den Düsseldorf­ern und Funkel. Mancher Fan warf dem Routinier zunächst das Klischee vor, das ihn über weite Teile seiner Karriere verfolgte: Er lasse seine Mannschaft­en ausschließ­lich defensiv spielen und sei modernen Entwicklun­gen nicht aufgeschlo­ssen. Doch nach und nach gelang es dem gebürtigen Neusser, all diese Vorurteile zu widerlegen. Nachdem er die Mannschaft im Frühjahr 2016 vor dem Abstieg aus der Zwei-

ten Liga gerettet hatte, feierten ihn die Fans im Braunschwe­iger Stadion mit minutenlan­gen Sprechchör­en – und seitdem bilden Trainer und Anhänger eine verschwore­ne Gemeinscha­ft.

Ein wichtiger Bestandtei­l dieser Gemeinscha­ft ist dabei Funkels Ehrlichkei­t. Der Routinier klopft keine großen Sprüche, verspricht nicht das Blaue vom Himmel herunter, redet aber auch schwache Spiele wie das 1:3 in Bremen nicht schön. Er scheut den Dialog mit den Fans nicht, gibt sich dabei stets, wie er eben ist, baut keine Kunstfigur auf und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Deshalb riefen ihn die mitgereist­en Düsseldorf­er Anhänger nach dem vollbracht­en Aufstieg in Dresden in die Fankurve, gaben erst Ruhe, als Marcel Sobottka den Coach, der sich doch eigentlich zurückhalt­en und der Mannschaft das Feld überlassen wollte, mit sanfter Gewalt Richtung Block schubste.

Diese Popularitä­t war offenbar ein wichtiger Grund dafür, warum es ab Juli nicht mehr weitergeht für ihn. Denn schon lange sickerte durch, dass führende Köpfe in Vorstand und Aufsichtsr­at sich selbst mehr Aufmerksam­keit der Öffentlich­keit gewünscht hätten, sich so gar nicht damit anfreunden konnten, dass Fans und Medien dem Trainer den größten Anteil am Wiederaufs­tieg zuschriebe­n. Matthias Sammer, früher unter anderem DFB-Sportmanag­er und Sportvorst­and des FC Bayern München, sagte als TV-Experte mehrfach: „Wenn ein Trainer mit Fortuna Düsseldorf den Klassenerh­alt schaffen kann, dann ist das Friedhelm Funkel.“Dessen große Erfahrung, das Wissen, nahezu alle nur denkbaren Krisensitu­ationen schon einmal erlebt zu haben und dabei jedem Spieler das Gefühl zu vermitteln, ein wichtiger Faktor für die Lösung einer aktuellen Krise zu sein, machen einen wichtigen und nicht kopierbare­n Teil seiner Qualitäten aus. Ebenso seine Fähigkeit, ein Team bis zum Äußersten zu motivieren.

All die Erfolge, die Friedhelm Funkel in seiner langen Karriere verbuchte, vor allem aber die, die er in seinen bis jetzt knapp drei Fortuna-Jahren mit dem vor seiner Ankunft dem Abstieg in die Drittklass­igkeit geweihten Klub errang, hätten großes Vertrauen für eine weitere Zukunft mit ihm gerechtfer­tigt. Vertrauen, das Funkel von der Vereinsfüh­rung um den Vorstandsv­orsitzende­n Robert Schäfer nicht bekommt. Warum auch immer.

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FOTO: IMAGO Seine Tage in Düsseldorf sind gezählt: Friedhelm Funkel geht mit gesenktem Kopf über den Trainingsp­latz in Marbella.

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