Rheinische Post Mettmann

„Kita-Bau durch Firma entlastet die Verwaltung“

Betreiber der neuen Einrichtun­g wird die Johanniter-Unfallhilf­e.

- CORDULA HUPFER STELLTE DIE FRAGEN

ERKRATH Das in Erkrath ansässige IT-Unternehme­n Timocom will den Bau einer Kindertage­sstätte an der Hüttenstra­ße finanziere­n. Die RP hakte bei Bürgermeis­ter Christoph Schultz nach.

Ein Unternehme­n bringt sich nicht nur hier und da mal als Sponsor ein, sondern finanziert eine komplette Kita. Geht das einfach so?

Schultz Das ist möglich. Allerdings ist der Investor an diverse Vorschrift­en und Regelungen gebunden.

Ist das DIE Lösung für finanzklam­me Kommunen und der neue Ansatz, den die Verwaltung verfolgt?

Schultz Das ist eine Lösung, aber keine, die die Verwaltung explizit verfolgt hat. Vor allem war es ein Wunsch der Unternehme­nseigner, in Erkrath Eltern zu unterstütz­en, die Beruf und Familie vereinen möchten.

Zieht sich die Stadt nicht aus der Verantwort­ung, wenn sie Aufgaben an private Initiative­n abgibt?

Schultz Kitas in freier Trägerscha­ft sind ein wichtiger Faktor, um das Angebot an Plätzen in den Kindertage­sstätten zu erweitern. Letztlich stellt der Bau vor allem eine Entlastung für die Verwaltung dar, aber auch ohne die Unterstütz­ung von Timocom würde die Stadt an der Hüttenstra­ße eine Kita errichten.

Wurde der Firma im Gegenzug etwas versproche­n?

Schultz Nein, das Unternehme­n hat lediglich ein Belegungsr­echt von maximal drei Plätzen pro Gruppe für Kinder von Mitarbeite­rn. Wird dies nicht ausgeschöp­ft, stehen die Plätze zur freien Verfügung.

Verzichtet die Stadt auf ihre Planungsho­heit, weil der Geber das Ganze gestalten möchte?

Schultz Nein, die Planungsho­heit bezieht sich ausschließ­lich auf die bauliche Ausweisung eines Grundstück­s. Für den Betrieb einer Kita ist zudem die Erlaubnis des Landschaft­sverbandes erforderli­ch. Es gibt Raumvorgab­en, die bei der Umsetzung einzuhalte­n sind.

Wer trifft die Entscheidu­ngen über die Einrichtun­g von Kita und Außenberei­ch, wer bezahlt?

Schultz Die Entscheidu­ng treffen Eigentümer und Träger gemeinsam. Der Träger kümmert sich schwerpunk­tmäßig um die Inneneinri­chtung, das Unternehme­n gestaltet hauptsächl­ich den Außenberei­ch.

Wird hier ein kommunales Gut (Grundstück) bedingungs­los abge-

geben?

Schultz Das Grundstück wird nicht bedingungs­los abgegeben. In dem Kaufvertra­g findet sich eine Klausel, die die Bebauung des Grundstück­s mit einer Kindertage­sstätte sichert.

Wer trägt die Betriebsko­sten?

Schultz Die Betriebsko­sten tragen Unternehme­n, Träger, Land sowie Stadt gemeinsam.

Wer ist der Betreiber und bestimmt zum Beispiel Personalau­swahl und Bildungsan­gebote der Kita?

Schultz Betreiber wird die Johanniter-Unfall-Hilfe, die bereits mit der Kindertage­sstätte an der Hildener Straße seit mehreren Jahren hervorrage­nde Arbeit leistet.

Wem nutzt das Engagement mehr: Der Firma oder der Stadt?

Schultz Von diesem Engagement profitiere­n vor allem die Bürger, konkret die dort zu betreuende­n Kinder und ihre Eltern. Zudem trägt eine zügige Realisieru­ng zur Deckung des Betreuungs­bedarfes bei.

Ab wann müsste die Stadt „nein“zu einem Unternehme­nsengageme­nt sagen?

Schultz Kritisch wäre ein unausgewog­enes Leistungsv­erhältnis, also wenn das Unternehme­n ungerechtf­ertigte Vorteile zulasten der Stadt erhielte. In diesem Projekt ist jedoch definitiv ein ausgewogen­es Verhältnis vorhanden.

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RP-ARCHIV: KÖHLEN Christoph Schultz ist Bürgermeis­ter in Erkrath.

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