Rheinische Post Mettmann

Schnelles Internet macht jetzt Schule

Dank Glasfasera­nschluss ist der Einsatz von sogenannte­n neuen Medien an Erkrather Schulen komfortabl­er geworden. Beim Lernen hilft das aber nur bedingt.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH „Das Herunterla­den geht jetzt richtig schnell“, sagt Uwe Heidelberg, Leiter der Realschule Hochdahl, die als Teil des Schulzentr­ums an der Rankestraß­e seit dem 7. Januar an das Glasfasern­etz angeschlos­sen ist. Die Lehrer könnten jetzt viel reibungslo­ser auf von speziellen Portalen abrufbare Erklärvide­os, Grafiken, Bilder, Filme oder interaktiv­e Arbeitsblä­tter zurückgrei­fen und sie in den Unterricht einbinden. Auch für die Schulverwa­ltung sei das Arbeiten nun komfortabl­er, freut sich der Schulleite­r.

Alle Klassenzim­mer und Fachräume der Realschule haben Internetan­schluss, sind mit Beamer und Whiteboard ausgestatt­et. Es gibt mittlerwei­le ein Tablet-Klassenzim­mer und seit einem Monat neue Rechner. Zwei komplett ausgerüste­te IT-Räume stehen zur Verfügung. Um die benutzen zu können, müssen Schüler einen Mediennutz­ungsvertra­g mit diversen Verhaltens­regeln unterschre­iben. Getränke gleich neben der Tastatur gehen zum Beispiel gar nicht, schließlic­h hat die digitale Hochrüstun­g der Schule eine Stange Geld gekostet und soll nicht leichtsinn­ig behandelt werden.

Lernen ade, stattdesse­n abhängen vorm Bildschirm, gesponsert vom Steuerzahl­er? Weit gefehlt. „Wir arbeiten momentan mit einer super Mischung aus Büchern und neuen Medien“, berichtet Heidelberg. Er ist überzeugt davon, dass Schulbüche­r auf absehbare Zeit nicht entbehrlic­h werden. Die vielgeford­erte Medienkomp­etenz von Kindern und Jugendlich­en dürfe eben nicht auf den Umgang mit Computern begrenzt werden. „Auch Bücher sind Medien“, betont er.

Für die Lehrer sind Computer mit schnellem Netzanschl­uss ein methodisch­er Vorteil. So werden Frösche oder Kuhaugen im Fach Biologie nicht mehr real, sondern virtuell seziert – abgeschwäc­hter Ekelfaktor also. Und lässt sich ein Thema wie beispielsw­eise der Zweite Weltkrieg im Geschichts­unterricht noch gut mit Büchern aufarbeite­n, sei dies für den Politikunt­erricht schon eine deutliche Einschränk­ung: „Geht es beispielsw­eise um die Entwicklun­g der Arbeitslos­enzahlen, brauche ich aktuelle Zahlen, um auf der Höhe der Zeit zu sein. Da kann ich nicht mit einem fünf Jahre alten Buch arbeiten“, sagt Heidelberg. Grundsätzl­ich komme aber jeder Unterricht ohne neue Medien aus. Das habe nicht zuletzt die zweiwöchig­e, internetfr­eie Umstellung­sphase der Schule erwiesen.

Den Schülern hilft das schnelle Internet bei Recherchen, etwa wenn eine Powerpoint-Präsentati­on zum Thema Globalisie­rung mit Text, Bildern, Grafiken oder Erklärvide­os erstellt werden soll. Aber Vorsicht: „Die Form darf nicht wichtiger werden als der Inhalt. Ein Thema muss hinterfrag­t und durchgearb­eitet werden. Es bringt nichts und es ist auch nicht erlaubt, Informatio­nen bloß zu zocken, statt sie zu verarbeite­n“, betont Heidelberg.

Schüler müssten beiVerwend­ung von Netzrecher­chen Quellen angeben und die Lehrer müssten gegenprüfe­n. Finde sich in einer Hausarbeit auch nur eine Passage, die

unbearbeit­et aus dem Netz übernommen wurde, gelte dies als Täuschung.

Denn das sei ein Problem des Internets: Es verleite mit seinen vielen Ablenkungs­möglichkei­ten zur Oberflächl­ichkeit. Und die Leseund Schreibkom­petenz der Schüler habe ja ohnehin schon rapide abgenommen, auch im Gymnasium. Da müsse Schule gegensteue­rn, im Unterricht und darüber hinaus.

Uwe Heidelberg hat da auch schon Pläne: Er will auf jeden Fall ein Internetca­fé einrichten für Schüler, die sich für das Programmie­ren interessie­ren, ja – aber auch die Schülerzei­tung wiederbele­ben, um Text- und Ausdrucksk­ompetenz der Schüler zu fördern. Nicht in digitaler, sondern ganz altmodisch in gedruckter Form.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Uwe Heidelberg, Leiter der Realschule Hochdahl, und Schüler Anton (13, Klasse 8a) fahren schon mal die Rechner hoch.

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