Wettbewerb: Lilli (12) liest am besten
Wülfrath machte den Auftakt: Die Siegerin des Stadtentscheids steht fest. Der Kreisentscheid folgt am 15. Februar.
WÜLFRATH Sarah und Rojin recken ihre Hände.„Wir haben ganz fest die Daumen gedrückt“, rufen die beiden elf Jahre alten Mädchen und zeigen zum Beweis auf ihre Handinnenflächen. Dort haben sich rote Flecken gebildet. Sie stammen von den Fingern, die sie fest ineinander verschlungen haben, vor lauter Aufregung, weil ihre Freundin Lilli beim Vorlesewettbewerb der Stadt Wülfrath mitgemacht hat. Jetzt jubeln sie – denn Lilli konnte die Jury überzeugen: Mit klarer Stimme und lebendigem Vortrag hat sich Lilli Wiesner (12) gegen fünf weitere Mitbewerber durchsetzen können. Bürgermeisterin Claudia Panke überreichte der völlig überraschten Schülerin eine Urkunde und einen Büchergutschein. Lilli darf jetzt die StadtWülfrath beim Kreisentscheid des Vorlesewettbewerbs vertreten. „Ich habe auch schon ein Buch dafür“, sagt sie und strahlt.
Eine dreiviertel Stunde zuvor ist die Stimmung noch angespannt. Mit Natalia Cieslik, Lilli Wiesner, Maja Brado, Miryam Denzel, Kimberley Bruder und Lennart Schröder treten fünf Mädchen und ein Junge der sechsten Klassen beider weiterführender Schulen in Wülfrath gegeneinander an. Gar nicht so einfach, denn jeder einzelne muss in einem großen roten Ohrensessel Platz nehmen – und sieht sich sechs kritischen Beobachtern gegenüber, der Jury. Ihr gehörte die Siegerin des vergangenen Jahres, Meike Schäfer, genauso an wie die Vorlesepaten Heiko Beneke und Dagmar Bittner, der Buchhändler Alexander Rüger, der Journalist Thomas Reuter und RP-Redaktionsleiterin Alexandra Rüttgen. Beneke sitzt schon zum fünften Mal in der Jury.„Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut die Kinder vorlesen können, auch im Handy-Zeitalter“, hat er beobach- tet. Und auch diesmal enttäuschen ihn die Kinder nicht: „Es war eine sehr, sehr enge Entscheidung, denn der Wettbewerb bot ein hohes Niveau“, sollte Beneke später bei der Verkündung des Jury-Votums sagen. Die Kinder hatten sich aber auch intensiv vorbereitet: „Ich habe das Buch bestimmt schon drei mal gelesen“, sagt Kimberley.
Für den ersten Durchlauf durften sich die Kinder selbst ein Buch aussuchen, aus dem sie drei Minuten lang vortrugen. Und so hörten die Jury-Mitglieder Passagen von Harry Potter und den„fabelhaften Zauberfeen“, versetzten sich in die Nöte von
sprechenden Katzen und verliebten Teenagern. Den zweiten Text hatte Yvonne Jacobs, die Leiterin derWülfrather Medienwelt, ausgesucht. Er stammte aus dem Jugendbuch„Bitte nicht öffnen – durstig“und stellte die Kinder durchaus vor Herausforderungen. Und das nicht nur wegen so mancher zusammengesetzter Begriffe: „Das kann ich nicht lesen. Ich sage keine schlimmen Wörter“, sagte Natalia tapfer und bestimmt, als der Text ihr eigentlich die Worte „am Arsch vorbei“vorgab. Dafür zollte ihr die Jury Respekt: „Das war mutig“, sagten deren Mitglieder einhellig und spendeten Natalia dafür Applaus.
Lilli Wiesner wird die Stadt Wülfrath nun beim Kreisentscheid vertreten. Er läuft am 15. Februar in der Stadtbibliothek Langenfeld. Die anderen Kommunen müssen ihre Sieger des Stadtentscheids noch ermitteln: In Mettmann steht der Wettbewerb am 30. Januar in der Stadtbibliothek auf dem Programm. In Erkrath läuft der Stadtentscheid am kommenden Montag, 21. Januar, 16 Uhr, in der Stadtbücherei im Bürgerhaus. Auch die Sieger dieser Stadtentscheide werden zum Kreisentscheid entsandt.