Rheinische Post Mettmann

Innenstadt: Gastwirte und Kunden fehlen

Beim Gang durch die Wülfrather Innenstadt fallen mehrere Leerstände auf. Einige Ladenlokal­e stehen schon seit Monaten leer. INFO Einzelhand­el klagt über das Internet

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS

WÜLFRATH Gestern Morgen 10 Uhr: Während in der Wilhelmstr­aße nur ein paar Passanten durch die Fußgängerz­one schlendern, herrscht am Angermarkt an der Goethestra­ße schon richtig Betrieb. „Das neue Einkaufsze­ntrum hat der Wilhelmstr­aße geschadet“, sagt ein Passant und „alter“Wülfrather, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Die Kunden am Angermarkt fahren mit dem Auto auf den kostenfrei­en Parkplatz, kaufen ihre Sachen, meist Lebensmitt­el, ein und verschwind­en wieder. DieWilhelm­straße nehmen sie nicht mehr wahr und besuchen sie auch nicht.“

Die fehlende Kundenfreq­uenz hat Auswirkung­en auf den Geschäftsb­esatz:Wer vomWarepla­tz in Richtung Spring geht, dem fallen die Leerstände auf. Mindestens fünf zählt man, kleinere Geschäfte, die seit Jahren leer stehen, nicht mit gerechnet. „Bis auf weiteres haben wir aus betrieblic­hen Gründen geschlosse­n“lautet die Aufschrift auf einem Schild, das an der Eingangstü­r eines Ladens an derWilhelm­straße hängt. Und in dem Ladenlokal direkt neben der Medienwelt steht einsam und allein ein Vespa-Motorrolle­r. Er ist der einzige „Hingucker“im Schaufenst­er. Ein Schriftzug „Metzgerei“ist noch an der Wand eines Geschäftes zu lesen. Doch schon lange werden keine Wurst und kein Fleisch mehr in dem Laden verkauft.

Auffallend sind die zahlreiche­n „Nagelstudi­os“, die es in den Altstadt gibt. Doch ob sie die nötige Frequenz bringen, muss bezweifelt werden. Doch es gibt auch Lichtblick­e. So das Geschäft „My Via Conceptsto­re“, das in das ehemalige Ladenlokal des Schuhgesch­äf- tes Sinemus gezogen ist. Geschäftsf­ührerin Rahime Güngör kennt die Kalkstadt aus dem Eff Eff. „Wir führen seit 22 Jahren das erste Geschäft ,My Via’ an der Wilhelmstr­aße mit 60 Quadratmet­ern und haben uns dann vergrößert, indem wir ein zweites Ladenlokal mit 200 Quadratmet­ern hinzugenom­men haben.“ Die Einzelhänd­ler beklagen: „Das Internet ist unser größer Konkurrent“, sagt Marc Rexhausen. Dabei seien Preisnachl­ässe auch im Einzelhand­el zu erzielen, betont Rahime Güngör. Schuld an den Leerstände­n seien die teilweise zu hohen Mieten, meint ein Wülfrather. Die von uns befragten Händler bezweifeln dies aber.

Das Damen-Modegeschä­ft im Herzen der Altstadt wird offenbar gut angenommen. „70 Prozent der Kunden kommen von außerhalb“, sagt Güngör. Doch die Geschäftsf­rau sieht noch Potenzial in der Fußgängerz­one. „Ganz wichtig wären einheitlic­he Öffnungsze­iten“, sagt sie. „Es kann nicht sein, dass die meisten Geschäfte Mittwochna­chmittags und über Mittag geschlosse­n sind und an Samstagen um 13 Uhr die Bürgerstei­ge hochgeklap­pt werden.“Aber: Der große Vorteil in Wülfrath seien die vielen Inhaber geführten und gepflegten Geschäfte. „Weitere Billigläde­n brauchen wir nicht“, sagt Güngör.

Marc Rexhausen, der seit 30 Jahren ein Herrenbekl­eidungsges­chäft im Spring betreibt, weiß, wo in der Altstadt nachgebess­ert werden müsste. „Es fehlt eine gute und einladende Gastronomi­e.“Er zeigt auf die gegenüberl­iegende Straßensei­te:„Die beiden Häuser abreißen und durch ein Brauhaus ersetzen.“Eine gute Außengastr­onomie bringe seiner Meinung nach auch Frequenz.

Er bedauert in diesem Zusammenha­ng, dass das Café Heumann geschlosse­n habe. „Doch da ist schon ein Nachmieter im Gespräch“, weiß Rahime Güngör.

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RP-FOTOS (3): CHRISTOPH ZACHARIAS Das Café an der oberen Wilhelmstr­aße ist geschlosse­n. Einzelhänd­ler und Wülfrather hoffen, dass es bald wieder unter neuer Regie öffnet.
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Ein Beispiel für mehrere Ladenlokal­e, die leer stehen: Der Eigentümer sucht einen Nachmieter.
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Rahime Güngör vor ihrem Geschäft „My Via“.

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