Grüne machen sich wichtig
Ihr Kampf gegen rechts ist kein Alleinstellungsmerkmal. Er ist – zum Glück – normal.
Die Grünen betrachten den Landtag aus der Froschperspektive. Nach ihrer Schlappe bei der Landtagswahl startete die vorherige Regierungspartei als kleinste Fraktion überhaupt in die neue Legislaturperiode. Seither verzeichnet sie zwar ein außerordentlich starkes Mitgliederwachstum und hat sich auf Landesebene auch glaubwürdig reformiert. Aber ihr Einfluss auf die Landespolitik ist derzeit trotzdem nur marginal.
In groteskem Widerspruch dazu stehen die starken Worte, mit denen die NRW-Grünen gelegentlich um Aufmerksamkeit ringen. So behauptete Landeschefin Mona Neubaur am Dienstag doch tatsächlich, ihr Kampf gegen rechts sei ein „Alleinstellungsmerkmal“der Grünen. Als Begründung schob sie auf erstaunte Nachfrage hinterher, dass sich niemand so konsequent gegen rechte Populisten positioniere und so „unumstößlich“gegen Rassismus stehe, auch wenn die Grünen deshalb mehr als andere von einschlägiger Seite angegriffen würden.
Nun ist die Frage des richtigen Umgangs mit Rechtspopulisten schwer zu beantworten. Ignoriert man sie, setzt man sich dem Vorwurf der Feigheit aus und kippt Wasser auf deren verschwörungstheoretische Mühlen. Setzt man sich mit ihren oft kru- den Thesen und Themen auseinander, läuft man Gefahr, ausgemachten Unsinn auch noch mit Widerstand zu adeln. Aber ein konsequentes Einstehen gegen rechts als „Alleinstellungsmerkmal“für sich zu beanspruchen, ist nicht nur sachlich falsch, sondern auch völlig unangemessene Wichtigtuerei. Der Kabarettist Dieter Nuhr hat all jenen, die permanent mit ihrer nicht-rechten Gesinnung hausieren gehen, einmal treffend ins Stammbuch geschrieben: „Es ist gar nichts Besonderes, gegen rechts zu sein. Das ist völlig normal.“
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