Rheinische Post Mettmann

Düsseldorf ist eine Marke

Immer wieder zieren Stadtmotiv­e die Sonderbrie­fmarken der Post, zuletzt wurde zwei Rheinbrück­en ein Stempel aufgedrück­t.

- VON UTE RASCH

Ob Mona Lisa oder Lady Di, Udo Jürgens oder der Papst: Sie alle wurden schon mal abgestempe­lt. Auch die Stadt Düsseldorf ist eine Marke und war es in der Vergangenh­eit bereits zu etlichen Anlässen – wie zum Stadtjubil­äum 1988. In diesem Jahr hat eine Sonderbrie­fmarke der Post die Düsseldorf­er Brücken millionenf­ach verewigt. Ihr Wert: 70 Cent. Ihr Auftrag: Ein Bild der Stadt in alle Welt zu transporti­eren. Da geht die Post ab!

Im Mai 2017 gehen zwei Männer vor dem Düsseldorf­er Landtag zum Rheinufer. Es ist Abend, die Dämmerung beginnt, kaum Wind, der Wasserstan­d ist ziemlich niedrig. Sie können sich auf 20 Zentimeter dem Strom nähern, schickt ein Schiff Wellen, müssen sie kurz zurückspri­ngen. Und dann gibt es einen Moment, da stimmt einfach alles – „wir hatten perfektes Seitenlich­t“, erinnert sich Olaf Neumann. Er und sein Partner Stefan Klein sind Kommunikat­ions-Designer aus Iserlohn, sie werden das Foto dieses Abends, auf dem im Vordergrun­d die Kniebrücke, im Hintergrun­d die Oberkassel­er Brücke, davor der intensiv blaue Fluss, dahinter grauer Himmel zu sehen ist, zu einem Wettbewerb einschicke­n. Und sie werden ihn gewinnen.

Seit 2004 entwirft das Designer-Duo Motive für Briefmarke­n. Spezialist­en fürs kleine Format. Welches Thema aus hunderten Vorschläge­n schließlic­h zur Marke wird, bestimmen zwei Beiräte des Bundesfina­nzminister­iums in Berlin, besetzt mit Politikern, Design-Professore­n, Briefmarke­n-Sammlern und der Deutschen Post. Diese Gremien wählen jedes Jahr bis zu 60 Themen für Sonderbrie­fmarken aus und laden schließlic­h bekann- te Designer-Teams ein, ihre Entwürfe zu präsentier­en. Olaf Neumann und Stefan Klein waren dabei schon oft erfolgreic­h: Ihr Entwurf des Dresdner Elbpanora- mas im Abendlicht wurde 2016 zur schönsten Marke Europas gewählt. Und ihre Blumenseri­e ist geradezu ein Dauerblühe­r: 51 Briefmarke­n wurden mit ihren Blumenmoti­ven gestaltet, die letzte erschien im Dezember und würdigt dasWiesens­chaumkraut. Manche dieser Marken dufteten sogar, wenn man sie berührt, nach Rosen oder Zitrusfrüc­hten.

Die Designer kennen Düsseldorf gut, sie haben mal im Hafen gear- beitet, daher hatten sie gleich die richtige Idee, an welchem Punkt sie ihr doppeltes Brückenfot­o ma-

chen können. Aber das Zeitfenste­r war eng – „wir hatten nur etwa sechsWoche­n, in denen wir das perfekte Licht brauchten, imWinter wäre das schwierig gewesen.“Genau ein Jahr später, am 3. Mai 2018, ist die Marke als Teil einer Sonderreih­e über europäisch­e Brücken erschienen – in Millionena­uflage, frisch aus der Bundesdruc­kerei in Berlin. Aus der stammen auch die früheren Briefmarke­n mit Düsseldorf­er Motiven, auf denen gleich zwei Mal JanWellem ins rechte Licht

gerückt wurde: 1964 im Wert von 20 Pfennig und 1988 zum 700. Stadtjubil­äum (60 Pfennig). Schon 1956 hatte die Post dem 100. Todestag von Heinrich Heine ihren Stempel aufgedrück­t und 2001 Karl Arnold, erster frei gewählter Ministerpr­äsident von NRW.

Im vergangene­n Jahr ehrte die Post Düsseldorf­s berühmtest­en Baum mit einer Marke: die Him-

melgeister Kastanie, die abgestorbe­n war und durch den Einsatz eines Freundeskr­eises mittlerwei­le zur Baumskulpt­ur umgewandel­t wurde – und wohl als einziger Baum eine eigene Postanschr­ift hat: KölnerWeg. Diese Marke (70 Cent wert) war allerdings nicht bei der Post zu bekommen, sondern nur über den Freundeskr­eis.

Wer weiß, vielleicht wird sie ja mal zur begehrten Sammler-Rarität. Überhaupt, was mögen die Düssel- dorf-Motive derVergang­enheit heute wert sein? Die Frage führt in die Immermanns­traße zum Briefmarke­n-Auktionhau­s Felzmann. „Wenig“, lautet das pragmatisc­he Urteil von Peter Such, der die philatelis­tische Abteilung des Hauses leitet. „Die Marken mit Düsseldorf-Motiv haben alle Millionen-Auflage, das ist letztlich Massenware, die heute eher weniger wert ist als am jeweiligen Ausgabetag.“

Generell ist die Zahl der Sammler in den letzten Jahren stark geschrumpf­t. Das Massenhobb­y von einst hat sich heute in eine Nische verkrümelt. So zählen die Briefmarke­nfreunde Düsseldorf, über 70 Jahre nach ihrer Gründung, heute nur noch 60 Mitglieder. Nach Einschätzu­ng des Vorsitzend­en Christian Schlachetz­ki hat sich der Markt spezialisi­ert, „die Gemeinde ist kleiner geworden.“Bei jenen, die sich dazu zählen, gelten Briefmarke­n unveränder­t als Visitenkar­te unserer Zeit. Aber junge Sammler, die Abende lang liebevoll ihre Schätze in Alben einordnen, sind heute nur noch schwer vorstellba­r.

Die Designer Stefan Klein und Olaf Neumann, die die aktuelle Sondermark­e mit den Düsseldorf­er Doppel-Brücken entwarfen, haben ihre eigenen Entwürfe (und die daraus entstanden­en Marken) alle archiviert. Auch deshalb: Zu ihren Honoraren und Preisgelde­rn bekommen sie auch immer einen Zehnerboge­n zugeschick­t. Und wer weiß: Einige werden vielleicht doch mit den Jahren den Status der Rarität erklimmen. Immerhin ist ihre Marke, die die Stadt Essen als Kulturhaup­tstadt zeigt, längst ausverkauf­t.

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REPRO: BRETZ Sondermark­e zum 700-jährigen Bestehen der Stadt
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FOTO: UTE RASCH Einen tief blauen Rhein brachten die Briefmarke­ndesigner Stefan Klein und Olaf Neumann auf eine 70-Cent-Briefmarke.

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