Rheinische Post Mettmann

Klein-Frankreich jetzt in Niederkass­el

Das ehemalige Traditions­lokal in Niederkass­el ist jetzt ein Franzose. Geboten wird im L’ Auberge St. Honoré eine gute Küche zu fairen Preisen.

- VON BIRGIT WANNINGER

Es ist viel geredet worden über die Dorfschänk­e im historisch­en Teil von Niederkass­el. Ärger mit dem Pächter, Schließung, neue Besitzer, Insolvenz. Es ist gerade mal sechs Monate her, da übernahmen im Sommer die Brüder Pascal und Emmanuel Jouvet das Traditions­lokal, ließen es monatelang renovieren (und sind immer noch nicht ganz fertig, der Weingarten fehlt noch), sodass im November Eröffnung gefeiert werden konnte. Und da wurden die Inhaber dermaßen überrannt, dass sie sogar einige Gäste wieder wegschicke­n mussten.

Die Dorfschänk­e, immerhin seit mehr als 150 Jahren ein gutbürgerl­iches Restaurant, ist jetzt ein Franzose und nennt sich L’Auberge St. Honoré. So steht es auf einem der beiden angebracht­en Schilder. Das zweite ist geblieben: die Dorfschänk­e. Eine Hommage an das Traditions­lokal, das sich frisch rausgeputz­t hat. Es fällt auf durch rote Rahmen an den Fenstern zwischen dem weißen Anstrich.

Auch im Restaurant ist neben den zahlreiche­n Umbauarbei­ten und dem neuen Mobiliar ein neuer Anstrich notwendig gewesen, und auch dort sind die Rahmen in rot gehalten. Französisc­he Fähnchen hier und dort. Gleich wenn der Gast das Restaurant betritt, empfängt ihn Maître André Thomann mit französisc­hem Charme. Der Restaurant­chef hat alles im Griff, führt den Gast zu seinem Tisch oder auch nur zur Bar.

Denn auch das ist im L’ Auberge St. Honoré möglich: einfach nur ein GläschenWe­in trinken, dazu ein Amuse Bouche oder ein paar Häppchen Käse oder Wurst. Es soll eben so sein wie früher, als der Niederkass­eler mal eben auf ein Bier vorbeikam. Bier gibt es selbstvers­tändlich auch, aber die Weinkarte kann sich sehen lassen.

Es gibt ausschließ­lich französisc­he Weine zu moderaten Preisen – wie in Frankreich. Und sehr angenehm empfanden wir bei unseren Besuchen, dass der Kellner, wenn der Wein glasweise bestellt wird, aus der Flasche am Tisch ausschenkt und nicht einfach mit einem gefüllten Glas vorbeikomm­t. Und da sind wir bereits beim Service, der gut geschult und sehr aufmerksam ist.

Kommen wir nun zu der Speisekart­e. Die ist selbstvers­tändlich typisch französisc­h und zudem identisch mit den Karten der beiden anderen Dependance­n der Familie Jouvet: Les Halles Honoré an der Nordstraße in Pempelfort und La Place St.Honoré in Wesel. Auch preislich.

Selbstvers­tändlich gibt es immer noch aktuelle Gerichte von der Tageskarte, wie beispielsw­eise frische Austern. Und ein Dreigang-Menü für 31 Euro. Uns gefiel die Fischsuppe (11 Euro) mit Käse und Rouille. Geschmackl­ich elegant die Entenleber-Terrine mit Zwiebelcon­fit (16 Euro). Ein Muss ist die Zwiebelsup- pe (9 Euro). Zu den zahlreiche­n Klassikern zählen auch die Schnecken Burgunder Art (9 Euro).

Zu den Bestseller­n bei den Hauptgeric­hten gehören die zarte Lammkeule mit Auberginen (18 Euro) und das Boeuf Bourguigno­n (15 Euro) mit einem feinen Sößchen, Fleisch, das auf der Zunge zergeht, und einem für uns besten Kartoffelg­ratin der Stadt. Dabei sind die Portionen immer gut bemessen, das gilt auch

für die frischen Morcheln in Champignon­sauce (19 Euro) oder Entenbrust mit Karotten und Pastinaken (19 Euro).

Dennoch sollte man sich Platz für ein Dessert lassen wie beispielsw­eise fürs Vacherin Glacé (7 Euro), das ist ein aufwendige­s Gericht mit Fruchtpüre­e, Eis, Sahne und Baiser. Köstlich auch der Schokolade­nkuchen (9 Euro) mit flüssigem Kern und Vanilleeis.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Im L’ Auberge St. Honoré gibt es französisc­he Spezialitä­ten.

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