Rheinische Post Mettmann

Wenn Eltern psychisch krank sind

Jugendhilf­etag informiert vor allem Menschen, die in jedweder Form Berührungs­punkte mit Jugendlich­en haben.

- VON HENRY KREILMANN

NIEDERBERG Der kleine Hans-Peter sieht seine Mutter mit Tränen in den Augen am Küchentisc­h sitzen, wieder einmal. Er verkleidet sich, parodiert Bekannte und denkt sich die tollsten Geschichte­n aus, nur damit seine Mutter wieder lacht. Aber das fällt ihr immer schwerer, sie ist depressiv und wird sich im Bett, neben ihrem neunjährig­en Sohn das Leben nehmen.

Aus dem kleinen Hans-Peter wird der große Komödiant Hape Kerkeling – seine Biografie als Kind einer schwer depressive­n Mutter läuft derzeit als „Der Junge muss an die frische Luft“auf den Kinoleinwä­nden. Schätzunge­n zufolge leben in Deutschlan­d etwa 4,75 Millionen Kinder wie er, mit mindestens einem psychisch kranken Elternteil. Und auch in Heiligenha­us gibt es die Kinder, für die es unter solchen Umständen nur selten eine normale Kindheit gibt und die oft zu schnell erwachsen werden müssen.

„Es war mir schon lange ein großes Anliegen, das Thema einmal für die Menschen aufzuarbei­ten, die mit Kindern arbeiten“, sagt Gabriele Rautenberg. Und so wird sich der elfte Jugendhilf­etag in Heiligenha­us am Samstag, 19. Januar, 9.30 bis 14 Uhr in der Mensa der Gesamtschu­le um das Thema „Ver-rückte Kindheit – Kinder psychisch kranker Eltern“drehen. Angesproch­en sind vor allem Menschen, die in jedweder Form Berührungs­punkte mit Ju- gendlichen haben, vor allem pädagogisc­hes Fachperson­al, aber auch andere Interessie­rte dürfen sich gerne anmelden. Die Teilnahmeg­ebühr beträgt zehn Euro (inklusive Mittagsimb­iss und Getränken).

Im Alltag des Jugendamte­s seien die Fälle, in denen psychisch kranke Eltern involviert seien, die schwierigs­ten, sagt Thomas Langmesser, Dezernent für Jugend, Soziales und Kultur. „Dabei können Kinder durchaus positiver Faktor in der Stabilsier­ung der Eltern sein.“Zu den Krankheite­n, die vom Burnout bis zur manischen Psychose reichen können, kommen dann, wenn es um die Suche nach Hilfe geht, auch noch Angst und Scham.

Deswegen will das Organisati­onsteam des Jugendhilf­etages den pädagogisc­hen Fachkräfte­n denn auch Instrument­e an die Hand geben, um Anzeichen zu erkennen und im Ernstfall an unterstütz­ende Stellen weiterzule­iten.

„Es sind die kleinen Dinge, die auffallen, wenn bestimmte Strukturen über eine gewisse Zeit hinweg auftauchen “, sagt das Organisati­onsteam.„Oder auch, wenn die Kinder selbst auffällig werden“, sagt Lou Anke Carlin aus der Jugendpfle­ge.

In Kooperatio­n mit den Gemeinnütz­igen Sozialpsyc­hatrischen Gesellscha­ft Niederberg (SGN), sowie dem Kreis Mettmann ist für den Jugendhilf­etag wieder ein spannendes Programm gestellt worden. Zu ihm gehören die Vorträge von zwei Referenten: Diplom-Psychologe Dr. Albert Lenz wird über Resillienz, protektive Prozesse und Interventi­onen sprechen, Psychother­apeutin Dr. Ulrik Bowi über Unterstütz­ungsangebo­te in der Region. Dazu wird es Informatio­nsstände geben. Wichtig sei auch, den Kindern die Krankheits­bilder nahe zu bringen, sagt Dörte Jeß (SGN).

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Organisato­ren der Jugendhilf­etagung laden für den kommenden Samstag ein.

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