Caritas steht Eltern bei Suchterkrankung zur Seite
Beatrix Neugebauer und Natali Zimny sehen einen Schwerpunkt der Arbeit in der Aufklärung und Prävention.
WÜLFRATH Vor einigen Tagen haben Beatrix Neugebauer und Natali Zimny die Dritt- und Viertklässler einer Wülfrather Grundschule besucht. Es ist das erste Mal überhaupt, dass die beiden Suchtberaterinnen der Caritas im Rahmen ihres Projektes „Kiwi“(Kinder wollen Kinder sein) eine Schule aufgesucht und die Kinder dort mit dem Thema Sucht konfrontiert haben, bislang waren sie eher in Kitas aktiv.
Vor drei Jahren hat die Caritas Suchthilfe mit Sitz in Wülfrath (aber auch zuständig für Mettmann) das Kiwi-Projekt gestartet: jedes sechste Kind lebt mit mindestens einem suchtkranken Elternteil, Kiwi will Hilfestellungen leisten. „Das fängt damit an, das Thema Sucht zu enttabuisieren, klar zu machen, dass Sucht eine Krankheit ist und Kindern auch das Schuldgefühl zu nehmen, denn oft fühlen sie sich verantwortlich“, erklärt Natali Zimny. Die Beratungsstellenleiterin Katja Neveling ergänzt: „Wir wollen betroffene Eltern ermutigen, sich an uns zu wenden ohne Scham und ohne Angst vor möglichen Konsequenzen, zum Beispiel, dass die Kinder aus der Familie genommen werden, so etwas kommt nur in den aller seltensten Fällen vor, denn eine Suchterkrankung spricht nicht generell gegen eine Erziehungsfähigkeit.“
Wenn ein Kind morgens nie Frühstück mitbringt, sich selbst überlassen scheint, bereits im frühesten Grundschulalter für alles selbst verantwortlich ist, könne das auf Suchtprobleme im Elternhaus hinweisen.„Pädagogen oder andere Erwachsene, die mit dem Kind zu tun haben, sollten ein besonders offenes Ohr haben, denn häufig kommt gerade bei diesem Thema das Schamgefühl zu tragen, und das macht es besonders schwierig sich anzuvertrauen“, weiß Natali Zimny,„gerade deshalb ist es so sinnvoll, die Kinder darüber aufzuklären, dass Sucht eine Krankheit ist, die jeden treffen kann und wegen der sich niemand schämen muss.“
Familien, die sich überwinden und an die Suchthilfe wenden, werden respektvoll und ohne den erhobenen Zeigefinger „an die Hand genommen“, gemeinsam wird geschaut, welche Hilfestellungen sich in der individuellen Situation anbieten, dabei greifen die Beraterinnen auf ein gut aufgebautes Netzwerk von Angeboten zurück. Katja Neveling betont, „dass wirklich niemand Angst vor Sanktionen haben muss. Wir freuen uns über jeden, der den Mut hat, sich zu öffnen und damit signalisiert, dass er sich und seinen Kindern helfen möchte.“
Caritas Suchthilfe Wülfrath/ Mettmann: Tel. 02058/7802-0 (Natali Zimny/ Beatrix Neugebauer)