Rheinische Post Mettmann

Caritas steht Eltern bei Suchterkra­nkung zur Seite

Beatrix Neugebauer und Natali Zimny sehen einen Schwerpunk­t der Arbeit in der Aufklärung und Prävention.

- VON DANIELE FUNKE

WÜLFRATH Vor einigen Tagen haben Beatrix Neugebauer und Natali Zimny die Dritt- und Viertkläss­ler einer Wülfrather Grundschul­e besucht. Es ist das erste Mal überhaupt, dass die beiden Suchtberat­erinnen der Caritas im Rahmen ihres Projektes „Kiwi“(Kinder wollen Kinder sein) eine Schule aufgesucht und die Kinder dort mit dem Thema Sucht konfrontie­rt haben, bislang waren sie eher in Kitas aktiv.

Vor drei Jahren hat die Caritas Suchthilfe mit Sitz in Wülfrath (aber auch zuständig für Mettmann) das Kiwi-Projekt gestartet: jedes sechste Kind lebt mit mindestens einem suchtkrank­en Elternteil, Kiwi will Hilfestell­ungen leisten. „Das fängt damit an, das Thema Sucht zu enttabuisi­eren, klar zu machen, dass Sucht eine Krankheit ist und Kindern auch das Schuldgefü­hl zu nehmen, denn oft fühlen sie sich verantwort­lich“, erklärt Natali Zimny. Die Beratungss­tellenleit­erin Katja Neveling ergänzt: „Wir wollen betroffene Eltern ermutigen, sich an uns zu wenden ohne Scham und ohne Angst vor möglichen Konsequenz­en, zum Beispiel, dass die Kinder aus der Familie genommen werden, so etwas kommt nur in den aller seltensten Fällen vor, denn eine Suchterkra­nkung spricht nicht generell gegen eine Erziehungs­fähigkeit.“

Wenn ein Kind morgens nie Frühstück mitbringt, sich selbst überlassen scheint, bereits im frühesten Grundschul­alter für alles selbst verantwort­lich ist, könne das auf Suchtprobl­eme im Elternhaus hinweisen.„Pädagogen oder andere Erwachsene, die mit dem Kind zu tun haben, sollten ein besonders offenes Ohr haben, denn häufig kommt gerade bei diesem Thema das Schamgefüh­l zu tragen, und das macht es besonders schwierig sich anzuvertra­uen“, weiß Natali Zimny,„gerade deshalb ist es so sinnvoll, die Kinder darüber aufzukläre­n, dass Sucht eine Krankheit ist, die jeden treffen kann und wegen der sich niemand schämen muss.“

Familien, die sich überwinden und an die Suchthilfe wenden, werden respektvol­l und ohne den erhobenen Zeigefinge­r „an die Hand genommen“, gemeinsam wird geschaut, welche Hilfestell­ungen sich in der individuel­len Situation anbieten, dabei greifen die Beraterinn­en auf ein gut aufgebaute­s Netzwerk von Angeboten zurück. Katja Neveling betont, „dass wirklich niemand Angst vor Sanktionen haben muss. Wir freuen uns über jeden, der den Mut hat, sich zu öffnen und damit signalisie­rt, dass er sich und seinen Kindern helfen möchte.“

Caritas Suchthilfe Wülfrath/ Mettmann: Tel. 02058/7802-0 (Natali Zimny/ Beatrix Neugebauer)

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Suchtberat­erinnen Natali Zimny (r.) und Beatrix Neugebauer im Gespräch: Sie wollen betroffene Eltern ermutigen, nach Rat zu fragen.

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