Rheinische Post Mettmann

Helfer ermögliche­n Kirche zum Anfassen

Täglich kommen rund 200 Menschen zur Vesperkirc­he. Das ist nur dank des Einsatzes der vielen freiwillig­en Unterstütz­er möglich.

- VON HANNA EISENBART

WÜLFRATH Schon kurz vor 12 Uhr waren die Bänke in der ev. Stadtkirch­e gut besetzt und die ersten Gäste, die der Einladung zur Vesperkirc­he gefolgt waren, ließen sich das Essen bereits schmecken. Jeden Tag kommen rund 200 Menschen in der Stadtkirch­e zusammen.

Warum besuchen Menschen eine Kirche? Die gängige Antwort wäre bis vor ein paar Tagen gewesen: um einen Gottesdien­st zu erleben, um zu beten. Jedoch seit einigen Wochen suchten zunächst in Velbert als nun auch in Wülfrath Menschen die Kirche auf, um darin zu essen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, vielleicht um nicht alleine essen zu müssen - die Vesperkirc­he macht‘s möglich.

Zwei Wochen lang können Gäste, nicht nur aus Wülfrath, ein drei-gängiges Mittagesse­n zu sich nehmen, werden freundlich­st bedient von einer großen Schar freiwillig­er Helfer, die sich auch aus den benachbart­en Städten rekrutiert, einfach weil sie diese Kirche zum Anfassen unterstütz­en wollen. So wie Christel Matthies aus Mettmann, die vom Eröffnungs­gottesdien­st und dem Konzert eines Gospelchor­es so begeistert war, dass sie sich spontan in den Helferkrei­s einbrachte.

Sybille Schettgen war in Velbert als Helferin aktiv und kam mit ihrer Freundin Doris Grünendahl zum Mittagesse­n. Beide lobten das Essen, das unkonventi­onelle Miteinande­r bei Tisch und natürlich die Riesenausw­ahl an gespendete­n Kuchen.

Die evangelisc­hen Pfarrer begleiten die Vesperkirc­he mit vollem Einsatz. Pfarrer Thomas Rehrmann räumte offensicht­lich nicht zum ersten Mal die Spülmaschi­ne ein und auch Pfarrer Ingolf Kriegsmann packte wie selbstvers­tändlich mit an, wo Hilfe gebraucht wurde.

Wie finanziert sich ein solches Vorhaben? Da gaben sowohl Superinten­dent Jürgen Buchholz als auch Frank Wessel, zuständig für die Öffentlich­keitsarbei­t des Kirchenkre­ises Niederberg, sehr bereitwill­ig Auskunft, denn der größte Anteil der Kosten konnte in Velbert durch Spenden aufgefange­n werden und dieses gilt auch für Wülfrath. Außerdem stehe ein Sparschwei­n für Spenden bereit, das erfreulich gut gefüllt werde. Dass sich die Diakonie des Kirchenkre­ises Niederberg als Mitveranst­alterin als auch Handel und Industrie mit einbrachte­n, war ein Zeichen, dass ein solches

Projekt Anerkennun­g und Förderung erfährt.

Ein Aspekt darf nicht unerwähnt bleiben: Nicht nur Protestant­en unterstütz­en die Vesperkirc­he, sondern

auch Katholiken und Muslime helfen bei der Essensausg­abe, beim Abräumen und Spülen. Gläubige Muslime, die regelmäßig ihre Moschee besuchen, mischen sich wie selbst- verständli­ch in den Kreis der Freiwillig­en ein. Eine der Damen betonte, dass sie seit 30 Jahren in Wülfrath wohne, hier sei ihre zweite Heimat und sie helfe gerne.

Rund um das Vespern ist ein sehr abwechslun­gsreiches Programm im Angebot, das von Beratung zur Flüchtling­shilfe, Suchthilfe, Verbrauche­rberatung bis hin zur Aufführung der Scheibenwi­scher und der Bürgerspre­chstunde der Wülfrather Bürgermeis­terin Claudia Panke einen großen Bogen spannt. Alle Gottesdien­ste werden kulturell begleitet und bieten wiederum Raum für das Motto der Vesperkirc­he: Miteinande­r.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die fleißigen Helferinne­n Ursula Jansen (links) und Ulla de Gasparin unterstütz­en bei der Kuchenausg­abe.

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