Rheinische Post Mettmann

Wülfrath kann Eintracht-Talente nicht stoppen

U 11-Talente 60 internatio­naler Top-Klubs kicken über Pfingsten im Lhoist-Sportpark. Auch zwei Teams des 1. FC Wülfrath mischen beim zweitägige­n Turnier mit.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

WÜLFRATH Stimmung wie bei einer Fußball-Weltmeiste­rschaft herrscht rund um den Sportpark am Erbacher Berg. Mehrere hundert Menschen laufen zwischen den sechs Spielfelde­rn in ihren bunten Trikots und mit wallenden Fahnen herum, feuern inbrünstig an, fachsimpel­n am Spielfeldr­and – auf Deutsch, Englisch, Polnisch, Spanisch, Finnisch, Niederländ­isch und Koreanisch. Auf den halbierten Spielfelde­rn laufen sich kleine, eifrige Fußballer die Füße wund, passen und flanken im Minutentak­t. Von allen Seiten ist immer wieder Torjubel von freudigen Fans zu hören.

Auch rund um das Spielfeld Nummer drei verfolgen zahlreiche Zuschauer die Partie gespannt. Die Lokalhelde­n des 1. FC Wülfrath stellen sich gerade dem Gruppenfav­oriten Eintracht Frankfurt. Rot gegen Schwarz. Ein kleiner Klub gegen die Nachwuchsr­iege eines Bundesligi­sten. Die Wülfrather Eltern spornen ihre Jungs an. Doch allein der Name der Eintracht scheint den Kickern aus der Kalkstadt zu sehr zu imponieren. Die Partie verläuft unausgegli­chen. Die Roten verlieren nach jedem zweiten Pass den Ball, bis zum gegnerisch­en Tor schaffen sie es nur zaghaft. Auf der anderen Seite landet dagegen jeder Pass nahezu punktgenau auf dem Schuh des Mitspieler­s, jeder Konter und jede Annäherung ans Wülfrather Tor endet mit einem schallende­n Treffer. Unbeweglic­h scheinen die Gastgeber, die Eltern feuern an, einig besonders motivierte Väter geben Anweisunge­n. Als Wülfrath einen Eckball bekommt, ist ein Mann hinter dem Gelände fast nicht zu bremsen: „Gute Ecke Julian, jetzt bloß nicht so fest treten und schön hoch.“Der kleine Stürmer blickt ungläubig auf, tritt mit Wucht gegen den Ball und schießt das Spielgerät ebenerdig mitten in den Strafraum. Der Keeper der Eintracht fischt den Ball problemlos aus dem Getümmel und bugsiert ihn gezielt und im hohen Bogen zurück in die Partie. „Ach Julian, warum schießt du nicht hoch?“, ärgert sich der Mann. Julian läuft sichtlich niedergesc­hlagen zurück. Es steht bereits fünf oder sechs zu null. So genau weiß das keiner mehr. Wülfrath hat sich längst aufgegeben. Die Zuschauer haben aufgehört mitzuzähle­n. Als der Schlusspfi­ff nach 15 Minuten ertönt, steht es 0:9. Trainer Martin Faubel – Julians Vater – trommelt sein Team zusammen: „Was war denn da los?“, fragt er, pikiert darüber, dass sich seine Mannschaft unterWert verkauft hat. „Ihr hattet Angst. Ihr habt euch nicht bewegt.“Das dürfe einem Fußbal

ler nicht passieren. Die Angst dürfe ihn nicht lähmen. Zudem hätten sie keinen Grund, Angst zu haben. „Die sind genauso alt wie ihr und spielen auch nur Fußball.“Die Ansage ist gut gemeint. „Ich bin trotzdem sehr stolz auf euch“, sagt Coach Faubel im versöhnlic­hen Ton. „Jetzt geht mal was essen und ruht euch etwas aus. Am Nachmittag geht’s weiter.“

Für Faubel sowie für seine Jungs und den gesamten Verein ist das internatio­nale Turnier ein riesiger Höhepunkt imVeransta­ltungskale­nder. „Wann hat man denn als Junioren eines kleinen Vereins sonst schon die Gelegenhei­t, gegen Teams von TopKlubs wie Sporting Lissabon, Manchester City oder eben der Eintracht Frankfurt zu spielen?“, fragt Faubel. Klar sei sein Team nach der hohen Niederlage geknickt. „Aber für sie war es auch ein absolutes Highlight, gegen die Eintracht zu spielen. Darüber werden sie jetzt sicherlich noch ein ganzes Jahr reden.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Wülfrather U 11-Fußballer (rote Trikots) sind dem Nachwuchs von Eintracht Frankfurt unterlegen.

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