Richterin senkt Strafe, hält Bayer aber für schuldig
Statt zwei Milliarden soll Bayer an das Ehepaar Pilliod nur noch 87 Millionen Dollar zahlen. Der Konzern kündigt Berufung an.
LEVERKUSEN Nicht jede Nachricht, die sich gut anhört, ist es auch. Das muss einmal mehr Bayer erfahren. Die gute Nachricht: Richterin Winifred Smith hat die Schadenersatz-Zahlung, die eine Jury gegen den Chemiekonzern verhängte, kräftig reduziert. Statt zwei Milliarden Dollar soll Bayer dem krebskranken Ehepaars Pilliod jetzt nur noch 87 Millionen Dollar zahlen. Insbesondere hält sie den in der ursprünglich von der Jury verhängten Milliarden-Summe enthaltenen Strafschadenersatz für viel zu hoch. So weit ist es also ein Erfolg für den Leverkusener Konzern. Doch in der Sache bestätigte die Richterin das Urteil: Bayer muss für das Produkt seiner US-Tochter Monsanto haften und die Kläger entschädigen.
Das Ehepaar macht den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup für seine Krebserkarnkung verantwortlich. Die Pilliods hatten das Mittel Jahre lang im Garten eingesetzt. Ihre Klage ist eine von über 13.400, denen sich Bayer gegenübersieht. Sollten sie alle 87 Millionen Euro zugesprochen bekommen, würde das Ganze für Bayer viele Milliarden kosten. Daher ist klar, dass Bayer das Urteil nicht akzeptiert. „Die Entscheidung des Gerichts, den Schadenersatz zu senken, ist ein Schritt in die richtige Richtung“, teilte Bayer mit. Dennoch werde man Berufung einlegen. „Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass das Urteil sich im Widerspruch zu dem umfangreichen Bestand wissenschaftlich zuverlässiger Erkenntnisse befindet.“Diese würden bestätigen, dass glyphosathaltige Mittel bei sachgemäßer Verwendung sicher seien und Glyphosat nicht krebserregend sei. „Bayer beabsichtigt, Berufung einzulegen – unter anderem hinsichtlich der Frage der Kausalität und dem Vorwurf der nicht ausreichenden Warnhinweise.
Die Reaktion der Börse fiel gedämpft aus. Die Bayer-Aktie legte um gut ein Prozent zu, konnte die Marke von 60 Euro aber nicht überwinden. Zwar haben nun drei Mal Richter in den USA die Höhe des Schadenersatzes gesenkt, aber auch drei Mal in der Sache die Jury-Urteile bestätigt. Bayer geht jeweils in Berufung. Doch je mehr Prozesse der Konzern verliert, desto mehr steigt der Druck, sich in Vergleichen mit den Klägern zu einigen. Dabei wird es um Milliarden gehen, wozu sich der Vorstand mit dem Aufsichtsrat abstimmen muss.