In Gladbach brennt die Seele
Borussia Mönchengladbach hat mit seinen Fans entschieden, „Die Elf vom Niederrhein“nicht mehr als Einlauflied zu spielen. Es wird ersetzt vom Gladbach-Song „Die Seele brennt“. Es gibt Kritik, aber auch viele Befürworter.
Nicht nur für die klubeigenen Fans gehörte die Einlaufhymne „Die Elf vom Niederrhein“in der Vergangenheit zu den Höhepunkten eines Stadionbesuchs bei Borussia Mönchengladbach. Das Lied zählt zu den beliebtesten in Fußball-Deutschland. Doch ab der kommenden Saison werden die Gladbach-Fans nicht mehr unmittelbar vor dem Anpfiff ihrer Heimspiele „Stein und Bein auf die Elf vom Niederrhein“schwören. Ein anderes traditionelles Lied der Niederrheiner wird zukünftig das Einlauflied im Borussia-Park sein: „Die Seele brennt“.
Mit dem Ziel, die Stimmung im eigenen Stadion zu verbessern, machte die aktive Fanszene der Gladbacher in der Sommerpause dem Klub genau diesen Vorschlag. Nach vielen Gesprächen wurde dann gemeinsam die Entscheidung für einen Hymnenwechsel gefällt. Was sich die Fans erhoffen, ist eine Atmosphäre, die der beim FC Liverpool ähnelt. Die Stimmung im Stadion an der Anfield Road ist gerade beim legendären „You’ll never walk alone“legendär. „Die Seele brennt“ist ein ähnlich atmosphärisches, emotionales Lied, etwas anderes als die schnelle, stimmungsvolle Nummer„Die Elf vom Niederrhein“. „Ich bin ein großer Befürworter davon, dass ‚Die Seele brennt‘ nun das Einlauflied sein wird. Diese Hymne wird für jede Menge schwarz-weiß-grüne Gänsehautmomente sorgen“, sagt Stadionsprecher Thorsten Knippertz, der bei den Gesprächen eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Er kündigte seit 2006 kurz vor Spielbeginn „Die Elf vom Niederrhein“als „Nationalhymne“der Gladbacher an. „Vielleicht sind wir nun der einzige Klub, der zwei Nationalhymnen hat. Das passt ja auch sehr gut zu Mönchengladbach mit seinen zwei Hauptbahnhöfen und zwei Karnevals-Rufen. Das gibt es sonst ja auch nirgendwo“, sagt Knippertz. Zwei Nationalhymnen, weil „Die Elf vom Niederrhein“nicht aus dem Borussia-Park verschwinden wird, sondern im Laufe desVorprogramms, vor der Aufstellung, einige Minuten vorher gespielt wird. Die Fans dürfen sich also sowohl auf stimmungsvolle als auch auf emotionale Gladbach-Musik freuen. Der Unterschied ist jedoch, dass nun „Die Seele brennt“den Höhepunkt darstellen und dafür sorgen soll, dass die Fans sich für die Unterstützung während des Spiels abschließend motivieren.
Bei den Anhängern herrscht seitdem Uneinigkeit darüber, ob die Entscheidung richtig ist. Es gibt viele Befürworter wie Knippertz, aber auch Kritiker. Im Internet, in Fanforen wurde nach der Entscheidung intensiv debattiert. „Es ist klar, dass es auch Leute gibt, die das nicht gut finden“, sagt der Stadionsprecher. „Aber ich habe häufig und mit vielen unserer Fans gesprochen und denke, dass es viele wie ich sehen, dass ‚Die Seele brennt‘ sogar besser passt als ‚Die Elf vom Niederrhein‘. Viele sagen zwar, dass dieses Lied eines für besondere Momente ist. Aber für mich ist jeder einzelne Spieltag eben ein besonderer Moment.“
Ob die Fans die Neuerung geschlossen akzeptieren, wird sich am 17. August zeigen. Dann bestreitet Borussia Mönchengladbach sein erstes Heimspiel der neuen Bundesliga-Saison gegen Schalke 04, Anstoß ist um 18.30 Uhr. Die Spieler selbst gehen davon aus, dass die Stimmung nicht unter dem Hymnenwechsel leiden wird. „Es ist schon komisch, dass ich auf einmal nach ungefähr 150 Heimspielen, die ich hier bislang gemacht habe, eine andere Hymne höre, wenn wir in den Borussia-Park einlaufen“, sagt Gladbachs Urgestein Patrick Herrmann. „Aber ich finde das nicht schlecht. ‚Die Seele brennt’ soll auch als Botschaft auf uns überspringen, wenn es das ganze Stadion singt. Dann muss auch unsere Seele brennen. Das macht auf jeden Fall Sinn.“
So sehen es auch viele andere Spieler. Da das neue Einlauflied ebenfalls ein traditioneller Song der Gladbacher Vereinsgeschichte ist und weil „Die Elf vom Niederrhein“weiterhin im Vorfeld der Heimspiele gespielt wird. „Vielleicht ist es ja ganz gut, wenn unsere Fans erst ‚Die Elf vom Niederrhein’ singen und dann ‚Die Seele brennt’. Wenn es einen doppelten Effekt, auch auf uns, hat, wäre das umso besser.“