Funkel stellt die Uhr auf null
Fortunas Trainer will die Erwartungshaltung dämpfen, die mit der Rückserie entstanden ist.
MARIA ALM Wenn Friedhelm Funkel auf die vergangene Saison angesprochen wird, entfährt ihm meist ein gehauchtes „Boah“, gefolgt von Sätzen, die nur ein Ziel haben: die Erwartungshaltung rund um Fortuna Düsseldorf dämpfen. Das klingt dann so:„Platz zehn zu toppen, wird nahezu unmöglich sein.“Oder:„Das vergangene Jahr ist so nicht zu wiederholen.“Die Düsseldorfer haben in Benito Raman und Dodi Lukebakio (beide je zehn Tore) wichtige Spieler abgeben müssen. Doch hinter vorgehaltener Hand ist die Meinung bei den Düsseldorfer Verantwortlichen dennoch, dass die Fortuna einen mindestens gleichwertigen Kader auf die Beine gestellt hat.
Nun geht es darum, das Spieler-Puzzle möglichst schnell zusammenzufügen. Dazu dienten vor allem die insgesamt 16 Tage Trainingslager im Westerwald und in Österreich. Nahezu alle Zugänge machten zumindest eines der beiden Trainingslager mit. Konditionell sollte Fortuna somit keinerlei Defizite im Vergleich zur Spielzeit 2018/19 aufweisen. Nach der letzten harten Laufeinheit am Freitag haben die Spieler nun drei Tage Zeit, um den Kopf freizubekommen. Ab Dienstag sollen die kommenden dreiWochen bis zum Ligastart für den spielerischen Feinschliff genutzt werden.
„Wir werden nichts Grundsätzliches an unserem Spiel ändern und können weiter verschiedene Systeme spielen: 4-4-2, 4-1-4-1, 4-33, 4-2-3-1“, sagt Funkel. Von Fünferkette spricht der Coach bewusst noch nicht. Wohl wissend, dass dafür noch ein weiterer Innenverteidiger fehlt, der aber nachWunsch von Sportvorstand Lutz Pfannenstiel in der kommenden Woche zum Kader stoßen soll. Kasim Adams oder Stefan Posch von Hoffenheim sind ein Thema. Simon Falette von Eintracht Frankfurt ebenso.
Funkel möchte aber keineswegs den Eindruck vermitteln, dass sein Team spielerisch direkt an die Vorsaison anknüpfen wird. „Es ist illusorisch, dass diese Systeme so umgesetzt werden, wie in der Rückrunde. Unsere Umschaltaktionen wieder so gut abzuschließen, wird sehr schwer. Die Gegner haben sich auf uns eingestellt“, sagt der 65-Jährige und kündigt an, trotzdem nur marginal an seiner Spielidee zu arbeiten: „Es kann sein, dass wir etwas defensiver, aber auch etwas offensiver spielen werden – je nach Gegner. Wir versuchen jedenfalls, so schnell wie möglich, wieder erfolgreich Fußball zu spielen.“
Funkel selbst wirkt in diesen Tagen entspannt wie eh und je. Man sieht ihm an, dass er Vertrauen hat in sein Trainerteam und die gewachsenen hierarchischen Strukturen im Mannschaftsgefüge. Er ist mit sich selbst völlig im Reinen. „Ich glaube nicht, dass ich mich völlig neu erfinden muss. Das ist auch gar nicht möglich. Ich muss einfach meine über Jahrzehnte gesammelte Erfahrung auf die Mannschaft übertragen“, sagt er und kündigt an, an seinem Rotationsprinzip festzuhalten: „Ich muss erkennen, wann ein Spieler der Mannschaft helfen kann – wann er so weit ist, die taktischen Vorgaben umzusetzen. In unserem Spiel ist es wichtig, nach einem Ballverlust wieder in die Rückwärtsbewegung zu kommen.“
Und genau darauf legt Funkel weiterhin enormen Wert. Bei Raman und Lukebakio hat es seine Zeit gedauert, bis diese Defensiv-Mechanismen zu Automatismen wurden. Und der Verdacht liegt nahe, dass es auch bei den Bundesliga-unerprobten Nana Ampomah, Bernard Tekpetey oder Lewis Baker seine Zeit dauern wird. „Das ist ein Prozess, der dauert ein halbes oder ein Dreivierteljahr. Das geht nicht so schnell“, betont Funkel.
Und so gibt es die klare Marschrichtung – getragen von jedem Vereinsoffiziellen und der Mannschaft –, dass es für die Fortuna nur darum geht, gut in die Saison zu starten und am Ende irgendwie die Klasse zu halten.
„Mit Platz 15 wäre ich überglücklich“, sagt Funkel. Den Verweis auf die vermeintlich schwächeren Teams SC Paderborn oder Union Berlin lässt der Coach überdies nicht gelten: „Das haben auch alle Experten vor der vergangenen Saison über uns gesagt.Wie das ausgegangen ist, weiß jeder.“Ja, mit einem gehauchten „Boah“.