Plötzlich Prinzessin – ein Ratgeber
Einmal im Leben eine Prinzessin sein, davon träumen viele junge Mädchen. Und dieser Traum hält oft bis ins Erwachsenenleben. Die Chancen, einen Prinzen zu finden, sind gering, wäre da nicht der Karneval. Dort darf sich jedes Jahr eine neue Frau ins scheinbar glamouröse Venetien-Leben werfen. Wie auch bei echten Neu-Prinzessinnen ist der Job nicht nur schön, sondern auch mit Arbeit und reichlich Fettnäpfchen versehen.
So kam Ex-Venetia Janine Kemmer Anfang 2018 das erste Mal die Idee, einen kleinen Ratgeber für Venetien zu schreiben. Im Sommer nahm sie den Einfall beim Golfen und einigen kalten Getränken mit Ex-Venetia und Geschäftsführerin des Venetienclubs, Heidrun Leinenbach, wieder auf. „Wir hatten den Eindruck, dass einige Venetien nicht immer über alles aufgeklärt werden und haben gedacht, dass wir doch mal vermitteln könnten, was man wie und wann macht“, erzählt Kemmer. Es könne ja nicht sein, dass Schüler mehr über den Karneval wissen, als die Venetien, findet Kemmer, die in Schulen Karnevalsunterricht gibt.
Gesagt, getan, vor kurzem präsentierten die beiden im Venetienclub ihren höchst offiziellen pinken Prinzessinnen-Ratgeber „Und plötzlich Prinzessin Venetia“. „Wir haben nur knapp ein Jahr ge
braucht, bis er fertig war“, lacht Kemmer. Die Mädels vom Venetienclub sind begeistert von dem Ratgeber. Na endlich hat es mal einer aufgeschrieben, hätten die älteren Venetien erfreut ausgerufen, so Kemmer.
Eigentlich sollte das Büchlein „Ich schmeiße alles hin. Ich werde Prinzessin“heißen, verrät Leinenbach. „Ist es nicht das, was wir alle wollen? Also ich wäre gerne so lange im Amt geblieben, wie die Queen“, träumt Kemmer.
Der humorvolle Ratgeber begleitet zukünftige Venetien von der Entscheidung, sich für das Amt zu bewerben, bis zur Abdankung und dem Leben danach. Dabei war es den beiden wichtig, ein realistisches Bild zu zeigen. „Venetia zu sein, ist toll. Es ist aber auch kräftezehrend und kostet Geld und viel Zeit. Es gibt viel mehr zu bedenken, als man meint“, so Kemmer. Dazu gehören auch die berühmten Fettnäpfchen. Nicht zu wissen, bei welcher Gesellschaft man sich befindet, kommt beispielsweise nicht gut an. Auch öffentliche Streitereien zwischen dem Prinzenpaar sind ein No-Go. Kleiderpannen sind ein beliebtes Thema. Auf welcher Seite trägt man das Schiffchen? „Turnschuhe zum Kleid gehen für mich gar nicht. Man will doch eine Prinzessin sehen“, findet Leinenbach. „Und dann gibt es Abendkleider, die im Laden ganz super aussehen. Aber wir sind ja nicht mehr alle 19 oder 20 Jahre alt. Wenn du nicht die richtige Wäsche trägst und auf der Bühne das Licht angeht...“Kemmer lässt die Phantasie spielen.
Liebevoll illustriert wurde das Buch von Dagmar Gosejacob. „Da haben wir jemanden gefunden, die uns in die Seele geblickt hat“, findet Leinenbach. „Das Bild ‚Hilfe! Ich bin Venetia‘ zeigt genau, wie ich mich damals gefühlt habe.“Kemmer findet sich in einem anderen Bild wieder. Dort klammert sich die Venetia verzweifelt am Schlüssel der Stadt fest und möchte ihn am liebsten nie mehr hergeben. Zusätzlich zum Prinzessinnen-Ratgeber hat Leinenbach noch einen gebundenen Band nur für den Venetienclub erstellt. „Das wird ein Buch für die Ewigkeit“, so Leinenbach. Die „Royale Chronik“ist in pinkfarbenem Leder eingebunden und mit dem Venetienclub-Orden geschmückt. Hinten hat sie jede Menge leere Seiten. Dort sollen sich die bisherigen und zukünftigen Venetien aus dem Venetienclub mit Tipps und Anekdoten selbst verewigen. „Die bekommt aber keiner zu sehen“, so Leinenbach. „Na, das weiß ich noch nicht“, erwidert Kemmer.
Nicole Esch
Den „Prinzessinnen-Ratgeber“gibt es für 11 Euro beim Venetienclub. 5 Euro gehen davon an die Initiative ProMädchen Düsseldorf. Infos unter venetienclub.de.