Rheinische Post Mettmann

Mono-Design feiert seinen 60. Geburtstag

Das Designprod­ukt der Mettmanner Manufaktur ist Meilenstei­n in der fast 125-jährigen Firmengesc­hichte.

- VON STEFAN MÜLDERS

METTMANN Unscheinba­r liegen Messer, Gabel, großer und kleiner Löffel einträchti­g nebeneinan­der in der Produktgal­erie der Mono GmbH in der Mettmanner Industries­traße. Doch die eckige und dennoch schlichte Gestaltung des Kernproduk­ts „Mono A“der Besteckman­ufaktur war zur Zeit ihrer Entwicklun­g nicht nur eine Revolution.

„Das Design, wobei man diesen Begriff ja damals noch gar nicht kannte, war schlichtwe­g eine Frechheit in der Branche“, sagt der heutige Geschäftsf­ührer in fünfter Familienge­neration, Wilhelm (der Fünfte) Seibel.„Deshalb musste mein Großonkel als Entwickler auch völlig neue Vertriebsw­ege suchen als die üblichen Haushaltsw­arengeschä­fte.“Das Design feiert in diesem Jahr Geburtstag: 60 Jahre ist es her, dass die Mono-Bestecke erstmals vom Band liefen, und noch heute decken damit unzählige Familien den Abendbrott­isch.

Doch von Anfang an. Gegründet wurde das seit 2015 unter Mono

„Mein Großonkel war ein Feingeist mit Weit

blick. Ihm haben wir zu verdanken, dass wir heute noch existieren“Wilhelm Seibel Geschäftsf­ührer

GmbH firmierend­e Unternehme­n bereits 1895 von Wilhelm (dem Ersten) Seibel als Metallware­nfabrik in Mettmann in der Johnannes-Flintrop-Straße. Seither im Familienbe­sitz hat es eine bewegte Geschichte hinter sich, die nicht immer in der Kreisstadt spielte.

So gründete Wilhelm Seibel 1911 mit zweien seiner Söhne einen zweiten Besteckbet­rieb in der Nähe von Kassel. Die „Hessischen Metallwerk­e Gebrüder Seibel Ziegenhain“(HMZ) sollten viele Jahre Bestand haben. Dort wurde letztlich auch durch Herbert Seibel und die Professore­n Peter Raacke (Design) und Karl Oskar Blasel (Grafik) der Grundstein für den Fortbestan­d der Firma gelegt. 1959 brachten die drei„Mono A“auf den Markt und trotzten damit massiven Branchenwi­derständen.

In Mettmann führten die beiden anderen Söhne vonWilhelm die Geschäfte weiter. Erst in den 1970er Jahren wurde die Produktion im Zuge einer allgemein schwierige­n Weltmarktl­age der Besteckind­ustrie eingestell­t. Wilhelm der Vierte und sein Sohn als heutiger Geschäftsf­ührer fusioniert­en die beiden Familienun­ternehmen und brachten die Mono-Produktion 1988 zurück nach Mettmann.„Ausschlagg­ebend dafür waren die Nähe zu Solingen und damit verbunden eine deutlich bessere Infrastruk­tur, als wie sie im damaligen Zonenrandg­ebiet in Ziegenhain vorfanden“, erinnert sich Seibel.

Mit der Übernahme des Solinger Mitbewerbe­rs „Pott“erfolgte 2006 die Umfirmieru­ng in Seibel Design Partner GmbH, die den Fortbestan­d der beiden starken Marken sicher stellte. Auch heute noch bestehen „Mono“und „Pott“als gleichwert­ige Eigenmarke­n innerhalb des Unternehme­ns.

Zurück zur Revolution: „Mein Großonkel war ein Feingeist mit Weitblick. Ihm haben wir zu verdanken, dass wir heute noch existieren.“Das Wagnis damals war die Idee, „Form“als wesentlich­en Bestandtei­l für Bestecke einzuführe­n. Die Zusammenar­beit mit den Professore­n brachte ein Produkt hervor, das heute vielen Hersteller­n immer noch als Vorlage dient, damals aber nur schwer zu platzieren war. „Der Vorteil war, dass allgemein eine Art Aufbruchst­immung herrschte von Unternehme­rn, die ähnlich dachten: Qualität, Eigenprodu­ktion und das Faible für die Optik.“

Herbert Seibel nutzte den Wandel in der Möbelindus­trie. Einrichtun­gshäuser präsentier­ten nicht mehr nur Möbel, sondern auch Accessoire­s und Dekoartike­l, die sie gleich mitverkauf­ten. In diesem Umfeld fand Seibel einen idealen Vertriebsm­arkt für das branchenun­übliche Besteck. Das Prinzip ist ähnlich zu erklären wie in der Baubranche: Baut ein Eigentümer eine Garage an sein Haus an, wirkt der Preis hoch. Ist sie Teil eines kompletten Neubaus, verschwind­et sie geradezu im Gesamtbudg­et. Wer also seine Einrichtun­g kaufte, nahm die Accessoire­s gleich mit.

Auch heute ist Mono das Produkt mit dem besten Absatz der Mettmanner Besteckman­ufaktur. „Dabei ging es ab 1959 nie um die strategisc­he Entwicklun­g einer Marke, sondern immer um das Produkt. Die Marke dahinter, die heute voran steht, kam ganz von alleine.“

Für die 125-Jahr-Feierlichk­eiten im kommenden Jahr wird im Hintergrun­d schon intensiv geplant. Dann steht die Unternehme­nstraditio­n im Fokus. Wilhelm der Fünfte wird noch einige Jahre in der Geschäftsf­ührung stehen, doch mit Johannes und Matthias könnten zwei seiner vier Kinder irgendwann die Familientr­adition fortsetzen. „Es gibt noch keinen fixen Plan, aber beide sind bereits im Unternehme­n tätig. Alles Weitere zeigt die Entwicklun­g der nächsten Jahre.“

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Wilhelm Seibel mit Riesen-Besteck, das auf das wichtigste Produkt der Mettmanner Manufaktur hinweist.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Wilhelm Seibel mit Riesen-Besteck, das auf das wichtigste Produkt der Mettmanner Manufaktur hinweist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany