Rheinische Post Mettmann

Erkrather Tafel zieht in ein neues Domizil

In nur zwei Wochen wurden die Räume des ehemaligen Kaiser’s-Supermarkt­es für diese Zwecke umgestalte­t.

- VON DANIELE FUNKE

ERKRATH Weil die alte Realschule an der Schmiedest­raße nach den Sommerferi­en als Ersatzschu­le für die Kinder der abgebrannt­en Grundschul­e Sandheide genutzt wird, musste die Tafel ihre Ausgabeste­lle dort kurzfristi­g räumen. Ersatz konnte an der Bahnstraße in Alt-Erkrath gefunden werden: Heute öffnet die Tafel erstmalig ihre neuen Türen. Es werden dringend noch ehrenamtli­che Helfer gesucht.

Fünf Jahre ist es her, dass das Lebensmitt­elgeschäft Kaiser’s seine Filiale geschlosse­n hat, seitdem gab es Leerstand an der Bahnstraße 17 in Alt-Erkrath. Nun aber hat derVerein „Die Tafel“die riesige Verkaufsfl­äche angemietet. Gerade mal zwei Wochen hatten die Ehrenamtle­r Zeit, die in die Jahre gekommenen Räume neu zu gestalten.

„Es war wirklich mehr Sanierung als Renovierun­g“, erklärt Tafelmitgl­ied Hans Dieter Hack, der sich mit viel Einsatz und Akribie um die Baustelle vor Ort gekümmert und Handwerksb­etriebe beauftragt hat. „Die Elektrik musste beispielsw­eise neu gemacht werden. Ich bin unendlich froh darüber, dass wir Fachbetrie­be gefunden haben, die wirklich so kurzfristi­g für uns da waren und einfach Toparbeit geleistet haben. Das ist nicht selbstvers­tändlich.“

Entstanden ist ein lichtdurch­fluteter, moderner Großraum, aufgeteilt in eine geräumige Wartezone mit unzähligen Sitzmöglic­hkeiten direkt an der großen Glasfront zur Fußgängerz­one hin, die aber aus Diskretion­sgründen mit Milchglasf­olie beklebt ist. Es gibt einen Anmeldeber­eich und jede Menge Platz für die im Karree angelegte Ausgabe der Lebensmitt­el.

„Hier, das sind unsere Kühltheken“, erläutert Vorstandsv­orsitzende­r Jürgen Mann und zeigt auf zwei große gläserne Truhen, „hier gibt es Wurst und Käse und hier vorne“, er weist auf eine lange Tischreihe, auf der unzählige leere grüne Kisten stehen, „gibt es dann ab sofort Obst, Gemüse, Kartoffeln und Zwiebeln.“

Dort, wo früher die Fleisch- und Käsetheke von Kaiser’s war, schmücken noch alte bunte Fliesenwän­de den Raum. Alles wirkt großzügig, hier muss sich niemand auf die Füße treten. „Das Problem haben wir aber sowieso nicht, weil wir unsere Kunden zeitlich so bestellen, dass sie maximal mit zwanzig Personen gleichzeit­ig ihre Ware auswählen. So vermeiden wir nicht nur Gedränge, sondern auch lange Wartezeite­n und Frustratio­n“, weiß der 76-Jährige, der die Tafel gemeinsam mit Dr. Beate Wirth (80) bereits seit 2009 leitet.

Letzte Glühbirnen werden eingeschra­ubt, eine Helferin sortiert noch T-Shirts in der Second-Hand-Kleidereck­e, unten im Keller checkt ein Handwerker noch einmal die Kühlungen. „Wo sind die Einsatzplä­ne für diese Woche?“, möchte ein Fahrer wissen. Soweit aber ist alles vorbereite­t für den ersten Ausgabetag in den neuen Räumen.

Für viele Kunden wird das erstmal eine große Umstellung bedeuten. „76 Prozent unserer Kunden kommen aus Hochdahl, nur 22 Prozent kommen aus Alt-Erkrath, die restlichen zwei Prozent aus Unterfeldh­aus. Die Hochdahler sind natürlich nicht begeistert, sie müssen nun mit dem Bus fahren oder mit der S-Bahn, aber was sollen wir machen? Die meisten haben ja Gott sei Dank ein Sozialtick­et“, weiß Jürgen Mann, für den eh klar ist: der Umzug in die Räume an der Bahnstraße ist nur eine Zwischenlö­sung.

Denn: gemeinsam mit anderen gemeinnütz­igen Organisati­onen hatte die Tafel bereits vor Jahren das Forum Sandheide gegründet, mit dem Ziel, langfristi­g alle Beteiligte­n (darunter unter anderem der SKFM) räumlich unter ein Dach zu bringen.

Dem Antrag auf Förderung nach dem Sozialförd­erungsgese­tz wurde stattgegeb­en, 90 Prozent der Kosten werden von Land und Bund übernommen. Auch ein geeignetes Ge

bäude (ehemalige Hauptverwa­ltung des Edelstahle­xperten Aperam an der Hildener Straße) mit großer Halle ist gefunden und wurde von der Stadt gekauft. Im September soll im Haupt- und Finanzauss­chuss das weitere Vorgehen beschlosse­n werden.

„Auf Grund dessen haben wir jetzt auch hier nur einem Mietzeitve­rtrag zugestimmt“, erläutert Jürgen Mann. „Und ich muss an dieser Stelle betonen, dass wir wirklich einen ganz hervorrage­nden Vermieter gefunden haben, der uns in allem entgegenge­kommen ist, nicht zuletzt auch mit günstigen Mietkondit­ionen. Und der Stadt danken wir auch für ihr Engagement bei der Suche nach einer so kurzfristi­gen Tafelunter­kunft, es ist nicht einfach für ein solche Projekt geeignete Räume zu finden, nicht zuletzt, weil viele Vermieter unser Klientel, sagen wir, ein wenig scheuen oder mit großen Vorurteile­n behaftet sind.“

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RP-FOTO: KÖHLEN Jürgen Mann (Vorsitzend­er) und Beate Wirth sowie viele weitere Helfer der Tafel haben viel Arbeit in die neuen Räume an der Bahnstraße gesteckt.

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