Bauern warnen vor glimmenden Kippen
Innerhalb einer Woche haben in Wülfrath und Mettmann großflächig Felder gebrannt. Die Polizei forscht nach der Brandursache, sieht aber wenig Hoffnung, sie aufzuklären. Die Erfahrung zeigt: Oft sind es glühende Zigarettenreste.
METTMANN/WÜLFRATH Es sind derzeit keine einfachen Zeiten für Landwirte. Durch die anhaltende Trockenheit kommt es immer wieder zu Flächenbränden auf Feldern. Am Dienstag war es ein Stoppelfeld in Mettmann auf einer Gesamtgröße von vier Fußballfeldern. Vor einer Woche gab es einen ähnlichen Fall in Wülfrath. Die Löscharbeiten sind eine Mammutaufgabe, auch für die betroffenen Landwirte, die wie schon beim Brand in Wülfrath der Feuerwehr mit Pflugmaschinen und Wasser gefüllten Gülletanks zur Seite stehen. Diese Tanks können rund 10.000 Liter fassen.
„Die Flächenbrände können mehrere Ursachen haben. Mitunter sind Passanten oder Autofahrer Schuld, die brennende Zigarettenstummel wegschmeißen. Aber auch der Staub auf heißen Feldmaschinen kann Feuer fangen. Hier ist Vorsicht geboten“, weiß Martin Dahlmann. Die Polizei forscht beim Brand in Mettmann aktuell noch nach der Ursache, „doch die Ermittlungen sind schwierig“, gibt der Sprecher der Kreispolizei Mettmann, Daniel Uebber, zu. Glück im Unglück: Das Feld in Mettmann war abgeerntet, und anders als in Wülfrath ist keine teure Landmaschine in Flammen aufgegangen. Dennoch – auch wenn „nur“ein unbebautes Feld abbrennt, ist der Schaden „gravierend“, sagt Johannes Kircher, Vorstandsmitglied der Kreisbauernschaft und Landwirt in Mettmann: „Ein Teil der Ernte kann betroffen, Maschinen können in Mitleidernschaft gezogen sein. Außerdem werden Mikro- und Bodenorganismen abgetötet.“Das mindere künftige Erträge. Die direkten Schäden würden zumeist von der Betriebshaftpflichtversicherungen abgegolten. Doch den Schaden, den der Boden nimmt, müsse der Landwirt tragen.
Doch nicht nur die Brandgefahr stellt für die Landwirte im Kreis aktuell eine Bedrohung dar. „Der Klimawandel im Allgemeinen bedroht die Berufsgruppe der Landwirte“, sagt Dahlmann. Anhaltende Trockenperioden minimieren den Ertrag spürbar. Dahlmann, der auf seinen 48 Hektar Grünland Gras für das eigene Vieh anbaut, konnte im vergangenen Jahr noch 85 Grasrundballen aus fünf Hektar Fläche erwirtschaften. „In diesem Jahr, bei meinem dritten Ernteschnitt, waren es 15 Ballen auf 24 Hektar. Der Verlust ist spürbar.“
Um die Böden wieder ausreichend mit Wasser zu speisen, benötige es anhaltenden Regen. „Fünf bis sieben Millimeter Regen pro Tag über zwei Wochen hinweg, das wäre ein Segen, ist aber ein völlig utopischer Wunsch“, glaubt Dahlmann. Da bereits im Vorjahr die Futterreserven aus 2017 verbraucht wurden, muss in diesem Jahr Futter zugekauft werden. Ein herber wirtschaftlicher Verlust für die Viehhalter.
Beim Ackerbau sehen die Prognosen etwas besser aus. „Die Getreideernte ist in unserer Region zufriedenstellend. Selbst an schwächeren Standorten ist der Ertrag noch durchschnittlich“, weiß Dahlmann. „Mais und Rüben hingegen brauchen dringend Wasser. Besonders beim Mais droht deutlicher Ernteausfall.“Genaue Zahlen wisse er aber erst Ende September, Anfang Oktober.
Zudem sei der Strukturwandel im Landwirtschaftsgewerbe in vollem Gange. Zwei bis drei Prozent aller Betriebe haben bislang im Durchschnitt aufgegeben. „Im vergangenen Jahr waren es bereits zehn Prozent, Tendenz steigend. Der Beruf des Landwirts ist zwar schön, aber das Auskommen wird immer schwieriger.“2017 lag das Durchschnitteinkommen eines Landwirtes bei 64.000 Euro. „40 Prozent dieses Einkommens lassen sich auf EU- Beihilfen zurückführen. Zudem müssen von diesem Geld mitunter Tilgungen und Nettoinvestitionen abgeschrieben werden.“
Für Martin Dahlmann liegt die Lösung in der Direktvermarktung. Der Landwirt stellt aus der eigenen Milch Schnittkäse, Joghurt und Quark her, verkauft die Produkte auf Wochenmärkten und im eigenen Hofladen.
Auf erhöhte Preise müssen sich die Verbraucher trotz der schlechten Bedingungen jedoch nicht einstellen: „Die Preise machen nicht wir Landwirte. Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben und orientieren uns an den Weltmarktpreisen.“