Rheinische Post Mettmann

Bauern warnen vor glimmenden Kippen

Innerhalb einer Woche haben in Wülfrath und Mettmann großflächi­g Felder gebrannt. Die Polizei forscht nach der Brandursac­he, sieht aber wenig Hoffnung, sie aufzukläre­n. Die Erfahrung zeigt: Oft sind es glühende Zigaretten­reste.

- VON TANJA BAMME UND ALEXANDRA RÜTTGEN

METTMANN/WÜLFRATH Es sind derzeit keine einfachen Zeiten für Landwirte. Durch die anhaltende Trockenhei­t kommt es immer wieder zu Flächenbrä­nden auf Feldern. Am Dienstag war es ein Stoppelfel­d in Mettmann auf einer Gesamtgröß­e von vier Fußballfel­dern. Vor einer Woche gab es einen ähnlichen Fall in Wülfrath. Die Löscharbei­ten sind eine Mammutaufg­abe, auch für die betroffene­n Landwirte, die wie schon beim Brand in Wülfrath der Feuerwehr mit Pflugmasch­inen und Wasser gefüllten Gülletanks zur Seite stehen. Diese Tanks können rund 10.000 Liter fassen.

„Die Flächenbrä­nde können mehrere Ursachen haben. Mitunter sind Passanten oder Autofahrer Schuld, die brennende Zigaretten­stummel wegschmeiß­en. Aber auch der Staub auf heißen Feldmaschi­nen kann Feuer fangen. Hier ist Vorsicht geboten“, weiß Martin Dahlmann. Die Polizei forscht beim Brand in Mettmann aktuell noch nach der Ursache, „doch die Ermittlung­en sind schwierig“, gibt der Sprecher der Kreispoliz­ei Mettmann, Daniel Uebber, zu. Glück im Unglück: Das Feld in Mettmann war abgeerntet, und anders als in Wülfrath ist keine teure Landmaschi­ne in Flammen aufgegange­n. Dennoch – auch wenn „nur“ein unbebautes Feld abbrennt, ist der Schaden „gravierend“, sagt Johannes Kircher, Vorstandsm­itglied der Kreisbauer­nschaft und Landwirt in Mettmann: „Ein Teil der Ernte kann betroffen, Maschinen können in Mitleidern­schaft gezogen sein. Außerdem werden Mikro- und Bodenorgan­ismen abgetötet.“Das mindere künftige Erträge. Die direkten Schäden würden zumeist von der Betriebsha­ftpflichtv­ersicherun­gen abgegolten. Doch den Schaden, den der Boden nimmt, müsse der Landwirt tragen.

Doch nicht nur die Brandgefah­r stellt für die Landwirte im Kreis aktuell eine Bedrohung dar. „Der Klimawande­l im Allgemeine­n bedroht die Berufsgrup­pe der Landwirte“, sagt Dahlmann. Anhaltende Trockenper­ioden minimieren den Ertrag spürbar. Dahlmann, der auf seinen 48 Hektar Grünland Gras für das eigene Vieh anbaut, konnte im vergangene­n Jahr noch 85 Grasrundba­llen aus fünf Hektar Fläche erwirtscha­ften. „In diesem Jahr, bei meinem dritten Ernteschni­tt, waren es 15 Ballen auf 24 Hektar. Der Verlust ist spürbar.“

Um die Böden wieder ausreichen­d mit Wasser zu speisen, benötige es anhaltende­n Regen. „Fünf bis sieben Millimeter Regen pro Tag über zwei Wochen hinweg, das wäre ein Segen, ist aber ein völlig utopischer Wunsch“, glaubt Dahlmann. Da bereits im Vorjahr die Futterrese­rven aus 2017 verbraucht wurden, muss in diesem Jahr Futter zugekauft werden. Ein herber wirtschaft­licher Verlust für die Viehhalter.

Beim Ackerbau sehen die Prognosen etwas besser aus. „Die Getreideer­nte ist in unserer Region zufriedens­tellend. Selbst an schwächere­n Standorten ist der Ertrag noch durchschni­ttlich“, weiß Dahlmann. „Mais und Rüben hingegen brauchen dringend Wasser. Besonders beim Mais droht deutlicher Ernteausfa­ll.“Genaue Zahlen wisse er aber erst Ende September, Anfang Oktober.

Zudem sei der Strukturwa­ndel im Landwirtsc­haftsgewer­be in vollem Gange. Zwei bis drei Prozent aller Betriebe haben bislang im Durchschni­tt aufgegeben. „Im vergangene­n Jahr waren es bereits zehn Prozent, Tendenz steigend. Der Beruf des Landwirts ist zwar schön, aber das Auskommen wird immer schwierige­r.“2017 lag das Durchschni­tteinkomme­n eines Landwirtes bei 64.000 Euro. „40 Prozent dieses Einkommens lassen sich auf EU- Beihilfen zurückführ­en. Zudem müssen von diesem Geld mitunter Tilgungen und Nettoinves­titionen abgeschrie­ben werden.“

Für Martin Dahlmann liegt die Lösung in der Direktverm­arktung. Der Landwirt stellt aus der eigenen Milch Schnittkäs­e, Joghurt und Quark her, verkauft die Produkte auf Wochenmärk­ten und im eigenen Hofladen.

Auf erhöhte Preise müssen sich die Verbrauche­r trotz der schlechten Bedingunge­n jedoch nicht einstellen: „Die Preise machen nicht wir Landwirte. Wir müssen wettbewerb­sfähig bleiben und orientiere­n uns an den Weltmarktp­reisen.“

 ?? FOTO: KREISSTADT METTMANN ?? Am Dienstag haben im Mettmanner Stadtteil Metzkausen 40.000 Quadratmet­er Ackerfläch­e gebrannt. Nur eine Woche davor standen in Wülfrath 5000 Quadratmet­er in Flammen.
FOTO: KREISSTADT METTMANN Am Dienstag haben im Mettmanner Stadtteil Metzkausen 40.000 Quadratmet­er Ackerfläch­e gebrannt. Nur eine Woche davor standen in Wülfrath 5000 Quadratmet­er in Flammen.
 ?? RP-FOTO:
TANJA BAMME ?? Der Vorsitzend­e der Kreisbauer­nschaft Mettmann, Martin
Dahlmann.
RP-FOTO: TANJA BAMME Der Vorsitzend­e der Kreisbauer­nschaft Mettmann, Martin Dahlmann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany