Rheinische Post Mettmann

L239 – ADFC spricht von „Schildbürg­erstreich“

Der Fahrradclu­b bedauert die Entscheidu­ng des NRW-Verkehrsmi­nisteriums, aus Zeitgründe­n auf einen Radweg zu verzichten.

- VON JOACHIM PREUSS

METTMANN Bei Ausbau und Sanierung der L239 zwischen Ratingen und Mettmann wird definitiv kein Radweg gebaut. Das geht aus einem Schreiben von NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst an Mettmanns Bürgermeis­ter Thomas Dinkelmann hervor, das die Stadt Mettmann jetzt veröffentl­ichte.

Der Zustand der L 239 sei so schlecht, dass eine verkehrsge­rechte Ertüchtigu­ng zeitnah durchgefüh­rt werden müsse. „Eine Erweiterun­g dieser Ertüchtigu­ng um den Neubau eines Radweges würde die Fertigstel­lung dieser Maßnahme um mehrere Jahre in die Zukunft verschiebe­n, da unter anderem ein zeitintens­ives Baurechtsv­erfahren speziell für den Bau des Radweges zu erwarten ist“, schreibt der Minister. Der Bau eines Radweges müsse als ein gesonderte­s Vorhaben betrachtet werden, „das einen besonderen planerisch­en Vorlauf erforderli­ch macht“, führt Wüst weiter aus.

Mit dieser Entscheidu­ng des Ministeriu­ms ist der Verband der Fahrradfah­rer (ADFC) nicht glücklich: Der Ausbau der L239 habe ausschließ­lich die Attraktivi­erung des Autoverkeh­rs zum Ziel, sagt Peter Martin, Sprecher der Arbeitsgru­ppe Verkehrspo­litik im ADFC Neanderlan­d. „Vor diesem Hintergrun­d bedauern wir die Mitteilung des Landesverk­ehrsminist­ers außerorden­tlich“, betont der ADFC-Sprecher. Denn damit stelle er „mehr Platz für Autos über die Sicherheit der Radfahrer“. Der Erkrather führt weiter aus: „Fahrbahn und Radweg gehören inhaltlich und technisch zusammen und sind daher in einem Verfahren zusammen zu planen, abzuwägen und zu realisiere­n. Alles andere wäre ein Schildbürg­erstreich“, sagt Martin. Die Mitglieder des Fahrradclu­bs befürchten nun, dass bei der aktuell vorliegend­en Entscheidu­ng„künftig kein Radweg mehr gebaut werden wird. Damit ist die heutige Planung eine Verhinderu­ngsplanung.“

Wie es aus dem NRW-Verkehrsmi­nisterium weiter heißt, sei zwischen dem Landrat des Kreises Mettmann, Thomas Hendele, und dem Leiter der Regionalni­ederlassun­g Niederrhei­n des Landesbetr­iebes Straßen. NRW, Christoph Jansen, vereinbart worden, dass der Radweg in das Programm „Maßnahmen des Radwegeaus­baues an bestehende­n Landstraße­n“aufgenomme­n werden soll. Eine Priorisier­ung der Maßnahme in diesem Programm werde vom Regionalra­t Düsseldorf vorgenomme­n.

Das sieht die CDU-Fraktion im Kreistag offenbar als Anlass zur Hoffnung. „Der nunmehr erzielte Kompromiss“, schreibt CDU-Fraktionsc­hef Klaus-Dieter Völker in einer E-Mail, „ist das Ergebnis von schwierige­n und zähenVerha­ndlungen zwischen unserem Landrat und dem Landesbetr­ieb Straßen NRW. Er bietet erstmals eine realistisc­he Chance, in absehbarer Zeit diesen Radweg zu bauen.“

Der Kreis sei bekanntlic­h seit Jahren darum bemüht, den seinerzeit von der damaligen Landesregi­erung begangenen Fehler, die L 239 ohne Radweg zu planen, zu reparieren. Die Forderung der Idealisten, dies im Rahmen des Ausbaues der Landstraße zu erledigen, sei von vorneherei­n zum Scheitern verurteilt, „weil dann das gesamte Verfahren neu aufgenomme­n werden müsste, und das wissen alle Beteiligte­n sehr gut“, sagt Völker mit Blick auf die resignativ­e Haltung des ADFC. Wer diesen Weg weiter verfolge, sei „nicht wirklich an der Anlage eines Radweges im Umfeld der L 239 interessie­rt“. Völker appelliert an alle Beteiligte­n: „Jetzt gilt es alle Kräfte zu bündeln und den Regionalra­t

von der Wichtigkei­t dieses Bauvorhabe­ns zu überzeugen. Denn dort spielt nun die Musik.“

Ende des vergangene­n Jahres hatte der Landesbetr­ieb Straßen.NRW die Ausbauplän­e für die L 239 zwischen Mettmann und Ratingen vorgestell­t. Demnach soll die Fahrbahn der Trasse auf 6,50 Meter Breite ausgebaut werden. Allerdings sehen die Planungen auf Ratinger Stadtgebie­t neben der Fahrbahn lediglich einen einseitige­n „Notgehweg“von 1,50 Metern Breite in Schotterba­uweise vor. Ein Radweg an der L 239 wurde nicht geplant.

Bei einer rege besuchten Bürgervers­ammlung erläuterte­n im Winter Vertreter von Straßen NRW, dass die Sanierung dringend nötig sei und eine Umplanung „mehrere Jahre“dauern würde. So lange könne man aber mit der Sanierung der wichtigen Verbindung­sstraße nicht warten. Die Planung des Radweges wurde daher hintangest­ellt.

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RP-AF: ACHIM BLAZY Die Landstraße L239 im Schwarzbac­htal soll saniert werden. Einen Radweg wird es aber nicht geben.

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