US-Notenbank verspielt Glaubwürdigkeit
Mit der Mini-Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte haben sich die amerikanische Notenbank Fed und deren Präsident Jerome Powell einen Bärendienst erwiesen. Sie haben die Aktienmärkte verschreckt, die einen deutlich größeren Zinsschritt erwartet hatten, und sie haben damit nichts gegen die Stärke des Dollar getan, die amerikanische Exporte nach Europa erschwert. Und trotzdem ist die Fed den Verdacht nicht los, sich dem Druck des amerikanischen Präsidenten gebeugt zu haben. Natürlich wollte Donald Trump eine stärkere Zinssenkung, als Powell und Co. jetzt zugelassen haben. Aber dass die Notenbank unbeeinflusst ist von Trumps Twitter-Tiraden, glaubt kein Mensch. Will sie ihre Glaubwürdigkeit stärken, muss sie weiteren Forderungen aus dem Weißen Haus widerstehen.
Powell hat die Zinssenkung damit begründet, dass man sich gegen eine Abkühlung der Konjunktur wappnen wolle. Dabei funktioniert die amerikanische Wirtschaft gut. Der größte Risikofaktor für die Entwicklung derVereinigten Staaten ist neben der Konjunktur in Europa und Asien der unberechenbare Mann im Präsidenten-Amt. Er zündelt regelmäßig im Handelskrieg mit China, er droht den Handelspartnern ständig mit Strafzöllen, und er lobt den harten Brexit-Kurs des neuen britischen Premierministers Boris Johnson. Trump ist es, der keine Gelegenheit auslässt, globale Risiken zu verschärfen, die auch auf Amerikas Wirtschaft ausstrahlen.
Dabei braucht der Präsident im Wahljahr 2020 eine funktionierende US-Wirtschaft, mit der er beimWahlvolk glänzen kann. Dass er glaubt, dies allein mit niedrigen Zinsen bewerkstelligen zu können, zeigt wieder einmal, dass ihm der grundlegende wirtschaftliche Durchblick fehlt.
BERICHT EURO STÜRZT AUF ZWEI-JAHRES-TIEF, WIRTSCHAFT