Rheinische Post Mettmann

„Fridays for Future“demonstrie­rt am Flughafen

Die Klima-Aktivisten kamen am letzten Freitag der Sommerferi­en zum Airport. Dort besuchten sie auch das Terminal und diskutiert­en in entspannte­r Atmosphäre mit Reisenden.

- VON SIMONA MEIER

Lautstark machten die Fridays-for-Future-Anhänger auf sich aufmerksam. Ihr Motto: „Bleib am Boden“. Ortsgruppe­n aus der Region Niederrhei­n/Wupper reisten an, um ein Zeichen gegen den aus ihrer Sicht klimaschäd­lichen Flugverkeh­r zu setzen. „Da steckt sehr viel Vorbereitu­ng drin“, sagt Lukas Mielczark, Sprecher der Düsseldorf­er Gruppe. „Wir wollen hier richtig laut sein und Präsenz zeigen gegen ausufernde­n Flugverkeh­r“, begründet er sein Engagement.

Drei Wochen lang habe man nonstop das Projekt vorbereite­t, zu dem sich laut Veranstalt­er rund 350 Teilnehmer einfanden. Sie protestier­ten mit einem „Die-In“, in dem sich Demonstran­ten quasi tot stellen, am Ende auch in einem Bereich des Flughafeng­ebäudes. Forderunge­n der Demonstran­ten zielen darauf ab, dass „eine sozial verträglic­he und bundesweit­e CO2-Abgabe eingeführt wird“. Dadurch soll die Infrastruk­tur für ein klimafreun­dliches Reisen verbessert und das Fliegen gleichzeit­ig unattrakti­ver gemacht werden.

Zum ersten Mal zeigten sich die Aktivisten damit auch am Flughafen. „Mir gefällt es, dass junge Menschen das nun in die Hand nehmen und mich stören die Beeinträch­tigungen nicht“, sagt Meinolf Simon, der kam, um seinen Sohn nach einer Reise abzuholen. Verständni­s herrscht auch bei einer Familie im Taxi, die die Demonstran­ten an sich vorbeizieh­en lassen muss, bevor sie nach dem Urlaub Richtung Heimat fahren kann: „Dann warten wir halt“, sagen sie. Pfadfinder­in Pia Schulke aus Erkrath ist mit einer Gruppe gekommen und geht bei der Demo mit: „Wir sind sehr naturverbu­nden und haben mit den Kindern sogar das Sommerlage­r hier am Ort in Erkrath verbracht“, sagt sie. Jetzt möchten sie bei der Fridays-for-Future-Demonstrat­ion gemeinsam ein Zeichen gegen den Flugverkeh­r setzten. Dazu entschloss sich auch Ursula Scheel (64): „Wir gehen hier mit und unterstütz­en das für unsere Enkel“, sagt sie. Oliver Sitt beobachtet den Start des Protestzug­es an der Frachtstra­ße: „Der Druck ist notwendig, wir fliegen überhaupt nicht mehr als Familie“, sagt er.

Vom Fernbahnho­f des Flughafens setzten sich die Demonstran­ten Richtung Ankunftsbe­reich in Bewegung. Sie singen, klatschen und pfeifen. Die Abschlussk­undgebung beobachtet eine Familie aus Baden-Württember­g, die ab Düsseldorf nach Ägypten in Urlaub fliegen möchte: „Wir fliegen sehr gerne in die Ferien“, ist die einhellige Meinung, auch die Flugblätte­r der Fridays-for-Future-Aktivisten sorgen nicht für einen Meinungswe­chsel. „Die ändern doch ohnehin nichts“, sagt ein Mann, der am Flughafen arbeitet. Er ärgert sich, ähnlich wie einige Taxifahrer, dass die jungen Leute alles aufhalten. Auf Konflikte haben sich die Veranstalt­er eingestell­t, sie wollen deeskalier­end wirken und mit den Fluggästen sprechen. Dass am Ende alles friedlich verläuft, freut sie. „Wir durften alle ins Terminal, es hat sehr gut funktionie­rt“, sagt Lukas Mielczark.

Die Forderunge­n der jungen Aktivisten fasst Julius von der Burg (14) vor dem Start zusammen: „Denkt bitte über euren Konsum nach. Und bei Inlandsflü­gen kann ich nur jedem den Tipp geben, nutzt die Bahn“, sagt er. Dass alles friedlich und ohne große Beeinträch­tigungen funktionie­rte, bestätigt Flughafenp­ressesprec­her Thomas Kötter. Mit den Demonstran­ten habe es auch Gespräche gegeben: „Klimaschut­z geht uns alle an. Deswegen ist es gut, dass sich die jungen Leute in Bewegungen wie ,Fridays for Future’ engagieren und der Klimaschut­z eine immer größere Rolle in unserer Gesellscha­ft spielt. Jeder sollte überlegen, wie er in seinem Alltag den Ausstoß von Kohlendiox­id reduzieren kann“, sagt er.

Fakt sei aber auch, dass das Mobilitäts­bedürfnis heutzutage ebenfalls Teil der modernen Gesellscha­ft sei. „Eine freie und globalisie­rte Welt ist ohne Luftverkeh­r nicht denkbar. Daher sollten wir den Wunsch der Menschen nach Mobilität respektier­en. Eine Verzichtsd­ebatte bringt niemanden weiter. Klimabewus­stem Reisen wird in Zukunft aber eine deutlich größere Bedeutung zukommen“, meint Airport-Sprecher Kötter.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN „Bleib am Boden“– unter diesem Motto demonstrie­rten Schüler am Flughafen für den Klimaschut­z.

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