Spuren der Vergangenheit
Die Doku-Reihe „Native America“beschäftigt sich mit den amerikanischen Ureinwohnern.
DÜSSELDORF (ry) Die vierteilige Dokumentationsreihe „Native America“, die in spektakulären Landschaften gefilmt wurde, erzählt die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner. An der Schnittstelle zwischen moderner Forschung und überliefertem Wissen entsteht eine neue Sicht auf Nord- und Südamerika und die Menschen, die diese Kontinente besiedelten. Sie lebten in einer Welt, deren gigantische Städte durch Straßen, Brücken und soziale Vernetzung über zwei Kontinente miteinander verbunden waren; eine Welt, die blühende Zentren der Wissenschaft und Spiritualität hervorbrachte und in der vor Ankunft der ersten Europäer im Jahr 1492 über 100 Millionen Menschen lebten. Die unter Mitwirkung von Angehörigen indigener Völker entstandene Reihe zeigt eine Vergangenheit, die bis heute in den Zeremonien der Urvölker fortlebt. ARTE strahlt am heutigen Abend die ersten beiden Episoden der Reihe aus.
Die erste Folge führt von den faszinierenden Felsmalereien im westbrasilianischen Amazonas-Regenwald zu den eindrucksvollen Ruinen der ersten HopiSiedlungen in den Wüsten New Mexicos bis zum Grand Canyon, wo das Pueblo-Volk der Zuni seine Spuren hinterlassen hat. Weiter geht es zu Teotihuacáns Tempel der Gefiederten Schlange, der ein funkelndes kosmisches Sternenheiligtum birgt, bis an die südkalifornische Küste, wo die Chumash bis heute die flachen Kanus ihrer Urahnen nutzen. Die amerikanischen Ureinwohner erbauten in sechs Richtungen auf den Kosmos ausgerichtete Städte – wie etwa Chaco, Uxmal, Teotihuacán und Palenque in Mexiko, Cuzco und Chavín de Huántar in Peru oder auch Cahokia in den USA.
Die überlieferten Traditionen und die archäologischen Artefakte sprechen dafür, dass die verschiedenen Völker des amerikanischen Doppelkontinents ein historisches Erbe eint und dass sie letztlich von einem Volk abstammen. Auch jüngste DNA-Analysen bestätigen dies. Ihr Leben war sowohl von einem wissenschaftlichen Verständnis der Zyklen der Erde und der Himmelskörper als auch von der spirituellen Suche nach ihrem Platz in der Welt geprägt. Dieses Glaubenssystem, das unterschiedliche Kulturen teilen, wirkt bis heute in den religiösen Zeremonien der Urvölker fort.
Die zweite Folge beginnt am Onondaga Lake in Syracuse im Bundesstaat New York. An den Ufern dieses Sees bauten amerikanische Ureinwohner um das Jahr 1150, also 600 Jahre vor der Unabhängigkeitserklärung, Amerikas erste Demokratie auf. Deren Gründungsgeschichte wird in einem Geflecht aus heiligen Muschelperlen erzählt: einem sogenannten Wampum-Gürtel. Vertreter der Onondaga berichten über die uralte Tradition dieser Gürtel und erläutern, wie die für Vertragsschlüsse jeder Art unverzichtbaren Muschelgürtel die Gründerväter der USA inspirierten, die 1776 die Unabhängigkeitserklärung unterzeichneten.
Fernab vom Onondaga Lake, in den Anden Nordperus, ist Chavín de Huántar das Werk einer der allererstenKulturenAmerikas.Chavín gehört zu den ältesten Steinbauwerken Amerikas und entstand um 1300 vor Christus. Mit den Tempelbauten, die über geheimnisvolle Tunnellabyrinthe verfügen, in denen religiöse Zeremonien abgehalten wurden, wurde eine ganz neue Welt erschaffen.
Im pazifischen Nordwesten, auf Vancouver Island, werden Erinnerungen und Beziehungen durch eines der berühmtesten Identitätssymbole der amerikanischen Ureinwohner dargestellt: Totempfähle. Ähnlich wie Wampum-Gürtel zeichnen diese die Geschichte von Kriegen, Verwandtschaftsverhältnissen und Häuptlingen auf.
Native America (1+2/4), 20.15 Uhr, ARTE