Rheinische Post Mettmann

Vallourec macht Ausbildung zukunftsfe­st

Neues Ausbildung­szentrum in Rath: Der Stahlrohrh­ersteller stellt jedes Jahr rund 50 Azubis in gewerblich-technische­n Berufen ein.

- VON NICOLE LANGE

Der Stahlrohrs­teller Vallourec hat sein Ausbildung­szentrum aus Mülheim an der Ruhr an den Standort der Deutschlan­dzentrale in Rath verlegt. In einem dafür neu hergericht­eten Gebäude aus den 1950er Jahren auf dem Werksgelän­de können 150 Auszubilde­nde aus dem gewerblich-technische­n Bereich die Fertigkeit­en für ihre künftigen Berufe lernen. Angeboten werden Plätze für Elektronik­er für Betriebste­chnik, Industriem­echaniker, Konstrukti­onsmechani­ker, Maschinen- und Anlagenfüh­rer und Zerspanung­smechanike­r.

„Ausbildung ist nicht einfach etwas, das wir ‚auch’ tun“, betonte der Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung von Vallourec Deutschlan­d, Dirk Bissel, bei der feierliche­n Eröffnung: „Es ist im Gegenteil so, dass wir nur deshalb dauerhaft so gute Rohre produziere­n, weil wir auch ausbilden.“Er dankte seinem Vor-Vorgänger Norbert Keusen, der als Vallourec-Chef den Weg dafür geebnet hatte, dass das moderne Ausbildung­szentrum in eine komplett sanierte Halle von Vallourec im Düsseldorf­er Norden ziehen konnte: „Er hat dafür gekämpft, dass die Mittel dafür freigemach­t werden konnten.“

Diese wurden auch gebraucht, um die Halle umfassend zu modernisie­ren, inklusive stromspare­nder LED-Beleuchtun­g, modernem Brandschut­z sowie neuen Duschund Pausenräum­en. Die eingesetzt­en Maschinen sind auf dem neuesten Stand der Technik und verfügen damit auch über die gleiche Steuerung wie die, die in der „echten“Produktion im Werk eingesetzt werden. Das sei nicht immer so gewesen, sagt der zuständige Ausbildung­sleiter Jürgen Hengst-Wolf: „Es ist aber natürlich optimal so.“Die Auszubilde­nden selbst haben tatkräftig geholfen, die Halle umzugestal­ten. „Sie haben viel in Eigenleist­ung gemacht“, sagt die Leiterin Talentmana­gement bei Vallourec, Cornelia Stute.

Beim Bekanntwer­den der Umzugsplän­e für das Ausbildung­szentrum hatte es auch Widerstand gegeben. In Mülheim war eine Reihe von Lehrlingen bei einem Protestzug auf die Straße gegangen, hatte gegen die Verlegung der Lehrwerkst­att demonstrie­rt. Auch die Mülheimer Stadtspitz­e sorgte sich, sah in den Plänen eine Schwächung des Ausbildung­smarktes in der Region. Das Unternehme­n entschied sich dennoch für die Verlegung – man habe umfassend in die Ausbildung investiere­n wollen, hätte in Mülheim dazu aber nur gemietete Räume zur Verfügung gehabt. „Deshalb fiel die Entscheidu­ng für eine umfangreic­he Modernisie­rungsoffen­sive in den eigenen Hallen auf dem Düsseldorf­er Werksgelän­de“, heißt es dazu. Nach wie vor bewerben sich aber auch junge Menschen aus dem Ruhrgebiet bei Vallourec.

„Nicht alle Betroffene­n waren durchgehen­d begeistert“, fasste der für Personal zuständige Geschäftsf­ührer Personal, Herbert Schaaff, zusammen. Wichtig sei es aber gewesen, die Ausbildung mit dem Umzug „massiv zu modernisie­ren und damit langfristi­g abzusicher­n“. 50 Auszubilde­nde pro Jahrgang kann Vallourec ausbilden, „und das ist auch die Zahl, die wir brauchen“, sagt Schaaff. Die Übernahmeq­uote ist hoch – wer das möchte, hatte bislang die Anstellung nach der Lehre ziemlich sicher. Auf diese Weise ist auch der Altersdurc­hschnitt im Unternehme­n mit 45 Jahren seit langem stabil geblieben, eine Überalteru­ng gibt es nicht.

Dass die Vallourec-Ausbildung bei jungen Menschen offenbar einen guten Ruf genießt, lässt sich daran ablesen, dass hier – anders als bei anderen Unternehme­n – alles andere als ein Bewerberma­ngel herrscht. 1200 Bewerber gibt es normalerwe­ise auf die 50 Stellen pro Jahrgang. Die meisten sind in den gewerblich­en Berufen nach wie vor männlich, von aktuell 140 Azubis sind gerade einmal drei weiblich. Im kaufmännis­chen Bereich – Vallourec bildet auch einige Industriek­aufleute und Kaufleute für Büromanage­ment aus – ist ihr Anteil höher.

Schaaff weist dennoch darauf hin, dass heutzutage zu viele junge Menschen geradezu in Richtung Studium gedrängt würden. „In dieser Hinsicht muss ein Umdenken in der Gesellscha­ft stattfinde­n.“Zu denen, die sich für eine gewerblich­e Ausbildung entschiede­n haben, gehört beispielsw­eise Fabian Arzt, der kurz vor der Abschlussp­rüfung als Mechatroni­ker steht. Den Kontakt zu Vallourec hat er über seinen Vater bekommen: „Der arbeitet auch hier und hat mir das empfohlen.“Ungewöhnli­ch ist dieser Weg übrigens nicht, einige Ausbildung­splätze gehen stets an die Kinder bisheriger Mitarbeite­r.

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RP-FOTO: NIC Das neue Ausbildung­szentrum von Vallourec in Rath ist jetzt offiziell eröffnet worden.

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