Vallourec macht Ausbildung zukunftsfest
Neues Ausbildungszentrum in Rath: Der Stahlrohrhersteller stellt jedes Jahr rund 50 Azubis in gewerblich-technischen Berufen ein.
Der Stahlrohrsteller Vallourec hat sein Ausbildungszentrum aus Mülheim an der Ruhr an den Standort der Deutschlandzentrale in Rath verlegt. In einem dafür neu hergerichteten Gebäude aus den 1950er Jahren auf dem Werksgelände können 150 Auszubildende aus dem gewerblich-technischen Bereich die Fertigkeiten für ihre künftigen Berufe lernen. Angeboten werden Plätze für Elektroniker für Betriebstechnik, Industriemechaniker, Konstruktionsmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer und Zerspanungsmechaniker.
„Ausbildung ist nicht einfach etwas, das wir ‚auch’ tun“, betonte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Vallourec Deutschland, Dirk Bissel, bei der feierlichen Eröffnung: „Es ist im Gegenteil so, dass wir nur deshalb dauerhaft so gute Rohre produzieren, weil wir auch ausbilden.“Er dankte seinem Vor-Vorgänger Norbert Keusen, der als Vallourec-Chef den Weg dafür geebnet hatte, dass das moderne Ausbildungszentrum in eine komplett sanierte Halle von Vallourec im Düsseldorfer Norden ziehen konnte: „Er hat dafür gekämpft, dass die Mittel dafür freigemacht werden konnten.“
Diese wurden auch gebraucht, um die Halle umfassend zu modernisieren, inklusive stromsparender LED-Beleuchtung, modernem Brandschutz sowie neuen Duschund Pausenräumen. Die eingesetzten Maschinen sind auf dem neuesten Stand der Technik und verfügen damit auch über die gleiche Steuerung wie die, die in der „echten“Produktion im Werk eingesetzt werden. Das sei nicht immer so gewesen, sagt der zuständige Ausbildungsleiter Jürgen Hengst-Wolf: „Es ist aber natürlich optimal so.“Die Auszubildenden selbst haben tatkräftig geholfen, die Halle umzugestalten. „Sie haben viel in Eigenleistung gemacht“, sagt die Leiterin Talentmanagement bei Vallourec, Cornelia Stute.
Beim Bekanntwerden der Umzugspläne für das Ausbildungszentrum hatte es auch Widerstand gegeben. In Mülheim war eine Reihe von Lehrlingen bei einem Protestzug auf die Straße gegangen, hatte gegen die Verlegung der Lehrwerkstatt demonstriert. Auch die Mülheimer Stadtspitze sorgte sich, sah in den Plänen eine Schwächung des Ausbildungsmarktes in der Region. Das Unternehmen entschied sich dennoch für die Verlegung – man habe umfassend in die Ausbildung investieren wollen, hätte in Mülheim dazu aber nur gemietete Räume zur Verfügung gehabt. „Deshalb fiel die Entscheidung für eine umfangreiche Modernisierungsoffensive in den eigenen Hallen auf dem Düsseldorfer Werksgelände“, heißt es dazu. Nach wie vor bewerben sich aber auch junge Menschen aus dem Ruhrgebiet bei Vallourec.
„Nicht alle Betroffenen waren durchgehend begeistert“, fasste der für Personal zuständige Geschäftsführer Personal, Herbert Schaaff, zusammen. Wichtig sei es aber gewesen, die Ausbildung mit dem Umzug „massiv zu modernisieren und damit langfristig abzusichern“. 50 Auszubildende pro Jahrgang kann Vallourec ausbilden, „und das ist auch die Zahl, die wir brauchen“, sagt Schaaff. Die Übernahmequote ist hoch – wer das möchte, hatte bislang die Anstellung nach der Lehre ziemlich sicher. Auf diese Weise ist auch der Altersdurchschnitt im Unternehmen mit 45 Jahren seit langem stabil geblieben, eine Überalterung gibt es nicht.
Dass die Vallourec-Ausbildung bei jungen Menschen offenbar einen guten Ruf genießt, lässt sich daran ablesen, dass hier – anders als bei anderen Unternehmen – alles andere als ein Bewerbermangel herrscht. 1200 Bewerber gibt es normalerweise auf die 50 Stellen pro Jahrgang. Die meisten sind in den gewerblichen Berufen nach wie vor männlich, von aktuell 140 Azubis sind gerade einmal drei weiblich. Im kaufmännischen Bereich – Vallourec bildet auch einige Industriekaufleute und Kaufleute für Büromanagement aus – ist ihr Anteil höher.
Schaaff weist dennoch darauf hin, dass heutzutage zu viele junge Menschen geradezu in Richtung Studium gedrängt würden. „In dieser Hinsicht muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden.“Zu denen, die sich für eine gewerbliche Ausbildung entschieden haben, gehört beispielsweise Fabian Arzt, der kurz vor der Abschlussprüfung als Mechatroniker steht. Den Kontakt zu Vallourec hat er über seinen Vater bekommen: „Der arbeitet auch hier und hat mir das empfohlen.“Ungewöhnlich ist dieser Weg übrigens nicht, einige Ausbildungsplätze gehen stets an die Kinder bisheriger Mitarbeiter.