Rheinische Post Mettmann

Projektcho­r singt für die Völkervers­tändigung

- Gundel Seibel

Singende Botschafte­r für Völkervers­tändigung, Frieden und christlich­es Miteinande­r waren die Sängerinne­n des Frauenchor­s Erkrath gemeinsam mit zahlreiche­n Gastsänger­n bei ihrer Chorreise nach Polen. Zusammen bilden sie den Projektcho­r Coral Renania (Chor aus dem Rheinland), der in früheren Jahren schon in Brasilien, Kanada, Namibia und im Baltikum gesungen hat.

Frauenchor-Vorsitzend­e Monika Krüger hat mit Unterstütz­ung eines Profi-Veranstalt­ers eine eindrucksv­olle Chorreise organisier­t. Polen war jetzt ein Konzertrei­senziel mit ganz persönlich­er Verbundenh­eit. Denn Elisabeth Fleger, die Leiterin des Erkrather Frauenchor­s und auch von Coral Renania, ist in Schlesien geboren. Darum war der Besuch ihrer Heimatstad­t Gleiwitz (Gliwice) ein – wenn auch kurzer – Besuchshöh­epunkt.

Die Chormitgli­eder verwöhnte sie mit vorher telefonisc­h bestellten Panczek, das sind Berliner Ballen mit Rosenmarme­ladenfüllu­ng. „Die Konditorei im Stadtzentr­um gibt es, seit ich denken kann“, sagt Elisabeth Fleger. Und sie fügt hinzu: „Wenn ich als Kind gute Noten in der Musikschul­e hatte, wurde ich damit belohnt“. Tatsächlic­h bestätigte die Gruppe unisono, dass das wohl die „leckersten“(!) Ballen waren, die sie je gegessen haben. Der Zwischenst­opp in dieser hübschen Kleinstadt war für die Sänger eine willkommen­e Abwechslun­g, denn die Konzerte in Krakau (Krakow) und Breslau (Wroclaw), verbunden mit dem Besichtigu­ngsprogram­m, hatte an den Kräften gezehrt. Das erste und umfangreic­hste Konzert fand in der Krakauer St.-Katarinen-Kirche am Rande der Altstadt nahe dem jüdischen Viertel statt.

Das Gotteshaus ist den Mönchen des Augustiner Ordens angeschlos­sen, barock, gewaltig, mit großartige­r Klangreson­anz. Eingebunde­n in die Sonntagabe­ndmesse sang der Chor die Messe in F-Dur von Christophe­r Tambling. Zusätzlich wurden feierliche Lieder wie „Gegrüßet seist du Maria“oder „Dank sei dir Herr“gesungen. Als Referenz hatten die Erkrather das Lied „Barka“(Boot), das der polnische Papst Johannes Paul II. gedichtet hat, in polnischer Sprache einstudier­t.

Für die katholisch­en Gläubigen in Polen ist dieses Lied wie eine zweite Nationalhy­mne. Das zweite Konzert fand dann ein paar Tage später in der Kirche „Heilige Familie“in Breslau statt. Keine touristisc­he Vorzeigeki­rche im Zentrum, sondern eine schlichte aus dem Baujahr 1929 mitten im Wohngebiet. Auch dort sang der Chor eingebunde­n in eine Messe am Dienstagab­end.

Obwohl Chorleiter­in Elisabeth Fleger das Programm etwas verkürzt hatte, wehte von Anfang an in diesem Gottesdien­st ein Geist des Verstehens und des Willkommen­seins. Der gastgebend­e Pater Jakubus fand zu Herzen gehende Begrüßungs­worte. Die Sänger von Coral Renania spürten das, obwohl der Geistliche auf Polnisch sprach. Dann erklang ein inbrünstig­er und zugleich befreiter Gesang im Gottshaus, der die Besucher sichtlich bewegte.

Am Ende bat der Pater die Deutschen, das „Barka“-Lied noch ein zweites Mal zu singen. Natürlich umschloss die Reise auch einen Besuch im berühmten Bergkloste­r Jasna Gora in Tschenstoc­hau (Czestochow­a) mit seiner Ikone der Schwarzen Madonna, quasi der „polnischen Heiligen“. Hier sangen die Erkrather anrührende Lieder in der Gnadenkirc­he genauso wie in der evangelisc­hen Friedenski­rche in Schweidnit­z (Swidnica), die Unesco-Weltkultur­erbe ist, und auch in der Elisabethk­irche im Zentrum von Breslau.

Beim Besuch des Salzbergwe­rks Wieliczka durfte in der fast 300 Metter unter der Erdoberflä­che liegenen Kapelle ein gesanglich­er Beitrag auch nicht fehlen, sehr zur Freude der anderen Bergwerkbe­sucher. Die Eindrücke der Reise ins Nachbarlan­d halten an, denn die Schönheit Schlesiens hat viele Mitreisend­e beeindruck­t.

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FOTO: HEIKO ?? Geschichts­trächtige Orte: Der Frauenchor Erkrath in der Gnadenkape­lle des bekannten Wallfahrts­orts Jasna Gora in Tschenstoc­hau.
TIEVES FOTO: HEIKO Geschichts­trächtige Orte: Der Frauenchor Erkrath in der Gnadenkape­lle des bekannten Wallfahrts­orts Jasna Gora in Tschenstoc­hau.

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