Mit 39 ging es richtig los
Burghart Klaußner feierte im Schauspielhaus 70. Geburtstag und blickte zurück.
Am 16. Januar wird Burghart Klaußner in Düsseldorf als Galileo Galilei auf die große Bühne treten. Mit dieser Brecht-Premiere will das Schauspielhaus sein 50-jähriges Bestehen feiern. Während der Vorarbeiten für die Inszenierung, eigentlich aber aus Anlass seines 70. Geburtstags, gab es für Klaußner einen Extra-Auftritt im Foyer der Theaterbaustelle. „Backstage“soll ein zukünftiges Format des Hauses werden, ist aber auch der Titel eines neuen Buchs über den bekannten Schauspieler.
Für das Gespräch in Düsseldorf hatten Klaußner, der seit Jahrzehnten an der Elbe lebt, und der Journalist Thomas Irmer das Buch auf seine Bezüge zu der Stadt am Rhein hin vorbereitet. Hamburg und Düsseldorf? Da fiel beinahe zwangsläufig der Name Gustaf Gründgens: „Meine Mutter war eine glühende Gründgens-Verehrerin“, sagte Klaußner, „trotz oder vielleicht wegen seiner Nähe zu den Nazi-Größen. Denn der Schauspieler hatte die Fähigkeit, Glanz auf das Finstere zu projizieren.“
Der weitere Verlauf des Gesprächs war angefüllt mit den großen Namen der Theaterwelt seit den 1960er Jahren. Klaußner kennt sie alle, die Kollegen und Regisseure aus Berlin,
Wien, Bochum, Stuttgart und anderen Städten, wo er engagiert war. Manchmal nur für eine einzige Spielzeit, und nicht immer mit einem freiwilligen Abgang. „Es gibt in meinem Leben eine lange Geschichte des Scheiterns“, resümierte der Schauspieler ohne jede Bitternis. „Erst mit 39 Jahren bekam ich in Köln meine erste Hauptrolle.“
Seine Ausbildung erhielt Burghart Klaußner ab 1969 an der Berliner Max-Reinhart-Schule für Schauspiel. Nach vielen Theaterjahren begann dann seine erfolgreiche
Filmkarriere, die ihm auch mit 70 Jahren immer neue Rollenangebote bringt. Für die Titelrolle des Frankfurter Staatsanwalts Fritz Bauer in dem 2015 erschienenen Film erhielt Klaußner unter anderem den Bayrischen Filmpreis und wurde für den Europäischen Filmpreis nominiert.
Besonders intensive Erinnerungen hat der Schauspieler an „Das weiße Band“von Michael Haneke, wo er den humorlosen, vor allem aber gnadenlosen Pfarrer verkörperte. Und an seine Arbeit mit Heinrich Breloer, mit dem er fünf Filme drehte. Darunter auch in der Rolle Bertold Brechts. Jetzt musste sie kommen, die Frage Thomas Irmers nach dem Einfluss dieser Filmrolle auf seine Düsseldorfer Arbeit an der Figur des Galilei. Doch hier winkte Klaußner ab: „Wir sind erst bei den intensiven Leseproben. Keiner weiß jetzt schon, wie das enden wird. Im Übrigen kann ich aber ohnehin nur jedem empfehlen: Lesen Sie das Stück, lesen Sie es immer wieder. Daraus werden Sie den größten Gewinn ziehen.“
Info Das Buch „Klaußner – Backstage“von Thomas Irmer ist im Verlag Theater der Zeit erschienen (160 Seiten,
18 Euro). Am 16. Januar feiert „Leben des Galilei“mit Burghart Klaußner Premiere im Schauspielhaus.